Leserunde

Leserunde zu "Herr Katō spielt Familie"

Herr Kato spielt Familie
von Milena Michiko Flasar

Bewerbungsphase: 12.04. - 26.04.

Beginn der Leserunde: 03.05. (Ende: 24.05.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir 20 Freiexemplare von "Herr Katō spielt Familie" (Milena Michiko Flašar) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

Endlich Zeit. Er könnte nun das alte Radio reparieren oder die Plattensammlung ordnen. Doch als er der jungen Mie begegnet, die ihm ein seltsames Angebot macht, beginnt er die Dinge anders zu sehen. Ein zarter Roman über einen späten Neuanfang und über das Glück.

Die Tage dehnen sich, und zugleich schnurrt die Zeit zusammen. Die Uhr läuft ab, dabei könnte es gerade erst losgehen. Ob ein kleiner weißer Spitz daran etwas ändern würde?

Den ehemaligen Kollegen hat er immer beneidet. Um den Ruhestand, das Motorrad und die neue Freiheit. Doch jetzt steht er selbst frisch verrentet auf den bemoosten Treppen vor seinem Haus und weiß nicht wohin. Eine Krawatte braucht er nicht mehr, zu Hause ist er im Weg, die Kinder sind längst ausgezogen. Ob die junge Frau, die er jüngst auf dem Friedhof getroffen hat, ihm nur etwas vormacht, vermag er nicht zu sagen. Er ist aus der Übung. Und dennoch nimmt er ihren Vorschlag an, lässt sich von ihrer Agentur »Happy family« mal als Opa, mal als Exmann, dann wieder als Vorgesetzter engagieren und trifft auf fremde Menschen und Schicksale. Er spielt seine Rollen gut, und seine Frau bekommt von alledem nichts mit. Sie hat wieder angefangen zu tanzen …Ein nachdenkliches Buch über Erinnerungen und unerfüllte Träume, über Glücksmomente und Wendepunkte. Milena Michiko Flašar zeichnet mit wenigen Strichen, beredten Bildern und unnachahmlicher Wärme ein ganz gewöhnliches, ganz einzigartiges Leben.

ÜBER DIE AUTORIN:

Milena Michiko Flašar ist 1980 in St. Pölten geboren. Ihr Roman Ich nannte ihn Krawattewurde über 100.000 Mal verkauft, als Theaterstück am Maxim Gorki Theater uraufgeführt und mehrfach ausgezeichnet. Er stand unter anderem 2012 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und wurde in zahlreichen Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Wien.

24.05.2018

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 58

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dj79 kommentierte am 04. Mai 2018 um 14:21

Ich mach dann mal den Anfang in dieser Leserunde. Hier mein erster Eindruck und wie ich den Protagonisten Herrn Kato empfinde:

Ein schrulliger, älterer Herr, dem Titel nach Herr Kato, sucht seit dem Eintritt in den Ruhestand nach Lebensinhalt. Er scheint in ein Loch der Unwichtigkeit gefallen zu sein, fühlt sich irgendwie unsichtbar. Diese Leere in ihm wird besonders deutlich, als sein Arzt bei der letzten Vorsorgeuntersuchung kein Wehwehchen feststellte und ihm dadurch auch kein neuer Lebensinhalt/Gesprächsstoff beschert wurde. Auch seine Frau wirkt genervt von ihm. Sie schickt ihn wie ein Kind nach draußen, wenn sie zu tun hat. Er soll doch einen Spaziergang machen.

Die Entschleunigung fällt Herrn Kato schwer, spazieren gehen auch. Er läuft lieber kreuz und quer innerhalb seiner Umgebung umher. Dabei hat er aus meiner Sicht noch gar keine Wahrnehmung, dass sein aktuelles Leben dadurch eigentlich bereichert ist. Schließlich sieht er jetzt Dinge, die ihm in der Vergangenheit bei all dem Stress im Job verborgen geblieben sind.

Insgesamt wirkt er auf mich etwas verwirrt und unaufgeräumt. Sprunghafte Überlegungen, z. B. sich einen Hund, einen weißen Spitz um genau zu sein, zuzulegen oder sein altes Radio zu reparieren. Nur weil er das Radio nicht auf Anhieb findet, verwirft Herr Kato sein Vorhaben sofort wieder. Er wird also nicht nur behandelt wie ein Kind, er benimmt sich auch so.

Der Schreibstil ist etwas anstrengend zu lesen. Es werden teilweise sehr lange Sätze oder besser gesagt Satzketten verwendet. Man muss sich konzentrieren, um den Sinn in Gänze zu erfassen und sich nicht in den Einzelaussagen zu verlieren. Zur Verdeutlichung von Aussagen werden diese mehrfach hintereinander wiederholt. Hier werden sehr kurze Sätze abgefeuert. Diese Schwankungsbreite in der Sprache verkörpert sehr schön Herrn Katos innere Unbeständigkeit, was den Eindruck aus dem Gelesenen noch verstärkt.
 

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Hermione kommentierte am 04. Mai 2018 um 22:28

Ich fand das erste Kapitel auch etwas sperrig zu lesen.

Der Schreibstil ist nicht so flüssig, die unhandlichen Sätze sind mir auch aufgefallen.

Vielleicht muss man sich aber erst etwas einlesen.

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jenvo82 antwortete am 08. Mai 2018 um 14:06

Du hast durchaus Recht, es liest sich nicht flüssig, doch hier mag ich das. Ich werde das Buch langsam und eher intensiv lesen, weil ich ohnehin über die getroffenen Aussagen nachdenken möchte. Die Autorin hat zwar sehr große Kapiteleinteilungen, doch ich lese hier vor allem die gut abgetrennten Abschnitte und lege das Buch dann lieber mal zur Seite, um meinen eigenen Gedanken dazu nachzuhängen.

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heike_e kommentierte am 08. Mai 2018 um 18:52

Das geht mir auch so. Ich mag "sperrige" Bücher und lese auch immer nur ein paar  Abschnitte. So werde ich länger für das Buch brauchen, habe aber auch länger etwas davon. Dies ist kein Buch zum schnell weglesen.

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rikai kommentierte am 05. Mai 2018 um 17:34

Es ist nicht sonderlich verwunderlich, dass beide mit der neuen Situation nicht zurecht kommen. Wenn man nach Jahren der "Abwesenheit" plötzlich wieder als Familie oder Ehepaar "zusammenleben" soll, ist es schon eine extreme Umstellung für alle. Die Ehe hat mit den Jahren stark darunter gelitten. Man ist sich fremd geworden und muss nun erst einmal lernen wieder zusammen zu wachsen. Hinzu kommt, dass er über Jahre hinweg eine Aufgabe bzw. einen Lebensinhalt hatte. Den hat er nun plötzlich nicht mehr und das Leben erscheint ihm verständlicherweise leer und sinnlos. Er zeigt hier, meiner Meinung nach, typische Merkmale einer beginnenden Altersdepression und natürlich haben seine Handlungen (aus unserer Sicht) dadurch etwas kindlich sprunghaftes an sich. Das er sich deshalb aber gleich wie ein Kind benimmt, würde ich so nicht sagen. Beide sind für mich das Paradebeispiel für das "Retired Husband Syndrome", was die Autorin vermutlich auch bezwecken wollte.

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Hermione kommentierte am 05. Mai 2018 um 18:06

Das stimmt. Es ist schon irgendwie nachvollziehbar.. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er immer sehr spät abends nach Hause gekommen ist und seine Frau dann z.T. gar nicht mehr gesehen hat...

Aber was haben die beiden vorher nur an den Wochenenden gemacht?

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rikai kommentierte am 05. Mai 2018 um 19:11

In einer Szene erinnert er sich daran, wie er oftmals "so tat", als wäre er auf dem Sofa eingeschlafen und es einfach genoss, seine Familie um sich zu spüren. Die Vermutung liegt also nahe, dass seine Wochenenden eben so aussahen: Auf dem Sofa liegend, mal schlafend stellend, mal wirklich einnickend.^^

Aber ein Wochenende allein reicht noch lange nicht aus, um die familiären Bande zu stärken und aufrecht zu erhalten. Und da man diese seltenen Momente des Zusammenseins nicht durch Streitereien zerstören will, bleibt vermutlich vieles ungesagt und ungeklärt. Überhaupt scheinen viele Konflikte (damals wie heute) eben erst dadurch entstanden zu sein, dass man nicht miteinander redet.

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Galladan kommentierte am 06. Mai 2018 um 23:08

Ich habe mich gefragt warum man nicht wollte, dass er erwacht. Nach dem was ich so aus seinen Gedanken entnommen habe, wollte seine Familie lieber das er schläft als das er sie auf die 500 gefundenen Verfehlungen aufmerksam macht. Soweit liest es sich, hat er für kein rein gar nichts im Haushalt einen Daumen und hat seiner Frau bisher auch nicht dabei geholfen ein zu kaufen oder sonstige Verrichtungen zu übernehmen. 

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:19

I. @Galli: um ihn zu schonen. In Japan arbeiteten die Leute sehr viel. Sie waren am WE knülle. Der Kato scheint aber schon ein bisschen ein lascher Typ zu sein. Er wiederum wollte sich umsorgt wissen und nicht, dass man noch mehr Ansprüche an ihn stellt. Seine Arbeit hat er nicht geliebt. /Meinen Vater haben wir am Samstag mittag beim Schläfchen auch nicht gestört. Aber er war sonst nicht so ein Laschi. und hat viele Ausflüge mit den Kindern gemacht.

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jenvo82 kommentierte am 08. Mai 2018 um 14:12

Das sehe ich aus so. Und die Ehe scheint bereits viele Jahre der Gewohnheit und Alltäglichkeit zum Opfer gefallen zu sein. Das mache ich daran fest, dass Hr. Kato selbst nicht mehr die Nähe sucht, sich nur an die Anfangszeit erinnert, als sie sich noch so nahe waren, dass man von Liebe sprechen konnte. Mittlerweile erwartet er einerseits die Bereitschaft seiner Frau, sich auf ihn einzustellen, aber auch die Wärme und Zuneigung, die sie ihm schenken könnte. Nur hat er dabei wohl aus den Augen verloren, dass von seiner Seite auch mal etwas kommen muss. Leider kenne ich einige Rentnerpaare, die ganz ähnlich wie das Ehepaar hier nur noch nebeneinander leben und selbst nicht mehr glücklich sind.

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heike_e kommentierte am 08. Mai 2018 um 18:57

Die Szene mit dem Sofa fand ich gut. Er war, zumindest ab dem Zeitpunkt, als die Kinder kamen, irgendwie kein richtiger Bestandteil der Familie. Seine Vaterschaft beschränkte sich auf das Betrachten der schlafenden Kinder und dem Bild, das er schlafend von sich projezierte, der hart arbeitende Vater, der sich für seine Familie kaputt schuftet. Es ist schade, wenn man sich so auf die Arbeit reduziert. Irgendwann kommt der Ruhestand und dann bleibt nicht mehr viel. Das erste Kapitel ist ein Plädoyer dafür im Augenblick und nicht für die Arbeit zu leben.

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Readaholic kommentierte am 09. Mai 2018 um 16:10

Beziehungsweise, dass man sich nach der Pensionierung ein Hobby oder eine Beschäftigung suchen soll. Bei Herrn Kato ist die neue Beschäftigung zwar ungewöhnlich, aber ich glaube, es wird ihm guttun!

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:21

@heike.e

Gesellschaftliche Zwänge. Familienfreundliches Arbeiten ist nicht überall.

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heike_e kommentierte am 10. Mai 2018 um 18:15

Das stimmt - leider

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Winterzauber kommentierte am 10. Mai 2018 um 20:29

Ich habe mich auch gefragt, was die beiden bisher an den Wochenenden gemacht haben. 

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wandagreen kommentierte am 10. Mai 2018 um 23:25

Er hat geschlafen. Sie hat gekocht. Er hat Zeitung gelesen. Sie hat abgewaschen. Er hat Fernsehen geguckt. Sie hat Abendbrot gemacht. Noch Fragen?

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FrlSpatz kommentierte am 15. Mai 2018 um 18:48

Kann leider erst jetzt zur Runde dazu stoßen, das Buch hat mich leider erst während meines urlaubs erreicht. Aber nun zum ersten Leseabschnitt: Ich finde das Verhalten von Herrn Kato sehr nachvollziehbar, ich kenne einige Fälle (inkl. meines Vaters), die beim Übergnag in den Ruhestand ähnlich agiert haben. Nicht verwunderlich, dass es bei uns ja z.B. bestimmte Angebote genau für diesen Leseabschnitt gibt.

Einge gewisse beginnende Depression könnte ich mir auch gut vorstellen. Auch das die Ehebeziehung sich unter diesen (neuen) Umständen ändert ist nachvollziehbar, allerdings bin ich mir auch noch nicht ganz im Klaren, wie es um die Ehe vor dem Ruhestand bestellt war. Manche geschilderten Erinnerungen lassen mich da ein bisschen zweifeln....

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:13

Es ist nicht sperrig zu lesen. Sondern spiegelt das Innere von Kato wieder. Seine Unzufriedenheit. Seine Unentschlossenheit. Sein Bemühen, einen Sündenbock zu finden. Seine Frau. Die Verwehrung des Hundes (sie verwehrt es ja gar nicht, wenn er wirklich wollte, bekäme er den Hund), die nicht aufgetrennte Hosentaschen. Haha. Er will, dass es etwas Reales gibt, über das er sich beklagen kann. Ich möchte ihn treten. Arme Frau.

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Estrelas kommentierte am 13. Mai 2018 um 12:56

Eigentlich hat er doch gar keinen Grund, sich zu beklagen. Die Frau kocht oder hinterlässt ihm Mahlzeiten, kümmert sich um das Haus usw. Vielleicht stört ihn ja genau das, ihre Effektivität, während er keinen Punkt seiner Liste abgearbeitet bekommt.

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wandagreen kommentierte am 18. Mai 2018 um 17:00

Guter Punkt.

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orfe1975 kommentierte am 30. Mai 2018 um 23:24

Ich finde, dass hast Du gut zusammengefasst. Ich empfinde die Sprache daher auch nicht als sperrig.

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Hermione kommentierte am 04. Mai 2018 um 22:41

Das erste Kapitel regt schon zum Nachdenken an. Dass Herr Katō nach der Pensionierung so in ein Loch fällt und seine Frau ihn nur aus dem Haus haben will, würde man sich selbst ja nicht unbedingt wünschen.

Ich finde es spannend, dass Herr Katō Mie getroffen hat. Das wird im weiteren Verlauf sicherlich noch sehr interessant!

Da Herr Katō sich eigentlich einen Hund wünscht, wäre für ihn die Aktion Happy Family bestimmt nett!

Sehr gespannt bin ich auch, wie sich die Beziehung zu seiner Frau entwickelt.

Insgesamt bin ich jedoch mit den Personen noch nicht richtig warm geworden.

 

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Estrelas kommentierte am 06. Mai 2018 um 10:55

Ich dachte, das Familiespielen bedeutet, dass er als Ersatzopa fungieren würde. Das zumindest hätte seinem Leben einen Sinn gegeben. Nun haben wir aber von seiner Zufallsbekanntschaft erfahren, dass es immer nur eine Begegnung geben darf. Und schauspielerisches Talent ist sicher auch vonnöten. Darauf bin ich gespannt.

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Galladan kommentierte am 06. Mai 2018 um 23:10

Mie ist nur der Name der nicht exestierenden Schwester.

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Hermione kommentierte am 07. Mai 2018 um 13:17

Ja, aber sie nennt ja nur diesen Namen und nicht ihren echten. Daher bleibt sie für Herrn Kato immer nur Mie...

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rikai kommentierte am 05. Mai 2018 um 17:00

Sprachlich bin ich sehr gut in die Handlung gekommen und durfte mir einen ersten Eindruck der Hauptcharaktere, ein älteres Ehepaar, verschaffen. Der Herr tut sich bisher etwas schwer darin, sich nach seiner Pensionierung an das „Zeithaben zu gewöhnen“ und eine für ihn sinnvolle Aufgabe zu finden, worunter seine Frau augenscheinlich sehr leidet. Durch beider Unzufriedenheit hängt entsprechend der Haussegen schief. Immer wieder streiten die beiden wegen Nichtigkeiten und entfernen sich zunehmend voneinander. Er selbst sagt, dass sie nichts mehr gemeinsam hätten, außer der Fremdheit zueinander. Man merkt, der Protagonist fühlt sich einsam. Und er hat Angst. Davor, nicht gebraucht zu werden, überflüssig zu sein oder nicht dazu zu gehören. Seiner Frau kann er sich damit nicht anvertrauen. Nur warum? Weil sie ihn verlassen könnte? Weil sie ihn verachten könnte? Seine, teils irrationale, Angst nimmt dabei zunehmend subtilere Züge an. Z. B. versteift er sich auf den Gedanken, eine schwere Krankheit zu haben. Dann könnte er sich im Wartezimmer mit anderen Patienten über seine Zipperlein austauschen oder endlich die ihm zustehende Liebe und Aufmerksamkeit seiner Familie einfordern. Das gäbe ihm das Gefühl der Zugehörigkeit, wichtig zu sein. Als der Arzt nichts feststellen kann, ist er sichtlich enttäuscht und erfindet kurzerhand ein Herzleiden, nur um seiner Frau etwas vorweisen zu können.

Hier muss ich dj79 zustimmen, dass sein Handeln etwas Kindliches und Schrulliges an sich hat. Aber das macht ihn für mich sympathisch und authentisch. Denn seine Angst ist nachvollziehbar, da sie vermutlich jeder schon einmal selbst empfunden hat oder so erlebt haben könnte. Ich sehe in dem Charakter jedenfalls viel Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten. Und auch für seine Ehe sehe ich durchaus noch eine Chance, da es - entgegen der Meinung des Mannes - durchaus noch Anflüge von Zuneigung zwischen den beiden gibt. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf den nächsten Leseabschnitt.

Was mir noch auffiel war, dass keine der handelnden Personen namentlich genannt wird. Selbst die junge Frau auf dem Friedhof stellt sich lediglich mit ihrer derzeitigen Rolle vor. Typisch für die Autoren, könnte ich mir vorstellen, dass sie dies als geschicktes Stilmittel einsetzt, um das Hauptaugenmerk des Lesers auf die Handlungen der Charaktere zu richten. Was meint ihr?

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Hermione kommentierte am 05. Mai 2018 um 17:59

Hm, interessante Beobachtung, dass keine Namen der handelnden Personen genannt werden. Natürlich ist Herr Kato namentlich genannt, aber er ist ja auch die Hauptfigur.

Und Mie ist ja nur ein beliebiger Name, nicht ihr richtiger Name...

Ob das Absicht ist, damit "Herr Kato" besonders heraussticht und das Augenmerk auf ihn gelenkt wird?

 

 

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rikai kommentierte am 05. Mai 2018 um 18:55

Aber "Herr Kato" ist ja auch nur eine künstliche Figur, sein "Künstlername", wenn man so will, den er - ohne jetzt zuviel verraten zu wollen - erst im späteren Verlauf noch annimmt. Und tatsächlich wird im gesamten Leseabschnitt nicht einmal sein richtiger Name erwähnt, mit Ausnahme des Titels.;)

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Hermione kommentierte am 06. Mai 2018 um 16:04

Tja, hm, vielleicht will die Autorin es uns damit leicht machen, uns beliebige Personen darunter vorzustellen?

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solveig kommentierte am 06. Mai 2018 um 19:51

Ja, ich denke auch, die Autorin hat die Absicht, die Personen zu verallgemeinern. Aber mal schauen, wie es weitergeht.

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Galladan kommentierte am 06. Mai 2018 um 23:20

@Skylla

Muss nichtsein, dass man spoilert. Wenn man Wissen aus späteren  Leseabschnitten nicht zurück halten kann, sollte man einfach mal die Klappe halten. 

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dj79 kommentierte am 05. Mai 2018 um 22:27

Dass die Charaktere nicht beim Namen genannt werden, ist mir auch aufgefallen. Ich habe, vielleicht auch dadurch, ganz oft ein mir bekanntes Paar visualisiert. Es regt dann schon zum Nachdenken an, ob es allen/ihnen auch so geht. Vielleicht ist man später selbst auch davon betroffen, weil man sich von seinem Ehepartner über viele Jahre hinweg schleichend entfremdet hat.

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:15

I. Die Entfremdung ist ganz bestimmt ein Thema. Es hat in der Vergangenheit Konflikte gegeben. Die kinderfrage. Paris- ich möchte, dass Kato was umsetzt, von dem, was in seinen Gehirnwindungen wabert.

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kommentierte am 05. Mai 2018 um 20:03

Der Schreibstil entspricht dem Genre moderne Literatur und er ist zur Zeit noch das Einzige, das mir an diesem Roman gefällt. Der negative Grundtenor ist beinahe deprimierend, in einer Zeit der sehr aktiven Menschen, die den Ruhestand zu schätzen wissen, ist für mich der Herr Kato, dem unendlich langweilig ist, nicht nachvollziehbar - sogar seine Frau hat Probleme, von ihm nicht genervt zu sein.

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westeraccum kommentierte am 06. Mai 2018 um 12:39

Aber es gibt viele solche Menschen, die nichts anderes als ihre Arbeit gekannt haben und im Ruhestand in eine tiefes Loch fallen. Manche setzen sich nur noch vor die Glotze und gucken Einkaufssender, andere bekommen Depressionen. Ich glaube das hat auch mit dem Arbeitsethos vieler älterer Menschen zu tun, für die Pflichterfüllung alles war und die sich nicht auf den Ruhestand vorbereitet haben. Dass das auch zu Eheproblemen führen kann ist ja eigentlich klar. "Pappa ante portas" lässt grüßen!

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Hermione kommentierte am 06. Mai 2018 um 16:07

Ein schöner Vergleich! Da muss die Frau Herrn Lohse auch immer Aufgaben geben, damit er nicht andauernd im Weg ist...!

Daher finde ich die Gesamtsituation so überhaupt nicht überraschend.

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kommentierte am 06. Mai 2018 um 18:30

Pappa ante portas - das ist mehr als 25 Jahre her. Inzwischen hat sich die Welt doch ziemlich verändert.

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solveig kommentierte am 06. Mai 2018 um 19:39

Die Welt hat sich verändert  -  das Problem der Menschen, die in Rente gehen, aber nicht. Wer sich nicht rechtzeitig um einen "neuen" Sinn für sein restliches Leben kümmert, fällt bestimmt zunächst einmal in ein tiefes Loch.

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kommentierte am 06. Mai 2018 um 21:13

Warum sollte man einen "neuen" Sinn brauchen, nur weil man in Pension geht? War das bisherige Leben so sinnlos, oder ist der Job der ganze Sinn des Lebens? Freunde bleiben Freunde (ich rede jetzt von echten Menschen, nicht nur virtuellen), Familie bleibt Familie, Interessen bleiben Interessen (und endlich Zeit dafür) und dem Alter entsprechend kommen vielleicht noch Enkel dazu. Im Gegenteil, man hat mehr Zeit zu leben und zu genießen, nicht nur auf das Wochenende beschränkt.

Nun, die Autorin hat einen tiefen Japan-Bezug, vielleicht ist es dort wirklich anders und es ist, wie man hier sieht, ein durchaus kontroversielles Thema für einen Roman.

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Galladan kommentierte am 06. Mai 2018 um 23:30

Äh, dafür brauche ich keinen Japan Bezug. Leute die in Rente gehen sind eben nicht darauf vorbereitet. Die Schriftstellerin ist wohl Österreicherin, aber rund auf dem Globus hat man sich in Generation Rente nicht geeinigt wie das abläuft.  

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Hermione kommentierte am 07. Mai 2018 um 13:11

Da gebe ich Dir Recht. Für mich ist das ein ganz allgemeingültiges "Problem" / Thema, auch bei uns in Deutschland.

Ich finde das durchaus auch nicht weit hergeholt, sondern ich sehe auch bei uns in der Familie oder bei Freunden der Eltern Ähnliches. Auch bei meinen Schwiegereltern geht es gerade darum, dass mein Schwiegervater sich noch eine Beschäftigung in seiner Rente gesucht hat, die er im Rahmen eines 450 EUR-Jobs ausübt.

Auch wenn "Pappa ante Portas" 25 Jahre her ist, ist das Thema m.E. immer noch aktuell.

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solveig kommentierte am 07. Mai 2018 um 19:28

Soweit ich weiß, steht der Job für die meisten Japaner im Vordergrund ihres Lebens und macht den wichtigsten Teil aus. Klar, wenn man bereits Hobbys hat, ist es einfacher in den Ruhestand zu gehen. Ich kenne jedoch auch einige Leute, die trotz privater Interessen (Langeweile kommt nicht auf) ein Problem mit dem Selbstwertgefühl haben. Und ihre Position neu bestimmen müssen/wollen.

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Winterzauber kommentierte am 10. Mai 2018 um 20:36

Ja für die Japaner hat der Arbeitsplatz einen viel höheren Stellenwert als bei uns. Ich habe da mal eine Reportage drüber gesehen. Bei der Hochzeit sitzt der Chef neben dem Brautpaar und in großen Firmen gibt es sogar interne Heiratsbörsen, damit die Mitarbeiter nicht von ihrer Arbeit abgelenkt werden.

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wandagreen kommentierte am 10. Mai 2018 um 23:27

I. @Winterzauber: Wir praktisch. Das sollte man bei uns auch einführen.

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Winterzauber kommentierte am 10. Mai 2018 um 23:45

Ja, das wär doch mal eine Idee !!

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heike_e kommentierte am 11. Mai 2018 um 17:08

Genau und die Firmen sollten noch ein paar Stand-Ins für die Mitarbeiter anstellen, die deren Leben leben damit nichts mehr von der Arbeit abhalten kann.

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jenvo82 kommentierte am 08. Mai 2018 um 14:20

Zwar hat man dann die Zeit, nur wird man kein anderer Mensch. Wer schon vorher keine Freunde, keine Hobbys und nur Verpflichtungen hatte, der fällt mit Sicherheit in dieses Loch. Herr Kato kommt mir wie ein typischer Vertreter dieser Spezies vor. Im Arbeitsalltag hat er gerackert, um sich z.B. das Haus hoch oben auf dem Berg zu leisten und nun kommt er diesen kaum noch hoch. Doch sein Herz hängt natürlich am Besitz, er identifiziert sich mit einer "sinnvollen" Aufgabe und selbst die geplante Reise nach Paris erlebt er lieber vom heimischen Sofa aus, indem er Tourismusbroschüren und Landkarten wälzt, statt dort hinzufahren. Ihm fehlen irgendwie die greifbaren Inhalte.

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solveig kommentierte am 08. Mai 2018 um 16:04

Genau; der Sinn seiner Arbeit war es, das Häuschen für ihn und seine Familie zu finanzieren. Nun ist diese "Pflicht" erfüllt, genauso wie das Arbeitsleben. Was bleibt Herrn Kato nun? So richtig genießen kann er nicht, wofür er sich abgerackert hat.

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:28

I. @Magic: Der neue Sinn: Ja, wenn man dafür Zeit hatte vorher. Aber mir sind auch "hier" viele Menschen begegnet, die sich maßgeblich durch die Arbeit definierten. Insofern ist es sicherlich ein allgemeines Phänomen. Und die Freunde hatte man auch auf der Arbeit. Arbeitskollegen können ja auch Freunde werden oder sein. Nicht jeder hat die Energie, sich neben dem Job noch einen Freundeskreis am Laufen zu halten. Und Japan ist dafür bekannt dass einem dort sehr wenig Atem bleibt, zum Leben ausserhalb. Und Kato - hatte keinerlei inneren Bezug zu seiner Frau. Da war nur der Wunsch nach Sex ...

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:23

I. @Magic: Ja, er ist ein bisschen depressiv. Die Stimmung, die durch den Erzähltenor entsteht, gefällt mir jedoch. Leise, melancholisch. Vllt passiert ja noch was und Kato schließt sich dem Team von Mi an. Das wäre ein Spaß. Wenngleich mir der Spitz lieber gewesen wäre.

 

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Estrelas kommentierte am 06. Mai 2018 um 10:51

Ich kann gut nachvollziehen, dass die neu gewonnene Freiheit erst einmal erkundet werden muss, dass zielloses Umherschlendern womöglich eine Überwindung kostet, dass mit Listen und Projekten ein Sinn hergestellt wird. Der ruhige Erzählstil passt dazu ganz gut. Nur seiner Frau gegenüber ist der Protagonist ganz schön hart. Da sie seine Konstante ist, wäre es doch besser für beide, sich einander zu besinnen und gemeinsam etwas aus der übrigen Zeit zu machen.

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solveig kommentierte am 06. Mai 2018 um 19:48

Da tun sich gleich eine Menge Probleme auf. Ganz zuvorderst natürlich der Rentenbeginn von Herrn Kato. Diese Situation können bestimmt viele nachvollziehen: die Frau behält ja ihren Aufgabenbereich, der Mann kommt dazu und muss sich etwas suchen bzw. Aufgaben der Hausfrau übernehmen. Er steht als Ernährer nicht mehr im Mittelpunkt, möchte aber dennoch weiter so umsorgt werden wie zuvor.  Die Flucht in Krankheit könnte ihm wieder mehr Aufmerksamkeit bescheren. Allerdings ist sein Verhältnis zu Frau und Kindern sehr distanziert; er meint, eine Pflicht erfüllt zu haben, wenn er mit den Kindern telefoniert. Er scheint sich auch, als sie jünger waren, nicht viel mit ihnen beschäftigt zu haben. Auch die Interessen seiner Frau sind ihm fremd. Ein recht egoistischer Mensch, der (vielleicht zu Recht) fürchtet, verlassen zu werden! Und auch nicht sehr beweglich, sonst hätte er die Parisreise mit seiner Frau bereits unternommen. 

 

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Hermione kommentierte am 07. Mai 2018 um 13:18

Woraus entnimmst Du denn, dass Herr Kato fürchtet, verlassen zu werden?

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solveig kommentierte am 07. Mai 2018 um 19:29

Da sind m.E. mehrere kleine Hinweise: S.36 "...wobei er Angst hat, insgeheim, dass sie eines Tages sagen könnte: `Dann eben ohne dich!`..."

Dann (S.44/45) stellt er fest, dass seine Frau nicht mehr so aufmerksam ist wie früher, nicht zu Hause ist und nur einen abgerissenen Zettel mit einer Notiz für ihn dalässt  -  das beunruhigt ihn leicht. "Bei dieser Vorstellung bekommt er es mit der Angst zu tun: Er könnte nach Hause kommen, und sie wäre nicht da, aber diesmal für immer..."

S.47/48: Nach all seinen Überlegungen: "Er ist froh, als es ihm wieder einfällt, so froh wie über die Kühlschranktür, die hörbar auf- und wieder zugeht. Im Grunde ist gar nichts passiert." Vielleicht alles Sätze, die eher so nebensächlich fallen, aber aufhorchen lassen.

 

 

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Schneeweißchen schrieb am 07. Mai 2018 um 08:12

Im ersten Drittel scheint das Buch die Geschichte erst mal in Fahrt zu bringen und viel Grundwissen/Hintergrund aufzubauen. Oder ist es Teil der Story? Das kann ich vermutlich erst am Ende richtig beurteilen.
Jedenfalls gefällt mir das "Was" bisher gut, es sind viele kleine Momente, einzelne Satzsegmente die zum Nachdenken anregen, die ein tiefes Gefühl vermitteln. Wobei ich sagen muss, dass mir die beiden (Ehemann und Ehefrau) irgendwie leidtun, vermutlich sieht es in vielen Ehen nach Jahren so aus, aber da ich gerade selbst im ersten Ehejahr bin, erschreckt es mich sehr und ich wünschte mir für die beiden, dass sie zum Ende des Buches wieder zueinander finden. Happy End? Wäre schön, aber vom Gefühl her würde ich nicht dahin tendieren.
Was mir nicht so gut gefällt ist in der Tat der Schreibstil. Einerseits finde ich es immer erfreulich, wenn ein Autor seinen/ihren eigenen Schreibstil hat, allerdings fällt mir dieser hier etwas schwer zu lesen; manchmal muss ich den Satz ein zweites Mal lesen, weil ich ihn dann ganz anders wahrnehme und verstehe. Vielleicht ist das so gewollt? Jedenfalls verkompliziert es den Lesefluss, was mir nicht so gut gefällt.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 58
Hermione kommentierte am 07. Mai 2018 um 13:22

Mir ging es mit dem Schreibstil ähnlich.

Manchen Abschnitt musste ich auch nochmal lesen, weil ich irgendwie den Eindruck hatte, ich hätte zuerst das Gegenteil von etwas später Gesagtem verstanden...

Irgendwie fand ich den Stil recht sperrig.

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heike_e kommentierte am 09. Mai 2018 um 18:41

​Das Versinken in Routine und Gewöhnung führt leider sehr oft zu so einer Ehe wie sie Herr Kato und seine Frau führen. Das Gute ist aber, dass man Routine und Gewöhnung auch durchbrechen kann. Ist zwar anstrengend und ungewohnt ist die Anstrengung aber wert. Hoffentlich bekommt Kato noch die Kurve.

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:37

I. @Heike.e: Ich glaubs irgendwie nicht.

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Anna_thebookmanor kommentierte am 07. Mai 2018 um 22:30

Ich muss leider gestehen, dass ich nur sehr schleppend in der Geschichte voran komme. Den Schreibstil empfinde ich als sehr anstrengend manchmal und die Stimmung ist sehr trostlos, was wiederum aber zur Stimmung des Hauptprotagonisten passt. Ich finde Herr Kato sehr unsympathisch in den Szenen, indem er mit seiner Frau zusammen ist. Ich finde sie gibt sich noch viel Mühe und macht vieles, damit er zu Frieden ist. Jedoch kann ich nachvollziehen, dass er in so ein tiefes Loch gefallen ist, da ich mir vorstellen kann, dass es sehr ungewohnt ist, wenn die Regelmäßigkeit im Leben verschwindet. Die Szene, als wir auf Mei treffen, fand ich sehr spannend und habe ich gerne gelesen. Es ist irgendwie schwierig für mich, meine Gedanken richtig aufzuschreiben, aber ich hoffe sehr, dass der zweite Teil ein bisschen besser ist als der erste. Es ist nicht wirklich ein schlechtes Buch bisher, aber der Funke ist nicht so ganz übergesprungen:(

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jenvo82 kommentierte am 08. Mai 2018 um 14:02

Zunächst einmal gefällt mir die Thematik, die hier angesprochen wird sehr gut, da sie irgendwie Allgemeingültigkeit besitzt und sich ganz konkret auf den zweiten Lebensabschnitt konzentriert. Die Frage nach dem :"Wie gestalte ich mein Rentendasein?" stellt sich ja zumindest für all jene, die gesundheitlich noch fit genug sind, um endlich die viele Freizeit genießen zu können. Dumm nur, wenn man in den Jahren zuvor, keine nennenswerten Inhalte außerhalb der Arbeitswelt hatte.

Hierin sehe ich auch das Hauptproblem von Hr. Katō. War er damals noch in einer Art Hamsterrad gefangen, dem er nicht entkam, hat dieses plötzlich angehalten, nur leider mangelt es an Alternativen. Und während seine Frau durchaus neue Wege sucht (z.B. Anmeldung beim Tanzkurs), bleiben seine Vorstellungen in der Luft hängen. So steht er sich vielleicht auch selbst im Weg, weil er nichts in Angriff nimmt, sich stattdessen darauf verlässt, dass irgendetwas auf ihn zukommt. Ein kleiner Hund wäre nicht schlecht, aber ... seine Frau will keinen. Andere haben irgendwelche Wehwehchen, über die sie sich austauschen, aber ...ihm fehlt nichts. Nicht ganz einfach der gute Mann, dem es wahrscheinlich nicht nur seine Frau nicht recht machen kann.

Inhaltlich und sprachlich mag ich die Geschichte, sie berührt viele Gedanken und lädt zum Verweilen ein, zum Hinterfragen. Auch die Reflexion der Gedankenwelt aus erster Hand, nämlich durch Hr. Katō persönlich gefällt mir. dadurch bekommt die Handlung mehr Gewicht. Trotzdem zieht sich der Text meines Erachtens unschön in die Länge (okay, das Buch ist ja nicht dick). Die Sache mit der Zufallsbekanntschaft vom Friedhof könnte jetzt langsam mal in die Gänge kommen ...

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heike_e kommentierte am 08. Mai 2018 um 19:14

Insgesamt gefällt mir das erste Kapitel gut. Die Sprache ist sperrig, aber das Thema auch. Die Geschichte und das Leben von Herrn Kato finde ich bis jetzt traurig, außer einer Liebesgeschichte ganz am Anfang der Ehe ist da nicht viel. Schuften im Hamsterrad, ausschlafen und Erholung am Wochenende, damit man am Montag weider weiterstrampeln kann. Familie, Beziehung, Hobbies alles was Spaß macht und wirdkoch wichtig ist, wird auf später - den Ruhestand - verschoben. Das kann aber nicht funktionieren, da sich Beziehungen ändern und Kinder groß werden.

Ich glaube nicht, dass das nur ein Problem in Japan ist, dort ist es vielleicht größer,aber ich kenne auch viele Paare, die mit dem Eintritt in den Ruhestand große Probleme haben. In der Generation meiner Mutter war es so, dass die meisten Frauen nicht selbst  in den Ruhestand kamen, da sie zumeist Hausfrau waren und der Haushalt und die Hausarbeit bleibt. Das hat sich alles über viele Jahre eingespielt und plötzlich ist der Mann da und bringt alles durcheinander.

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Readaholic kommentierte am 08. Mai 2018 um 20:05

Zunächst habe ich eine Weile gebraucht, bis ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte: irgendwie atemlos, gehetzt, die endlos langen und teilweise umständlichen Sätze. Zum Beispiel: Es sind die Umwege, die vielen, die den Weg, den einen, interessant machen. Warum nicht: es sind die vielen Umwege, die den einen Weg interessant machen? Künstlerische Freiheit, nehme ich an. Anders sein.

Aber ich kam nach anfänglichen Bedenken schnell in die Geschichte hinein. Zuerst tat mir Herr Kato leid. So wie er seine Situation schildert, ist er seiner bestimmenden Frau nach seiner Pensionierung zuhause im Weg, weshalb sie ihn auf stundenlange Spaziergänge schickt, um ihn aus dem Haus zu haben. 

Doch gegen Ende von Kapitel 1 bekommt man ein ganz anderes Bild: es ist Herr Kato, der seine Frau schikaniert. Jede Kleinigkeit an ihr und jedes „Versäumnis“ ist in seinen Augen das reinste Verbrechen. Er regt sich maßlos darüber auf, dass sie ihm noch immer nicht die Fäden aus den Hosentaschen entfernt hat, als sie jedoch anbietet, es sogleich zu erledigen und ihn bittet, die Hose auszuziehen, fühlt er sich ohne Hose gedemütigt und überlegt sich plötzlich, ob es nicht besser wäre, die Taschen zugenäht zu lassen.

Die beiden scheinen sich vollkommen auseinandergelebt zu haben. Irgendetwas ist mit Frau Kato nicht in Ordnung. Vielleicht ist sie es, die krank ist? Oder sie überlegt sich, ihren Ehemann zu verlassen...

Was mir gut gefällt, ist Herrn Katos Gedankenakrobatik. Er überlegt sich, einen Anbau an das Haus anzubringen und im nächsten Moment reißt er den – noch nicht einmal gebauten Anbau – voller Befriedigung wieder ab.

Ich bin gespannt, wie sich die Sache mit dem „Familie spielen“ entwickelt!

 

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Winterzauber kommentierte am 08. Mai 2018 um 22:34

Ich habe nun auch angefangen, bin aber noch nicht ganz mit dem ersten Teil durch. 

Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich, gefällt mir aber sehr gut. Mir gefällt die leise Ironie, wie er immer nur so reagiert, wie er denkt, dass man es von ihm erwartet. Die Ehefrau erscheint mir etwas gefühlskalt bzw. weit entfernt von ihm.

 

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 17:17

I. Die ersten sind natürlich schon durch bei so dünnem Buch und ich habe gerade die ersten Sätze gelesen. Nun denn. Der Punkt, an dem man sich nichts mehr wünscht. Na ja, nichts mehr. Aber nur noch dann und wann was, wo man anfängt, sich zu reduzieren, an dem bin ich quasi schon, vllt auch als Gegenpol zur Konsumgesellschaft, die immer höher, weiter, mehr und mehr will. Und einen mitziehen möchte. Wie ist das bei euch?

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heike_e kommentierte am 09. Mai 2018 um 18:47

Von dem Punkt an dem man sich nichts mehr wünscht  bin ich noch weit entfernt. Zum Glück, ich möchte Wünschen und Träumen nicht verlernen. Aber ich versuche auch mich von dem "immer mehr und immer was Neues" nicht anstecken lassen, mal mit mehr mal mit weniger Erfolg. Aber cih versuche insgesamt mehr auf Qualität statt auf Masse zu achten, insbesondere beim Essen und bei Kleidung und neue Sachen (außer Bücher). Wünschen würde ich mir mehr Zeit und innere Ruhe und den Verstand die Zeit zu genießen.

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:31

I. @Heike.e: Ausser bei Büchern :DDD.

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heike_e kommentierte am 10. Mai 2018 um 18:18

Meine Bücher vermehren sich von selbst, da muss ich nur ab und zu eines kaufen (und leihen, und mir schenken lassen....) :)

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heike_e kommentierte am 10. Mai 2018 um 18:18

Meine Bücher vermehren sich von selbst, da muss ich nur ab und zu eines kaufen (und leihen, und mir schenken lassen....) :)

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wandagreen kommentierte am 09. Mai 2018 um 19:10

I. Was für ein traniges Ekel, Herr Kato, ich will dir in den Hintern treten. Dir Testosteron spritzen und Adrenalin verabreichen. Gut geschrieben ist es bisher. Nur einmal eine Phrase. Warum? Aber warum spielt das Ganze in Japan? Die Autorin ist keine Japanerin. Ist es glaubwürdig? Haben Japaner überhaupt Hunde?

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Galladan kommentierte am 09. Mai 2018 um 22:15

Es gibt sogar einige Rassen die aus Japan kommen. Z.B. eine Spitzrasse den Akita. Der ist wunderschön. 

Die Mutter der Autorin ist Japanerin. Ich denke, dass die Leute die jetzt in Europa in Rente gehen schon besser darauf vorbereitet sind. Vielleicht würde Frau sich hier von so einem Chauvinisten auch eher scheiden lassen. 

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Estrelas kommentierte am 13. Mai 2018 um 13:00

Ich habe mich auch erst gefragt, warum das Buch in Japan spielt, aber die Autorin hat ihre Japan-Verbindungen, wie ich dann herausfand... Japaner sind aber nicht die, die Hunde essen?! ;-)

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wandagreen kommentierte am 18. Mai 2018 um 17:03

Chinesen essen alles. Japanern traue ich es auch zu.

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PrinzessinButterblume kommentierte am 10. Mai 2018 um 13:51

Ich muss gestehen, dass ich ein paar Schwierigkeiten hatte, in das Buch reinzufinden. Die Leseprobe hatte mir gerade aufgrund des Schreibstils so gut gefallen, aber gerade dieser hat es mir jetzt leider auch erschwert einen Zugang zu der Geschichte zu bekommen. Ich musste mich teilweise schon sehr konzentrieren, damit meine Gedanken nicht abschweiften. Das lag vielleicht auch daran, dass es wenig wörtliche Rede gab. Normalerweise stört mich das überhaupt nicht und ich habe auch schon Bücher komplett ohne gelesen, aber hier habe ich es irgendwie vermisst und mcih jedesmal gefreut, wenn es eine gab :)

Besonders gut hat mir die Szene auf dem Friedhof gefallen, wo Kato Mie das erste Mal trifft und die Geschichte quasi ins Rollen kommt. Hier wirkte die Handlung auf mich das zum ersten Mal richtig lebendig - was natürlich toll ist, weil Mie ja auch dafür steht, dass sie frischen Wind in sein Leben bringt. Auch Kato wirkte da zum ersten Mal richtig lebendig und der Zugang, den ich zuvor zu ihm nicht finden konnte, ist in dieser Szene endlich gekommen.

Mie mochte ich direkt sehr. Sie scheinbar so davon überzeugt ist, dass sie etwas wichtiges tut mit ihrer Agentur. Ich finde sie sehr faszinierend und freue mich darauf, mehr über sie zu erfahren.

Katos Frau wirkt sehr unsympathisch, obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass sie das ist. Es ist wirklich grandios, wie der Autorin es gelingt, dass ich sie so unsympathisch durch Katos Augen sehe, obwohl ich aus meiner Sicht sagen würde, dass eigentlich er der unsympathische ist - ich spiele hier vor allem auf die Szene mit dem Essen und der vergessenen Lesebrille an.  Er schätzt einfach nicht mehr, was seine Frau für ihn tut, nimmt es alles als selbstverständlich, alle Aufmerksamkeiten scheinen zu einer erwarteten Selbstverständlichkeit geworden zu sein und statt Danke zu sagen, bemängelt er nur, wenn etwas fehlt. Das hat die Autorin wirklich toll transportiert!

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einhorn4444 kommentierte am 11. Mai 2018 um 21:37

Bisher gefällt mir das Buch noch nicht so gut.
Ich finde es schade, dass sich Herr Kato und seine Familie so gar nicht auf seinen Ruhestand vorbereitet haben. Auch vorher schon hatten die Eheleute wohl keine Gemeinsamkeiten mehr. Er hat nur für die Arbeit gelebt, und sie hat sich um den Haushalt und die Kinder gekümmert. Geredet wurde anscheinend nur noch selten.
Und nun ist Herr Kato im Weg und weiß nichts mit sich anzufangen. Er zieht sich an Kleinigkeiten hoch, damit er etwas hat, worüber er sich aufregen und womit er sich beschäftigen kann. Was seine Frau in ihrer Freizeit macht, interessiert ihn nicht.
Bisher finde ich das Buch etwas deprimierend. Die Begegnung mit Mie auf dem Friedhof ist allerdings vielversprechend und ich würde mich für Herrn Katos Frau freuen, wenn sie wieder Spaß am Tanzen finden würde.
Die Schreibweise finde ich etwas anstrengend zu lesen... so lange Sätze, so dass man aufpassen muss, wie die Kommas den Satz unterteilen und betonen.

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Winterzauber kommentierte am 12. Mai 2018 um 18:21

Am Anfang war mir Herr Kato durchaus sympathisch, konnte seine Gedankengänge auch verstehen. Allerdings entpuppt er sich am Ende des ersten Abschnitts doch zum Macho. Aber vielleicht ist sein Verhalten der eigenen Unzufriedenheit zu verdanken. Seine Kinder und auch seine Frau kommen eher sehr distanziert rüber wie als würden sie gar nicht wirklich existieren.

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Naibenak kommentierte am 15. Mai 2018 um 12:28

"Eigentlich schön: sie sind ein eingespieltes Team. Er denkt an etwas. Sie merkt es. Er merkt, dass sie es merkt. Und auch wenn keiner von ihnen ein Wort darüber verliert, ist es, als ob sie einander über den Tisch hinweg anschreien würden." (S.10)

Dieses Zitat sagt so viel über die Ehe von Herrn Kato aus. Eigentlich ist es eine Zweckgemeinschaft, ein Nebeneinanderherleben... sie kennen sich in und auswendig, haben sich aber eigentlich nichts mehr zu sagen. Auch an anderen Stellen sieht man, wie automatisiert die Tagesabläufe nahezu sind. Fast schon Rituale... Sie unterhalten sich nicht mehr wirklich. Die Kommunikation ist aufs Wesentliche beschränkt. Als Herr Kato noch tagein tagaus mit seiner Arbeit beschäftigt war, fiel ihm das sicher nicht weiter auf. Nun wird er mit nichts anderem mehr konfrontiert. Und es nervt ihn eigentlich alles nur noch. Nichts kann man ihm recht machen. Er  ist definitiv in ein Loch gefallen mit Renteneintritt. Hat plötzlich keine Aufgabe mehr, wird nicht mehr gebraucht. Das sagte ja auch "Mie" und traf ihn damit heftig. Weil es so ist. Zumindest hat er das Gefühl, dass es so ist. Aber auch seine Frau ist zunehmend frustriert und wer weiß, wo das hinführt alles... bin sehr gespannt, was aus dieser "Familiengeschichte" wird. Ob diese neue Aufgabe etwas sein könnte für Herrn Kato, um wieder eine Erdung für sich zu finden.

Ich habe den Abschnitt sehr gern gelesen. Der Stil ist toll. Ich persönlich bin den Personen (Ehepaar) sehr nahe. Die Autorin beschreibt knapp, aber auf den Punkt, was bei mir sofort Bilder entstehen lässt über das Gefühlsleben dieser beiden Menschen. Bisher bin ich sehr angetan!

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FrlSpatz kommentierte am 15. Mai 2018 um 19:10

Stimme dir in allen Punkten zu. Eine Aufgabe wird Herrn Kato auf jeden Fall gut tun (wenn er sich schon eine Krankheit erhofft, um etwas "zu tun" zu haben!), ich frage mich nur, wie sich das auf die Ehebeziehung auswirken wird...

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orfe1975 kommentierte am 30. Mai 2018 um 23:20

Ich konnte erst heute Morgen mit dem Buch starten, aber bin durch den ersten Abschnitt fast geflogen. Ich hatte aufgrund der Beschreibung (hatte die LP vorher nicht gelesen) einen eher amüsanten Grundton erwartet, war aber sogar positiv überrascht über die nachdenklich, beobachtende und leicht melancholische Stimmung. Ich finde die Sätze gar nicht sperrig, vielmehr authentisch, da sie angepasst sind an die Gedankengänge, die der Protagonist beim Spazierengehen so hat. Ich bin zwar nicht immer seiner Meinung, finde seine Gedanken und Gefühle aber sehr nachvollziehbar. Nachdem sein Job alles für ihn war und sich in ihm viele Träume und Hoffnungen aufgestaut haben, steht er jetzt erstmal da und muss alles neu ordnen. Viele Träume (wie der vom Spitz) erscheinen auf einmal als Traum viel schöner, als sie es in Realität je sein könnten, daher zögert er wohl auch mit der Umsetzung, was ich persönlich auch gut nachvollziehen kann. Die Ehe hatte vorher einfach funktioniert, er war die meiste Zeit weg, wenn er da war schlief er meist und hat von seiner Familie nicht viel mitbekommen. Wahrscheinlich auch nicht, was seine Frau nebenher alles so machte. Jetzt ist er immer da, seine Kinder aus dem Haus und ihm fremd und er merkt, wie er den Bezug zu seiner Frau verloren hat. Sie müssen sich jetzt ihre Rollen neu verteilen, ihre (Nicht)Beziehung neu überdenken.
Die Begegnung mit Mie ist die einzige dynamische Komponente in diesem Abschnitt, es ist wie ein erstes Aufrütteln des Mannes. Ich bin sehr auf den zweiten Abschnitt gespannt und ob es eine größere Entwicklung gibt. Bisher gefällt mir das Buch jedenfalls sehr gut.