Leserunde

Leserunde zu "Die Farbe von Milch" (Nell Leyshon)

Die Farbe von Milch
von Nell Leyshon

Bewerbungsphase: 01.01. - 15.01.

Beginn der Leserunde: 22.01. (Ende: 11.02.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir 20 Freiexemplare von "Die Farbe von Milch" (Nell Leyshon) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.

ÜBER DIE AUTORIN:

Nell Leyshons erster Roman, Black Dirt, stand auf der Longlist des Orange Prize und auf der Shortlist des Commonwealth Prize. Ihre Theaterstücke und Hörspiele erhielten ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen. Für ihren zweiten Roman, "Die Farbe von Milch", war sie neben James Salter und Zeruya Shalev für den Prix Femina nominiert. Nell Leyshon wurde in Glastonbury geboren und lebt in Dorset.

12.02.2018

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 152 bis Ende

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lex kommentierte am 24. Januar 2018 um 23:37

UFF!

HIMMEL!

Also doch...

Ich konnte nicht aufhören zu lesen und bin in einem Rutsch durch. Die Leseabschnitte sind auf jeden Fall clever aufgeteilt. Das Ende hat mich kalt erwischt, ich stehe immer noch unter Schock. Da hat mich die Autorin seitenweise in Sicherheit gewogen (nur die leise Stimme aus dem Klappentext "dramatische Wendung, dramatische Wendung" zirkelte durch meinen Kopf) und jetzt kam es doch noch dicke.

Das letzte Drittel empfand ich als klaren Bruch und ich denke, das ist auch ganz bewusst so angelegt. Eine Vergewaltigung ist ein so einschneidendes, traumatisches Erlebnis, dass auf einen Schlag nichts mehr ist, wie es war und das wird im Text auch spürbar, auch wenn fast ausschließlich Begebenheiten geschildert werden und eigentlich nie reflektiert wird. Die Autorin hat mir die Persönlichkeit von Mary, dieses Schelmische, diese Leichtigkeit, diese Furchtlosigkeit, alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt ins Herz geschlossen hatte, mit Gewalt entrissen... auch, wenn in den letzten Zeilen die alte Willensstärke aufflackert, zurück bleibt doch eine gebrochene Seele. Und mein gebrochenes Leserherz. Frau will man im Jahr 1831 eher nicht gewesen sein!

Die Reaktion des Vaters hat mich überrascht, da ist ja doch noch ein bisschen Menschlichkeit. Die kurze Passage mit dem Großvater war herzergreifend... und was ich über den Pfarrer geschrieben habe, von wegen nett, nehme ich hiermit hochoffiziell zurück #keineworte.

Ich lass die Geschichte jetzt weiter sacken und bin gespannt auf eure Eindrücke.

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StephanieP kommentierte am 25. Januar 2018 um 10:36

Es ist wirklich schockierend, wie Mary dem Pfarrer ausgeliefert ist und sich die Vergewaltigungen immer mehr abzeichnen ohne, dass Mary ihm entkommt. Sie ist von der Gunst des Pfarrers abhängig. Besonders schlimm finde ich, dass sich das Martyrium der Vergewaltigung immer wieder Nacht für nacht wiederholt. Mary versucht mit dem Pfarrer darüber zu sprechen, doch die übergriffe wiederholen sich immer wieder. Es hat sich abgezeichnet, dass Mary es sich irgendwann nicht mehr gefallen lässt, aber dass sie den pfarrer ermordet hätte ich nicht gedacht.
Die Reaktion ihres Vaters, dass er sie schützt und nicht ausliefert, zeigt zum ersten mal, dass er seine Tochter liebt.

Mary ist eine wirklich starke Persönlichkeit und ich finde es toll, dass sie ihr Versprechen für den Opa einhält. Sie versteckt sich nicht und steht zu ihrer Tat.

Obwohl ich mit dem schreibstil zuvor Probleme hatte, finde ich ihn in diesem leseabschnitt sehr passend. es wird nicht auf Details eingegangen, aber trotzdem ist die handlung sehr authentisch und sie übergriffe sind wirklich schockierend! Auch das Ende, der bevorstehende Tod und die Schwangerschaft, fand ich wirklich bedrückend.

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julemaus94 kommentierte am 02. Februar 2018 um 10:46

Ich finde, das Ende verdeutlicht noch einmal sehr schön, was Mary ja schon von Beginn an immer wieder hat verdeutlichen wollen: Sie hatte nie eine Wahl. Egal welchen Teil ihres Lebens es betrifft, wurde sie immer durch Männer fremdbestimmt. Selbst der Mord war nicht wirklich ihre Wahl. Sie hat den Pfarrer ja nun wirklich bekniet, dass er sie gehen lassen soll, aber die Zukunft, die er ihr in Aussicht gestellt hat, hätte niemand ertragen!

Gerade die Scheinheiligkeit dieses Mannes hat mich am meisten bewegt: Er behauptet, keine Wahl zu haben und sich einsam zu fühlen. Aber er ist einfach nur ein schwacher Mann, der seine Triebe nicht im Griff hat. Und sie dann auch noch mit den Lehrstunden zu erpressen verdeutlicht nur noch einmal das Rollenbild der damaligen Gesellschaft: Die gebildete Mittel- und Oberschicht hält die kleinen, einfachen Leuten mithilfe deren Schwächen unten und beutet sie aus.

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StephanieP kommentierte am 25. Januar 2018 um 10:38

Mir geht's ähnlich. Den letzten Abschnitt habe ich ebenfalls auf einmal durchgelesen und er konnte mich wirklich ergreifen. Ich bin vom Ende gerade total überrumpelt und muss es auch erst einmal sacken lassen...

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lex kommentierte am 25. Januar 2018 um 13:14

Ich bin allerdings am Überlegen, wie sinnvoll ich den Klappentext finde ... letztendlich kommt alles so, wie man es sich gedacht hat. Das ist etwas schade, weil es eine entscheidende Wendung vorweg nimmt und den Leser, zumindest mich, die ganze Zeit in Wartehaltung versetzt hat. Andererseits kann man es dem Publikum auch nicht wirklich vorenthalten. Trotzdem hätte ich das irgendwie anders formuliert.

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2018 um 11:27

Klar ist es schwierig, dieses Buch interessant darzustellen, ohne auf die Dramatik anzuspielen. Aber in diesem Fall kommt die Dramatik erst am Schluss, da kann man das eigentlich nicht machen. Vielleicht hätten wir auch den Tod der Pfarresfrau als DAS Drama empfinden können, wenn nicht extra darauf hingewiesen worden wäre...

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Irmi_bennet kommentierte am 28. Januar 2018 um 15:21

Mir ging es ebenso, ich habe in einem Rutsch durchgelesen. Das Buch gibt es einfach her es an einem Sonntagnachmittag fertig zu lesen. Obwohl mir klar war, dass Mary vom Pfarrer missbraucht wird, habe ich mit diesem Ende nicht gerechnet. Auch mich hat es hat es kalt erwischt,  vor allem der Detailreichtum, mit dem der Mord erzählt wird. Da hat der liebe Herr Pfarrer sich die Falsche ausgesucht. Was mich gewundert hat, war die reaktion des Vaters, der seine Tochter dann doch geschützt hat. Ich hätte eher erwartet, dass er sie an den Haaren aus dem Heu herausschleift und den Polizisten übergibt. Wahrscheinlich hat er sie doch irgendwie gern. Ich glaube, es ist die Spache, die diese Geschichte so intensiv auf uns wirken lässt. Was meint ihr?

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wandagreen kommentierte am 28. Januar 2018 um 19:44

Auf jeden Fall!

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KathaFlauschi kommentierte am 25. Januar 2018 um 17:02

Ich muss euch recht geben. Das Ende ist wirklich eine Wendung. Ich habe ja schon einiges geahnt, aber in so einem Ausmaß hätte ich das nicht gedacht. Sollte ein Pfarrer sowas nicht tun. Ich hab ja eigentlich auch schlimmeres befürchtet als Ralph dann noch zu Besuch kam. Ich hätte damit sogar gerechnet, das auch er sich an Mary vergreift. Aber Gott sei dank war dem nicht so. Jetzt ist es auch verständlich warum der Pfarrer Edna rausgeschmissen hat und nicht Mary. Weil er genau weiß, das er ihren Vater bezahlt und dieser ihn ohnehin nicht glauben würde. Er ist der Pfarrer. Vom Ende bin ich total schockiert. Das sie ihr Kind mit in den Tod nehmen möchte, wow.
Ich werde die Rezension am Wochenende schreiben, sobald ich Zeit dafür finde. Die Geschichte muss ich auch erstmal sacken lassen. Mir wird sie nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen.

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julemaus94 kommentierte am 02. Februar 2018 um 10:57

Zu Beginn des Abschnitts habe ich noch daran geglaubt, dass der Pfarrer ein einigermaßen anständiger Mensch ist. Deshalb habe ich auch angenommen, dass er Edna wirklich entlassen hat wegen Geldmangel (ich kann ja nicht einschätzen, wieviel so ein Dorfpfarrer verdient hat, aber besonders viel wird es wohl nihct gewesen sein). Ich war mir auch ziemlich sicher, dass das was als sexuelle Belästigung angefangen hat, einfach nur die Suche nach Nähe war und weniger Kalkül oder berechnet.

Für mich war der Pfarrer einfach ein Mann, der sich an dem Ofen, der zufällig zur Verfügung stand, gewärmt hat. Und da sich Mary anfangs nicht gewehrt hat, hat er wohl angenommen, dass er sich auch mehr herausnehmen kann.

Und ich denke mal, dass es Männer zur damaligen Zeit einfach gewohnt waren, dass sie sich von den Frauen nehmen konnten was sie wollten. Das war eben ihre Machtposition.

Jetzt nach Ende des Buches bin ich mir da nicht mehr so sicher, dass er das nicht schon Hintergedanken hatte, als er Edna gekündigt hat.

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lex kommentierte am 09. Februar 2018 um 12:59

Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass der Pfarrer die Vergewaltigungen von langer Hand geplant hat. Insgesamt herrschte in dem Haus ja eine seltsame Stimmung, vordergründig liebevoll, aber immer wieder auch sehr gewissenlos-kühl. Die sterbende Kranke wurde ja eigentlich auch nur ins Nebenzimmer verfrachtet und an Mary weitergegeben. Der Sohn hat sie kaum jemals besucht. Der Pfarrer war beschäftigt mit Vogelstudien und Berufspflichten.... so schien es mir jedenfalls meist. Und Edna wurde aus meiner Sicht wirklich nur aus rein finanzieller Kalkulation raus geworfen. Wie sich der Pfarrer dann - ganz den eigenen Bedürfnissen folgend - auf Mary stürzt, passt ins Bild.

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Garten_Fee_1958 kommentierte am 26. Januar 2018 um 07:43

Was für ein Ende, es hat mich einerseits tief berührt, andererseits auch wütend gemacht, Mary war des Pfarrers Schutzbefohlene und er vergewaltigt sie und das nicht nur einmal, sondern Nacht für Nacht. Was für ein Trauma für das junge Mädchen, auch die Reaktion des Vaters, als sie nach dem Totschlag flüchtet, zeigt mir, dass er tief in seinem Innersten so etwas wie Liebe für seine Tochter empfindet, denn er verrät sie nicht, ob irgendjemand in ihrem Umfeld ahnt, was passiert ist? Mary reflektiert in diesem Abschnitt nicht, damit hat die Autorin sehr eindrucksvoll und das Trauma, was Mary durchlebt, in den Vordergrund gerückt. 

Sie wird zum Tode verurteilt, warum und was der Pfarrer ihr angetan hat, darüber deckt man das Mäntelchen der Verschwiegenheit, er war ein Mann der Kirche und stand damit über den Dingen, welch eine schreiende Ungerechtigkeit, die gerade zur damalgen Zeit und leider auch bis heute in die 50iger/60iger Jahre, ich denke da an die Vergewaltigung von Jungen...

Ich möchte das Gelesene noch sacken lassen und werde am Wochenende meine Rezi schreiben.

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Irmi_bennet kommentierte am 28. Januar 2018 um 15:26

"Sie wird zum Tode verurteilt, warum und was der Pfarrer ihr angetan hat, darüber deckt man das Mäntelchen der Verschwiegenheit, er war ein Mann der Kirche und stand damit über den Dingen ..." 

Habe ich das überlesen oder steht da wirklich etwas drüber im Buch? Wird vielleicht damals so gewesen sein, aber ich meine nichts darüber gelesen zu haben, wie und was dort im Dorf in die Öffentlichkeit getragen wurde. 

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FIRIEL kommentierte am 28. Januar 2018 um 19:14

Mary wird zum Tode verurteilt, weil sie den Pfarrer umgebracht hat. Nach damaliger Rechtsprechung war das vermutlich ​keine Frage. Heute würde die Frage nach dem Motiv gestellt und es würden mildernde Umstände geltend gemacht. Da man den Pfarrer nackt im Bett des Dienstmädchens auffindet, sollte eigentlich auch damals klar gewesen sein, was geschehen ist. Ob darüber gesprochen wurde, darüber schweigt das Buch. Für Mary ist das auch unerheblich.

 

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Margit Bußmann kommentierte am 28. Januar 2018 um 10:33

Das letzte Drittel ist schockierend. Was der Pfarrer im Schilde führt ahnt man schon, als er Edna nach so langer Zeit weg schickt.

'Diese Planung und diese Brutalität mit die er vorgeht haben mich total entsetzt.

Als Mary nach der Tat nach Hause flieht, bin ich doch überrascht wie die 'Familie reagiert. Ich hätte gedacht der Vater schlägt sie tot. Es scheinen doch etwas Gefühle da zu sein. Der Abschied vom Großvater war sehr rührend.

Das Buch war eigentlich von Anfang an schockierend. Diese Lieblosigkeit im Elternhaus. Violet darf ihr Baby nur behalten, weil es ein Junge ist, den der Vater sich immer gewünscht hat. Aber sie darf ihn nur als Bruder behalten. Aber immer hin.

Beim zweeiten Drittel habe ich gedacht. Alles wird gut. Mary wird doch noch glücklich.

Mit diesem Ende habe ich nicht gerechnet.

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2018 um 11:18

Ich habe gestern noch den Rest inhaliert. Meine Güte, das ist schon schockierend. Während wir uns vor Ralph in Acht nehmen, kommt der nette Herr Pfarrer aus dem Hinterhalt. 

Ok, dass noch Grauenhaftes passieren muss war klar, aber einen Mord hätte ich Mary dann doch nicht zugetraut. Es wird wirklich eindrucksvoll beschrieben, was sie dazu gebracht hat. Sie hatte keine Wahl. Sie hatte niemals eine Wahl. 

Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, wie ich das Buch nun eigentlich finde. Ich glaube, es hätte mich tief beeindruckt, wenn ich es hätte unvoreingenommen lesen können, sprich: den Klappentext nicht gekannt hätte. Ja, mit einem Mord habe ich nicht gerechnet, aber mit einem Drama. Ich hätte es lieber nicht gewusst. Ich hätte auch lieber nicht gewusst, dass die Pfarrersfrau stirbt. 

Der Erzählstil ist eindrucksvoll in seiner Schlichtheit, aber zwischenzeitlich ist er schon SEHR schlicht. 

Schön fand ich, dass Marys Familie doch zusammenhält, wenn es Ernst wird. Dass sie Violets unehelichen Sohn als ihren eigenen ausgeben ist eine gute, undramatische Lösung. Und der Vater verrät Mary nicht, als nach ihr gesucht wird, auch das habe ich nicht von ihm erwartet. Das ist hübsch.

 

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wandagreen kommentierte am 28. Januar 2018 um 19:47

Der Mord hat mich natürlich auch überrascht. Aber was ich völlig blöd finde, ist, wie die Autorin wieder auf den Zug und das Klischee aufspringt: jeder Geistliche ist ein Vergewaltiger und Heuchler. Das stimmt einfach nicht, auch wenn es einige solcher Fälle gegeben hat, in der Vielzahl stimmt es nicht - und es hängt mir zum Hals heraus, wie diese Sicht auf Pfarrer in das Hirn der Menge gestopft wird.

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2018 um 20:51

Na ja, sie behauptet ja gar nicht, dass jeder Pfarrer ein Vergewaltiger ist, nur eben dieser Pfarrer. Das gab es und gibt es noch immer. Es ist auch nicht jeder Gärtner ein Mörder, soll aber vorkommen.

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wandagreen witzelte am 28. Januar 2018 um 22:55

Aber es sind doch alle Gärtner ...

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2018 um 23:35

Eigentlich ist das Klischee auch: Gutsherr vernascht Bauernmädchen und dann ist ein Pfarrer schon wieder originell in dem Zusammenhang.

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Irmi_bennet kommentierte am 28. Januar 2018 um 15:29

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob die Haarfarbe Marys ( die Farbe von Milch ) eine gewisse Bedeutung hat. Auch Violets Baby hatte die Farbe von Milch.  Ich habe mich bis zum Schluss gefragt, ob Mary die Tochter des Pfarrers sein könnte. 

 

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Sursulapitschi kommentierte am 28. Januar 2018 um 16:04

Uhhh, das ist jetzt eine ganz bittere These, aber möglich wäre es schon. Wenn man sieht, wie bedenkenlos Ralph die Bauernmädchen vernascht, mag es gut sein, dass sein Vater in jüngeren Jahren auch nicht besser war. Und wenn die Haarfarbe des Babys so ausdrücklich erwähnt wird, möchte uns die Autorin ganz bestimmt auf solche Gedanken bringen.

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lex kommentierte am 28. Januar 2018 um 19:00

Oder da ist einfach irgendein Verwandter durchgeschlagen... ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass der Pfarrer... ich meine VOR Mary.

Andererseits gab es da glaube ich eine Stelle im Buch, als Mary die Pfarrersfrau fragt, ob sie mal gelogen hat oder lügen könnte oder ähnlich und die dann so rumdruckst. Hatte das etwas zu bedeuten? Hm...

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FIRIEL kommentierte am 28. Januar 2018 um 20:47

Oh, oh, Irmi - also darauf wäre ich niemals gekommen! Zunächst hast du mich mit dieser Idee ganz schön ins Grübeln gebracht. Aber ich glaube es nicht - aus mehreren Gründen:

Frei nach Ockhams Rasiermesser ist die einfachste Lösung die wahrscheinlichste. Das Baby ist mit Mary verwandt über Marys Mutter; vielleicht liegt die genetische Anlage in ihrer Familie. Grund zwei: Mary ist die jüngste Tochter. Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Bauersfrau, die ihren Mann, ihren Schwiegervater und drei kleine Töchter mitsamt einem ganzen Hof zu versorgen hat, Gelegenheit für eine außereheliche Beziehung bekommt? Und drittens: Dass der Pfarrer Marys Mutter als erwachsene Frau vergewaltigt haben soll, entspricht nicht seiner Persönlichkeit. Bei Mary funktioniert es, weil sie im Hause wohnt und er so schrittweise seine eigenen Skrupel überwindet. Dass er Gewissensbisse hat, ist deutlich. Er ist wohl kaum der Typ, der seit über fünfzehn Jahren Gemeindemitglieder flachlegt. Nein, ich glaube es nicht.

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Hannelore Bayer kommentierte am 29. Januar 2018 um 21:11

Ich bin auch wie ihr alle schockiert! Der Pfarrer hat sie ja erpresst, in dem er sie an sich gebunden hat. Er bringt ihr Lesen und Schreiben bei und sie läßt ihn dafür machen. Sie hat es ja auch geduldet, bis sie alle Buchstaben lesen und schreiben konnte. Mir hat schon sowas geschwant, als Edna gehen mußte. Das der Kerl aber so brutal vorgehen mußte, ich kann es Mary nicht verdenken.

Frau möchte ich um 1830 wirklich nicht gewesen sein, da wird man vergewaltigt, das noch jeden Tag, als man sich dann nicht mehr zu helfen weiß und den Peiniger im Affekt umbringt, wird man gehenkt. Das gleiche trifft ja auch für die Hexenverfolgung zu, da wird gehenkt und verbrannt auf Teufel komm raus und die Frauen haben nicht die geringste Gelegenheit, sich entsprechend (mit Anwalt) zu verteidigen.

Mary ist ein sehr starker Charakter, sie schreibt alles auf, obwohl es ihr immer noch große Schwierigkeiten bereitet, sie will ihre Geschichte erzählen. Ja sie hat sich ja selbst gestellt und ist schwanger. Der Gedanke ihr Kind mit in den Tod zu nehmen, ist ganz echt Mary. Es wäre ja ein Kind der Schande, wer würde es in Obhut nehmen und lebenslang im Gefängnis zu bleiben, war um 1830 sicher auch nicht so erstrebenswert!

Toll finde ich, wie sich ihre Eltern zum Schluß hin entwickelt haben. Violets Baby haben sie behalten, es ist ja ein Junge, allerdings wird als ihr Bruder hingestellt. Daß ihr Vater sie deckt und sie so in Ruhe Abschied nehmen kann, hat Mary unbedingt verdient. Wie ihr Vater gestaunt hat, als sie ihm vorgelesen hat und er hat ja zugegeben, daß er stolz auf sie war.

Ich glaube nicht, daß die Autorin unbedingt den Pfarrer als Vergewaltiger herausstellen wollte. Es hätte sicher auch der Lehrer, der Apotheker oder sonst eine wichtige Person sein können.

Ob ihre Eltern nicht vielleicht doch was geahnt haben und deswegen die Jüngste, die sie am wenigsten am Bauernhof gebrauchen konnten, hingeschickt haben?

 

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wandagreen kommentierte am 02. Februar 2018 um 10:40

Dass es keine Absicht ist, gerade den Pfarrer als Vergewaltiger zu brandmarken, glaube ich nicht. Es wird ja in der Literatur kaum eine Gelegenheit ausgelassen, auf dem Klerus herumzuhacken. Der sich in der Tat einiges herausgenommen hat. Aber - die Autoren nutzen die Gelegenheit, den ganzen christlichen Glauben in die Schmierenecke zu stellen. Man darf aber nicht vergessen, dass es auch ganz tolle Männer Gottes gegeben hat!!! Davon würde ich gerne mal etwas von einem atheistischen Autor lesen. Diese Seite lassen sie einfach ausser Acht. Ist bequemer so! ;-)).

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FIRIEL witzelte am 03. Februar 2018 um 17:16

"Ganz tolle Männer Gottes" - aber klar doch! Zum Beispiel Pater Brown von Chesterton oder Don Camillo von Guareschi...

:-))

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wandagreen kommentierte am 03. Februar 2018 um 18:46

Jetzt sei net albern, Firi, es würde mir leid tun, wenn du keine kennen würdest.

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FIRIEL kommentierte am 03. Februar 2018 um 18:53

Im Ernst: Mein Großonkel war Jesuit, und ich habe mich immer sehr gefreut, wenn er zu Besuch kam.

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Samantha Roke kommentierte am 29. Januar 2018 um 20:56

Das Ende fand ich sehr unbefriedigend, was wohl auch daran liegen mag, dass ich durch meine sonstige Lektüre ziemlich verwöhnt bin, denn normalerweise hat sie ein Happy End.

Nachdem Mr. Graham Mary vergewaltigt hat, war ich nicht mehr sonderlich überrascht, dass sie ihn getötet hat. Dass ihr Vater ihn am Ende doch hilft, war jedoch eine nette Überraschung. Allerdings hatte ich darauf gehofft, die Familie würde Mary so lang verstecken, bis sie fliehen kann, um irgendwo in Sicherheit frei und vielleicht sogar glücklich zu sein.

Nachdem ich mich am Anfang mit dem Schreibstil so schwer getan habe, hatte ich das Buch überraschend schnell ausgelesen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 152 bis Ende
julemaus94 kommentierte am 02. Februar 2018 um 11:02

"Allerdings hatte ich darauf gehofft, die Familie würde Mary so lang verstecken, bis sie fliehen kann, um irgendwo in Sicherheit frei und vielleicht sogar glücklich zu sein."

Ich denke nicht, dass Mary das zugelassen hätte. Ihr Gerechtigkeitssinn ist schließlich stark ausgeprägt und sie hat nie bestritten, dass sie etwas Falsches getan hat. Der Vorschlag, sich zu stellen kam ja auch von ihr.

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Sonnentango kommentierte am 30. Januar 2018 um 09:46

Jetzt sind wir doch wieder in der Realität dieser Zeit angekommen.

Entweder schweres Schuften bei der armen Bevölkerung,

oder einer Scheinwelt bei der reicheren Gesellschaft.

Mary hatte1- 2 kurze, bessere Jahre, von schön kann man dabei ja auch nicht reden sonst hätte sie sich ja nicht nach Hause gesehnt.

Der kranke Großvater als einziger leibevoller Mensch und Kontaktperson.

Mary lernt schreiben und lesen,vom Schicksal so gewollt, damit sie am Ende ihres kurzen Lebens ein Mahnmal über diese grausame, ungerechte Zeit schreiben kann.

Jetzt hat mich das Buch am Ende noch erschreckend übel mitgenommen.

Auf ihrem Grabstein könnte stehen: "Sie hat getraut sich aufzulehnen und zu wehren"

Aber was für einen schrecklichen Preis hat sie und andere in dieser Zeit dafür zahlen müssen.

 

 

 

 

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Tanja81 kommentierte am 01. Februar 2018 um 16:42

Ich habe das Buch jetzt auch beendet.

 

Der Schluß hat mich überrascht, damit hatte ich zu anfang nicht gerechnet.

Aber nach und nach habe ich es geahnt.

 

Das der Pfarrer sich so entwikelt hätte ich erst nicht gedacht. Aber als er Edna entlassen hat wurde schon klar was er im schilde führt.

Die arme Mary, Sie musste ihn Nacht für Nacht in ihrem Bett ertragen, und wusste nicht wie sie sich dagegen wehren soll.

Sie tut mir wirklich leid. Das sie den Pfarrer umgebracht hat war wohl ihr einziger ausweg.

 

Ein wirklich ergreifendes Buch.

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wbetty77 kommentierte am 02. Februar 2018 um 22:29

Nach dem Tod seiner Frau verschanzt sich der Pastor zunächst einmal hinter seiner Arbeit. Dann besucht er seinen Sohn Ralph in Oxford. Edna und Mary kümmern sich derweil sorgsam um den Haushalt. Als Mr. Graham zurückkommt, entlässt er Edna. Somit leben in dem Haus nur noch er und Mary. Von nun an sucht er Marys Nähe, isst mit ihr zusammen in der Küche, trinkt mit ihr gemeinsam den Tee und unterrichtet sie weiterhin im Lesen und Schreiben. Bis zu dem ersten Abend, an dem er die Grenze überschreitet. In diesem Moment erfährt die Erzählung einen Bruch und es wird klar, was der Klappentext andeutet.

Bis dahin macht Mr. Graham einen freundlichen und verständnisvollen Eindruck, aber immer mit einer herrschaftlichen Distanz. Ihm ist deutlich bewusst, dass er sich an Mary vergeht, dennoch nimmt er sich das Recht heraus, seine Einsamkeit durch die erzwungene Nähe zu bekämpfen. Mary steht in zweierlei Weise unter ihm, vom Stand und vom Alter. Sie ist ihm ausgeliefert, denn niemand würde für sie Partei ergreifen. Mr. Graham ist schliesslich der Pastor der Gemeinde. Sie lässt es mit sich geschehen. Zum Einen, weil sie keine andere Wahl hat und zum Anderen, sagt sie nichts, weil sie den Ehrgeiz hat zu lernen. Der Preis für ihr neues Wissen sind die gemeinsamen Nächte mit dem Pastor.

Mich hat es erstaunt, dass die sonst so schlagfertige, furchtlose junge Frau, die nie ein Blatt vor den Mund nimmt, keine Worte findet, um dem Pastor gleich beim ersten Mal, als er die Hand auf ihr Bein legt, in seine Schranken zu weisen. Mary versucht es nicht einmal. Das untermauert meinen Eindruck, dass sie die sexuellen Gefälligkeiten zunächst wirklich als Bezahlung für den Unterricht sieht. Die Dinge sind wie sie sind, dieser Einstellung bleibt sie treu.

In dem Augenblick, als sie alle Buchstaben gelernt hat und merkt, dass sie frei lesen kann, ist für sie das Arragement beendet. Sie ist entschlossen den Pastor von nun an abzuweisen. Allerdings rechnet sie nicht damit, dass er sich nimmt, was er will und dafür auch Gewalt anwendet. Aus den Reaktionen von Marys Familie kann man schließen, dass sie erkennen, warum Mary so gehandelt hat. Dennoch muss sie sich ihrer Tat stellen und die Konsequenz auf sich nehmen. Für mich bleibt Mary in ihrer Haltung, die fast an Trotz grenzt, ungebrochen.

Mich hat das Ende sehr nachdenklich und traurig gestimmt. Ich hätte Mary ein anderes Leben gegönnt, eines, in dem sie ihr neues Wissen hätte nutzen können, eines, in dem der Pastor anstatt sie für seine Befriedigung zu benutzen, sie als Tochter gesehen hätte. Allerdings würde dies sicher nicht unbedingt der Realität von 1831 entsprechen.

Meiner Meinung nach ist der Roman gerade durch seine Einfachheit in der Sprache und der ganzen Erzählweise sehr gelungen. Die Autorin hat mit der Darstellung der Mary eine mitreissende Romanfigur geschaffen, welche real sicher ähnlich existiert hat.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 152 bis Ende
Perle26 kommentierte am 10. Februar 2018 um 20:03

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und fand es spannend bis zum Ende, jedoch war ich aufgrund der Entwicklungen recht sprachlos, was dann alles passiert. Hatte ja ein wenig vermutet, dass der Sohn zurückkommt und sich an ihr vergeht, aber der Pfarrer ist ja mal der Oberknaller. So hat er sich also um seine lieben Schäfchen gekümmert. Die gerechte Strafe  hat er ja bekommen, schade nur, dass sie nun im Gefängnis sitzt und auf ihre Todesstrafe warten muss und außerdem noch schwanger von ihm ist. Auch dass er der Vater des Babys ihrer Schwester ist, hat mich irgendwie fassungslos gemacht. Ist er möglicherweise auch ihr Vater... es hieß ja, dass das Baby ebenso ganz helle Haare hätte. Bin auch am überlegen, ob das Ende nicht möglicherweise sogar noch für eine Fortführung des Buches gut ist... sowas wie... sie kann sich irgendwie befreien und rächt sich dann oder aber der Sohn kann ihr helfen, schließlich studiert er ja an einer renomierten Uni und hat möglicherweise einen juristisch versierten Freund?

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