Leserunde

Leserunde zu "Bis die Sterne zittern" (Johannes Herwig)

Bis die Sterne zittern - Johannes Herwig

Bis die Sterne zittern
von Johannes Herwig

Bewerbungsphase: 29.03. - 12.04.

Beginn der Leserunde: 19.04. (Ende: 10.05.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir 20 Freiexemplare von "Bis die Sterne zittern" (Johannes Herwig) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

Deutscher Jugendliteraturpreis: Nominierung 2018, Kategorie: Preis der Jugendjury 

Leipzig, 1936. Am ersten Tag der Sommerferien wird der 16-jährige Harro in eine Prügelei mit Hitlerjungs verwickelt. Unverhofft bekommt er Hilfe von Gleichgesinnten, die wie er nichts mit der Nazi-Ideologie zu tun haben wollen. In dem Jahr, das folgt, ändert sich für Harro alles. Reibereien mit den Eltern und Ärger in der Schule, Nächte am Lagerfeuer, politische Aktionen, erste Liebe. Und über allem die bange Ahnung, dass sein wildes Treiben gefährliche Konsequenzen haben kann.

Die »Leipziger Meuten«, oppositionelle Jugendcliquen ähnlich den »Edelweißpiraten«, haben Johannes Herwig zu seinem Debüt inspiriert. Kraftvoll, mitreißend und emotional erzählt Herwig vom Erwachsenwerden in einer Diktatur. Die Fragen, die er dabei stellt, sind heute so aktuell wie damals: Mitmachen, sich still anpassen oder Kontra geben?

»Der Roman veranschaulicht überzeugend den Widerstand gegen ein unmenschliches Regime und den Mut von Jugendlichen, sich anders zu verhalten.«
Paul-Maar-Preis, Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur

ÜBER DEN AUTOR:

Johannes Herwig, geb. 1979 in Leipzig, Connewitz, wusste schon als Kind genau, was er wollte: Schreiben. Zunächst studierte er Soziologie und Psychologie und gründete die Filmgalerie Phase IV in Dresden, bevor er sich seiner Berufung widmete und die Arbeit an seinem Roman über die Leipziger Meuten begann. „Bis die Sterne zittern“ wurde mit dem Paul-Maar-Preis für junge Talente ausgezeichnet.

10.05.2018

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
dieUnkaputtbare kommentierte am 24. April 2018 um 16:39

Als ob der arme Harry nicht schon genug Probleme hat, kommt nun auch noch die Liebe ins Spiel. Nachdem er ja erst Josephine geküsst hat, ist er nun irgendwie mit Käthe zusammen. Verwirrend, vor allem wenn man niemanden hat, mit dem man so richtig reden kann darüber..

Und dann gibt es wieder eine Schlägerei,als sich die Jungs wehren, kommt auch ein Gegner zu schaden

Als Harro dann von der Gestapo abgeholt wird und für einige Tage in Haft geht, fliegt auch zu Hause alles auf. Und dann beweisen seine Eltern, wie toll sie eigentlich sind. Ich muss ehrlich zugeben, das ich an der Stelle geweint habe,wo Harro seinen Zeitungsausschnit sucht und denkt,die Gestapo hat ihn bei der Durchsuchung mitgenommen ! Und dann kommt sein Vater und gibt ihm den Abschnitt. Er hat also alles gewusst und hält trotzdem zu seinem Sohn. Das hat mich sehr gerührt.

Und auch Heinrich wird geholt und ich war richtig schockiert.Heinrich steht auf Jungs und wird deswegen nicht freikommen ! In wie weit die Clique noch weitermachte,erfahren wir in nicht mehr

Und damit endet die Geschichte, es gibt aber noch ein interessantes Nachwort

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Kristall86 kommentierte am 24. April 2018 um 19:36

Ich bin jetzt auch durch...schade eigentlich das wir nicht mehr über die Clique erfahren haben. War doch sehr interessant. Harros Eltern haben mich auch hier total überrascht und ja, ich war auch gerührt. Ich hätte es bicht vermutet aber hatte ja schon geschrieben in einenm anderen Post dass da etwas in ihnen schlummern wird was wir als Leser noch nicht ahnen konnten und siehe da, da hatten wir die wahre Überraschung. Das hatte wirklich Stil von Harros Vater! Und dann noch das Thema Liebe...Josephine...Käthe...das gehört halt im Leben eines Jungen dazu....ich fand den Kuss zwischen Josephine und ihm schön. Die Sache mit der Gestapo war sehr heftig. Das Thema Homosexualität war zu Nazi-Zeiten nicht nur verpönt, es galt als größte Schande neben dem Juden-sein. Auch Menschen mit dieser Neigung wurden extrem gequält und teilweise auch ermordet. Sie passten halt nicht ins System. Heftig...eigentlich, gibt es für diese Taten und Haltungen kein gerechtes Wort.

Meine Rezi folgt in kürze.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
lesebrille kommentierte am 25. April 2018 um 07:43

Harro im Gefängnis,da habe ich es auch mit der Angst zu tun bekommen. Und das sein Vater so toll reagiert hat,ich habe es  vernutet,das die Eltern als Sozialisten Harros Aktivitäten stillschweigend tolerieren .Der Vater war toll in der Situation mit der Gestapo und Das er schon früher Bescheid wusste habe ich mir gedacht. Die Eltern sind ja nicht dumm,nur auch sehr mit sich selbst und der politischen Situation beschäftigt/verängstigt. 

Die erste Liebe,alles sehr schön und dezent formuliert finde ich.Heinrich,der auf Jungen steht, da tun mir Sohn und Vater sehr leid,obwohl es hier ja nur fiktive Figuren sind. 

Das Nachwort finde ich auch wichtig und interessant.

Den Auszug des Leibziger Stadtplans auf den Innenseiten des Covers finde ich auch gut,toll wäre noch eine Skizze zu dem Übernachtungsusflug gewesen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Myrna kommentierte am 26. April 2018 um 00:37

Nach Harros Abreise vom Winterlager der HJ fliegt er natürlich aus der HJ raus und wagt es den Eltern nicht zu sagen. Da kann ich mich gut reinversetzen.

Es gibt wieder Prügeleien mit der HJ, und Harro verliebt sich in Käthe. Das Gefühlschaos (Käthe - Josephine), das solch ein junger Mensch erlebt, wird recht gut abgebildet in der Geschichte. Mir hat das sehr gefallen.

Harro wird verhaftet - mir wurde da schon recht mulmig. Und als ich las, was man den Häftlingen da zu Essen gegeben hat, war ich doch etwas geschockt. Zum Glück ist er wieder frei gekommen. Da kann man mit den Eltern zusammen nur mal aufatmen.

Ich war aber schon überrascht, wie sein Vater sich verhalten hat. Er hat wohl doch mehr mitbekommen, als Harro ahnte. Schön fand ich, dass er dann seinen Eltern gegenüber offen war und vieles erzählt hat.

Als dann Heinrich verhaftet wird, versucht Harro, dessen Vater zu trösten - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber dem Vater ist schon klar, dass sein Sohn nicht mehr kommen wird - Homosexualität wurde verfolgt und absolut nicht geduldet.

Das erklärende und informative Schlusskapitel lässt anklingen, was mit den "Meuten" der Jugendlichen passiert sein wird. Natürlich hat sich der Staat drastisch gewehrt. Ich kann nur den Hut ziehen vor dem Mut der jungen Leute und dankbar sein, dass ich in solcher Zeit nicht leben musste.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
frenx kommentierte am 28. April 2018 um 22:01

Ja, er hat mehr mitbekommen und hat seine Schlüsse gezogen. War bei der neuen Kleidung des Sohnes ja auch nicht so schwer. Was ich mich noch Frage: Wann hat er das Heft der Bündischen Jugend aus dem Versteck geholt? Hat er "auf Verdacht" das Zimmer des Sohnes inspiziert oder hat er geahnt, dass sein Zimmer noch untersucht wird und hat nach Harros Verhaftung gleich ins Zimmer geschaut und das Versteck entdeckt? 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Myrna kommentierte am 30. April 2018 um 17:11

Direkt nach Harros Verhaftung? Nee, glaub ich nicht, dass dem Vater noch die Zeit geblieben wäre, denn die haben ja sozusagen postwendend das Zimmer durchsucht. Er wird das vorher gefunden haben, denn ich vermute, dass er ja auch erst mal hat suchen müssen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
FIRIEL kommentierte am 01. Mai 2018 um 08:58

Ja, das war vorher, "eine Weile". Was bedeutet, dass der Vater (und vielleicht auch die Mutter) sein Zimmer durchsucht haben. Das würde Harro normalerweise empören, aber nun kann er dankbar sein.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
frenx kommentierte am 01. Mai 2018 um 09:19

Ja, das war das, was mich sehr gewundert hat, dass Harro so gar nicht negativ darauf reagiert. 

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marsupij kommentierte am 26. April 2018 um 15:13

Jetzt haben wir zeitlich kurz vor Ende wie vermutet den Prolog "eingeholt". Warum wurde Harro nun genau festgenommen und dann wieder frei gelassen? Wer hat ihn verpfiffen? Lag es an seiner Verbindung zu Heinrich oder war es Karl? Mir wurde da zu viel im Unklaren gelassen. Und dann diese spontane Entlassung. Die Verletzung klang auch erst schlimmer und was nun mit dem Ohr war, wer weiß?

Das Thema Homosexualität wirkt für mich wie noch eben "reingequetscht". Und jetzt geht es erstmal weiter wie bisher? Treffen vor dem Kino sind kein Problem mehr.

Das Nachwort hat mir eigentlich am besten gefallen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Myrna kommentierte am 27. April 2018 um 18:15

Ich glaube gar nicht mal, dass jemand Harro verpfiffen hat. In dieser Zeit damals wurde jeder und alles beobachtet, ein Nachbar tratscht, und schon ist man in der Klemme. Ich denke, das ging damals ruckzuck.

Und dass sie Harro verhaftet haben, denke ich, geschah aus dem Grund, weil sie genau wissen wollten, ob er auch schwul ist. Das war natürlich alles nicht so wirklich klar erzählt, aber ich meine, man kann da einiges zwischen den Zeilen lesen. Für mich ergaben sich jedenfalls keine Fragen mehr.

Nur hätte die Geschichte noch ein Weilchen weiter erzählt werden können. Aber dass es hier endete, wird evt. seine Gründe haben.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Philippa kommentierte am 28. April 2018 um 18:45

Da gab es doch auch irgendwo eine Szene, in der Heinrich Harro so seltsam anschaut und eigentlich gerne etwas sagen möchte, es dann aber doch lässt. Da habe ich schon den Gedanken gehabt, er wollte Harro gestehen, dass er mehr für ihn fühlt. So ganz überraschend kam das mit der Homosexualität für mich daher nicht.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
parden kommentierte am 29. April 2018 um 12:48

Das ist mir auch so gegangen - die Idee, dass Heinrich schwul sein könnte, hatte ich schon recht früh. Ein wenig Sorge hatte ich kurz, dass Käthe auch befragt wurde - und dann erzählt hätte, dass in der gemeinsamen Nacht eigentlich nichts passiert ist. Genauso war es ja auch bei Hilma und Heinrich. Da hätte rasch ein falscher Gedanke aufkommen können...

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frenx kommentierte am 01. Mai 2018 um 09:23

Ja, ich glaube auch, dass die "Meute" nur zufällig ins Visier der Gestapo kam, dass sie eigentlich eher nach Homosexuellen gesucht haben und den Freundeskreis von Heinrich unter die Lupe nahmen. Aber wenn man weiß, dass die Meuten später hochgenommen wurden, geht man davon eben erst mal aus - also ich zumindest habe das zunächst ganz automatisch angenommen.  

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marsupij kommentierte am 01. Mai 2018 um 18:53

Ich glaube nicht, dass sie bewusst nach Homosexuellen gesucht haben, sondern eher nach jedem, der anders war, vom Muster abwich und darunter fielen die Jugendlichen allein schon aufgrund ihrer Kleidung.

Das mit dem Gespräch, das Heinrich führen wollte, war mir auch klar.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Engel07 kommentierte am 26. April 2018 um 17:02

Harro fliegt aus der HJ, war ja schon fast klar. Die erste Erfahrung mit einer Freundin. Eine neue Schlägerei, dieses Mal heftiger als beim letzten Mal. Dann wird Harro verhaftet, kommt wieder frei. Heinrich wird verhaftet, dann endet das Buch.

Mir war hier irgendwie alles zu schnell. Warum wurde denn Harro verhaftet und wieder freigelassen?

Die Stelle mit den Eltern hat mir am besten gefallen. Der Vater wußte Bescheid und hat Harro dennoch sein Ding machen lassen! Sie stehen  zu Harro. Das hat mir gut gefallen.

Das Buch hat irgendwie ganz abrupt geendet, so was gefällt mir nicht so sehr.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
parden kommentierte am 29. April 2018 um 12:52

Mich störte das auch erst, dass man nicht erfahren hat, weshalb Harro eigentlich verhaftet wurde. Aber ist es nicht genau das, was Harro erlebt? Auch er kann sich höchstens was zusammenreimen. Und ist es nicht eigentlich ein kluger Schachzug des Autors, den Leser ebenso im Ungewissen zu lassen? Genauso haben die Schergen der Nazis doch gearbeitet - mit Angst und Ungewissheit und Folter und Willkür. So gesehen fand ich diesen Teil richtig gut...

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
FIRIEL kommentierte am 01. Mai 2018 um 08:50

Ja, das überzeugt mich.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
laurina kommentierte am 10. Mai 2018 um 15:21

Ja, da stimme ich euch voll zu....

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Philippa kommentierte am 28. April 2018 um 18:42

Eine schlimme Erfahrung, die Harro hier erleben musste. Die Szenen, in denen er von der Gestapo mitgenommen und eingesperrt wird, fand ich sehr schlimm. Eigentlich ist er ja noch ein Kind, und dann so eine Behandlung. Ich glaube fast, das Warten und die Ungewissheit sind mit am Schlimmsten. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Aber Harro hat noch Glück im Unglück gehabt. Was mag mit Heinreich geschehen?

Hier muss ich wirklcih sagen, dass mich Harros Eltern doch noch positiv überrascht haben! Mit so einem Verhalten habe ich von ihnen gar nicht mehr gerechnet. Harro scheint ihnen also doch nicht egal zu sein!

Harros erste Erfahrungen mit der Liebe fand ich gut beschrieben. Seine Gefühle konnte ich gut nachvollziehen.

Ein bisschen schade fand ich das sehr offene Ende. Eigentlich habe ich ja nichts gegen offene Enden in Geschichten, man kann ein bisschen seine Fantasie spielen lassen.Aber ein paar mehr Infos hätte ich mir dennoch hier schon gewünscht.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
parden kommentierte am 29. April 2018 um 12:56

Harros Eltern haben mich auch positiv überrascht - aber dass sie nicht vollkommen gegen das Verhalten ihres Sohnes waren zeigte sich für mich auch durch ihr Schweigen. Sie haben meistens nicht nachgefragt, was für einen Umgang Harro pflegt, denn dann hätten sie mehr Stellung beziehen müssen, vermutlich gegen ihre eigene Überzeugung. Das Schweigen war ein Zeichen zumindest für eine Art Toleranz. Die Eltern hatten ja Augen im Kopf und haben gesehen, was Harro z.B. für Kleidung trägt. Dass sie mehr wussten als alle ahnten (die versteckten kompromittierenden Unterlagen z.B.), hat mich dann aber doch überrascht.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
FIRIEL kommentierte am 01. Mai 2018 um 08:55

Ich habe die Eltern auch positiver gesehen. Und eigentlich hatte ich vermutet, dass sie selbst auch in irgendeiner Form im Widerstand aktiv sind und deshalb nach außen so neutral dastehen wollen. Auch bei einigen anderen hätte ich auf mehr politische Aktion getippt, z.B. bei Friedrich, aber Fehlanzeige. Pitt, der da früher aktiv war, scheint jetzt nur noch auf Prügeleien aus zu sein.

Wobei ich es ziemlich unrealistisch finde, dass er so unbehelligt davon kommt. Wer einmal aufgefallen war, war ja verdächtig und wurde sicher schnell mal wieder für ein paar Tage in Untersuchungshaft (sprich Folter) genommen.

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frenx kommentierte am 28. April 2018 um 21:57

So, jetzt bin ich am Ende. Und eigentlich ist gar nicht so klar, wie es weitergehen wird. ein unbefriedigendes Ende, irgendwie. Wer Harro verpetzt hat, bleibt offen. Vielleicht ja Karl. 

Gut gefallen hat mir, dass die Eltern etwas mehr Berücksichtigung finden. Und die Gefahr, der die Meuten ausgesetzt sind, wird mehr als deutlich. 

So richtig weiß ich noch nicht, was ich von dem Buch halten soll. 

Einerseits hat es mir gut gefallen, und es hat die Meuten auf jeden Fall lebendig werden lassen. Aber wie es im Nachwort heißt: es waren lockere Zusammenschlüsse, nur bedingt politisch. Da kann man in einem Buch keine heroische Widerstandsgruppe draus machen. Insofern hat mir Herwigs Buch gefallen. Die lockere Gruppe, die sich zusammenfindet, weil sie keinen Bock auf Konformismus und vor allem Zwang hat. 

Andererseits gibt es noch viele lose Enden. Harro als Jugendlicher, der auf dem Weg ins Erwachsenenleben ist, ist gut getroffen. Aber wie es mit ihm weitergeht: man kann es nicht einmal vermuten. Auch viel Recherchearbeit ist erkennbar: Spiele, Ereignisse der damaligen Zeit sind eingebunden. Trotzdem fehlt der Geschichte ein wenig der Pepp. Für mich liegt das vor allem an der gewählten Ich-Perspektive: da kann man nicht über die Grenzen der Perspektive des Jugendlichen hinaus, der ja schon vergleichsweise reif ist. Man erfährt wenig von den besorgten Eltern, wenig von den Beobachtungen der Gestapo usw. Und die Sprache ist (vor allem am Ende von Kapiteln) viel zu lyrisch, als dass sie zu einem Jugendlichen passt. Ein auktorialer Erzähler hätte eher nicht zu diesen Schwächen geführt. 

Gut gefallen hat mir das Buch auch deshalb, wiel ich mal für ein paar Jahre in Leipzig gewohnt habe und daher einige der Orte kenne. 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
parden kommentierte am 29. April 2018 um 13:15

Auch ich habe das Buch nun beendet und finde persönlich das offene Ende auch nicht so schön, weiß aber auch nicht, wie man das hätte vermeiden können, ohne eine weitere, ganz andere Geschichte zu erzählen. Das Nachwort lässt ja ahnen, was auf die Leipziger Meuten und damit auch auf Harro in den folgenden Jahren zukommt.

Der Roman hat es in jedem Fall geschafft, mir diese mir bis dahin unbekannte Gruppierung näherzubringen. Bis zum Nachwort war ich jedoch etwas enttäuscht, denn zumindest Harro ist da ja nur zufällig hineingestolpert, und ein expliziter Widerstand gegen die Nazis war das ja nicht. Eher etwas 'Wischiwaschi'. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass Harro im Verlauf der Erzählung reift und zunehmend Entscheidungen trifft - gegen die HJ z.B., gegen den Zwang der Koformität, für die Individualität und die Freiheit zu denken und zu sagen was man will - und dafür auch die möglichen Konsequenzen in Kauf nimmt. Gut gefallen hat mir, dass er dabei als 'ganz normaler' Jugendlicher mit all den 'normalen' Themen rüberkam. Das Nachwort hat dann vieles erklärt, und ja, viele sind in diese Bewegung wie Harro einfach so reingerutscht, ohne dass von Anfang an die Absicht dahinter stand, gegen die Nazis zu intrigieren. Widerstand durch Zufall, sozusagen.

Jetzt werde ich mir mal Gedanken über die Rezension machen... :)

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
FIRIEL kommentierte am 01. Mai 2018 um 09:29

Hm. Ende. Irgendwie nicht wirklich befriedigend. Wir können uns selbst ausmalen, wie es weitergeht. Einen offenen Schluss finde ich normalerweise auch okay, er regt zum Denken an. Aber hier ist ja erst der Anfang der Hitlerzeit beschrieben; das wird ja alles noch viel schlimmer, und dann folgt der Krieg. Harros Entschluss und die Zustimmung seiner Clique zum Weitermachen wirkt auf mich reichlich naiv. Ihnen geht es ja nicht um politische Aktion, sondern einfach nur darum, als Clique zusammen zu bleiben. Was muss denn noch passieren, damit sie merken, welche Folgen das hat? Sie schieben alles auf die Homosexualität und machen vor dem Rest die Augen zu.

Hochachtung habe ich vor Edgar: Er steigt aus - nicht aus Angst um sich, sondern aus Verantwortungsgefühl für seine kleine Schwester. 

Und nicht nur sie ist in Gefahr. Die ganze Clique ist ja in der Öffentlichkeit präsent und durch ihre Kleidung eindeutig identifizierbar. Sie werden alle sicherlich über kurz oder lang alle der Gestapo bekannt sein. Ganz besonders Hilma und Käthe mit ihrem jungenhaften Aussehen dürften da Anstoß erregen. Das mindeste wäre eine "Abreibung" durch eine HJ-Gruppe, aber es ist durchaus auch schlimmeres denkbar: Verprügeln, zusammenschlagen, eine Gruppenvergewaltigung, Folter bei der Gestapo, ein Umerziehungslager... Ob Harro dann weiterhin mit seiner Lederhose vor dem Kino steht?

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
smberge kommentierte am 02. Mai 2018 um 20:46

Ich habe den letzten Abschnitt gestern noch zu Ende gelesen, wollte doch noch unbedingt wissen, wie es ausgeht. Ich bin schon froh, dass Harro nicht im Gefängnis bleiben musste, sondern wieder frei gekommen ist. Auf seine Eltern kann Harro stolz sein. Durch seine Verhaftung ist alles aufgeflogen und seine Eltern scheinen ihn doch zu unterstützen. Es war halt einfach für alle eine schlimme Zeit und die Sprachlosigkeit seiner Eltern ist wahrscheinlich einfach ihre Art, damit umzugehen.

Heinrich trifft es da schon schlimmer, wurde er doch wegen Homosexualität verhaftet. Das war etwas überraschend und ich hatte in den Ereignissen zuvor auch keine Hinweise darauf gefunden. Aber gut, das war einen interessante Wendung.

Mir ist leider nicht gang klar, ob es Harro wirklich gab, oder ob das nur ein ausgedachte Person ist, die für die Geschichte hergenommen wurde. Mir ist diese Frage bei historischen Romanen immer sehr wichtig und diese Frage wurde hier nicht beantwortet. Es gab diese Jugendgruppen, aber gab es auch die Ereignisse und die Personen????

Eine interessante und wichtige Geschichte, die aber leider etwas blass geblieben ist. Aus dem Thema hätte man glaube ich mehr machen können. 

 

 

 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
FIRIEL kommentierte am 06. Mai 2018 um 11:16

Die Meuten waren historisch. Harro ist, denke ich, fiktiv.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
lesebrille kommentierte am 10. Mai 2018 um 07:26

So dachte ich es mir auch.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
Tuelpchen1987 kommentierte am 02. Mai 2018 um 22:27

Harro ist nun mit Käthe zusammen und sie mögen sich wirklich sehr. Käthe freut sich total als Harro wieder freigelassen wurde. Sie kamen sich im Buch auch etwas näher, aber alles sehr romantisch und nicht so übertrieben.

Harro hat in seiner Haft etwas Zeit über sein Leben nach zu denken. Doch nach kleinen Zweifeln ob es der richtige Weg ist den er geht, weiß er das er für das was er Fühlt einstehen muss. Egal wie es Endet. Wir hätten damals einige Harros mehr gebraucht. 

Harro hat es sehr mitgenommen, das er nicht wusste ob sie den Jungen von der HJ im Kampf sogar getötet haben könnten. Die Schlägerei war schon hart, aber auch richtig. Immerhin haben sie zuvor zu zweit, einen einzelnen Niedergemacht.

Das Ende des Buches ist sehr offen, irgendwie ein bisschen Schade. Sind sie irgendwann alle der HJ zum Opfer gefallen oder haben sie es geschafft glücklich und alt zu werden. Dies kann sich nun jeder selbst ausmalen. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 177 bis Ende
laurina kommentierte am 10. Mai 2018 um 15:27

Ich fand die Szene mit Heinrichs Vater rührend.... und traurig.... Er wusste, dass sein Sohn Jungen liebt und hat zu ihm gehalten, was damals noch wesentlich seltener war als heute. Auch Harros Vater ist zu Höchstform aufgelaufen und hat ihm zwar hinterherspioniert, bzw. sich sehr dafür interessiert, was Harro ihnen verheimlicht, aber es geschah aus Liebe und Fürsorge. Den Eltern und Harro ist klar, wie viel "Glück" Harro hatte. Sehr gut finde ich das offene Ende... so kann ich in meinem Kopf Harro als Überlebenden sehen, obwohl er weiter politisch aktiv war und das Nachwort verrät, dass mit viel Gewalt die Jugendgruppen zu Ruhe gebracht wurden. Ein sehr bewegender Roman...