Leserunde

Longlist-Leserunde zu "Das Floss der Medusa" (Franzobel)

Das Floß der Medusa
von Franzobel

Bewerbungsphase: 04.09. - 13.09.

Beginn der Leserunde: 25.09. (Ende: 11.10.)

Im Rahmen dieser Longlist-Leserunde stellen wir – 15 Freiexemplare von "Das Floß der Medusa" (Franzobel) zur Verfügung.

ÜBER DAS BUCH:

18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?

ÜBER DEN AUTOR:

Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, ist einer der populärsten und polarisierendsten österreichischen Schriftsteller. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1995 den Ingeborg-Bachmann-Preis und 2002 den Arthur-Schnitzler-Preis. Bei Zsolnay erschienen zuletzt die Krimis " Wiener Wunder" (2014) und  " Groschens Grab" (2015) sowie 2017 sein Roman " Das Floß der Medusa".

11.10.2017

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:15

Danke für die Erklärung. Dann hoffe ich aber, dass Gottes Hilfe für Hosea sich nicht nur auf das Erledigen beschränkt. Sondern weiter reicht um das Ganze zu verarbeiten.

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yvy kommentierte am 05. Oktober 2017 um 17:57

@ schwadronius

Das ist ja interessant, danke für die Erklärung. Ob der Autor die Namen wohl bewusst ausgewählt hat?

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calimero8169 kommentierte am 28. September 2017 um 22:34

"In den Eingeweiden der Medusa" - das finde ich abslout passend. Was für ein widerliches Gewürm doch die beiden in der Küche sind. Und in der Schikane gegen Victor vereint, abartig. Ich habe mich doch ein bißchen in den kleinen verguckt, so rein mütterlich, füchte aber, dass es mit ihm kein gutes Ende nehmen wird.

Adelaide ist so richtig der Typ Geschlechtsgenossin, auf die ich abgehen wie eine Haubitze. Jung, dynamisch, erfolglos - zu allem fähig, zu nichts zu gebrauchen. Eine dieser Damen, die Kinder auf die Welt bringen und ab dem Zeitpunkt meinen die Krone der Schöfpung zu seinen und ihren Mann unter der Fuchtel halten. Trotzdem mit nichts zufrieden, außer sich selbst. Bin gespannt wie es mit ihre weitergeht.

Bisher komme ich noch ganz gut klar mit den vielen Personen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die einzelnen im Laufe der Geschichte noch so wichtig sind, sondern eher die Gesamtheit zu betrachten ist.

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yvy kommentierte am 29. September 2017 um 18:02

"Adelaide ist so richtig der Typ Geschlechtsgenossin, auf die ich abgehen wie eine Haubitze. Jung, dynamisch, erfolglos - zu allem fähig, zu nichts zu gebrauchen. Eine dieser Damen, die Kinder auf die Welt bringen und ab dem Zeitpunkt meinen die Krone der Schöfpung zu seinen und ihren Mann unter der Fuchtel halten. Trotzdem mit nichts zufrieden, außer sich selbst. Bin gespannt wie es mit ihre weitergeht."

Das ist böse aber zutreffend. ;)

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calimero8169 kommentierte am 29. September 2017 um 21:48

Du weißt doch, gute Mädchen kommen in den Himmel - die Bösen überall.

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sphere kommentierte am 29. September 2017 um 19:41

"Jung, dynamisch, erfolglos - zu allem fähig, zu nichts zu gebrauchen. Eine dieser Damen, die Kinder auf die Welt bringen und ab dem Zeitpunkt meinen die Krone der Schöfpung zu seinen und ihren Mann unter der Fuchtel halten. Trotzdem mit nichts zufrieden, außer sich selbst. " 

Woher kennst du meine Frau?

:D

Hast du sehr gut zusammengefasst!

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calimero8169 kommentierte am 29. September 2017 um 21:50

Loooool - meiner war, wie man mir sagte schon böse. Deiner ist gemein :-)

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yvy kommentierte am 02. Oktober 2017 um 17:50

Hahahaha, you made my day!!!!!!

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Curin kommentierte am 04. Oktober 2017 um 14:07

Der arme Victor bekommt es in der Küche wirklich mit dem schlimmsten Koch zu tun, den ich je in einem Roman erlebt habe. Und der andere Junge dort ist auch ein Widerling, der selbst nichts tut und Victor auch noch schlecht macht.

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FIRIEL kommentierte am 29. September 2017 um 16:54

Die Fahrt geht los, und von Anfang an gibt es schlechte Vorzeichen und prophetische Skepsis. Die fehlenden Ratten zum Beispiel! Und immer wieder kommt am Rande "Davy" vor, der die Leute holen wird. Ist Davy der Teifi, der Teufel, der Satan, den man nicht beim Namen nennen möchte, um ihn nicht herbeizurufen? Kurz vor Schluss gibt es ein Kapitel, das "D wie Jones" heißt; vielleicht lernen wir da Davy Jones kennen...

Mit Viktor haben wir dann endlich einen sympathischen Protagonisten, in den ich mich einfühlen kann. Etwas zu wenig bodenständig, mit dem Kopf in den Wolken. "Ein Phantast! Ein Träumer!" Ich ergänze: "Ein Leser!" Viktor ist absolut blauäugig und kann sich das Leben auf dem Schiff mit seiner Brutalität nicht vorstellen - wie wir heutigen Leser. Da sträubt sich doch alles gegen diese ungerechte, sadistische Behandlung! Das hat Franz gut gemacht - nun habe ich ein Identifikationsobjekt.

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yvy kommentierte am 29. September 2017 um 18:06

Ich hab mal den Davy gegoogelt.
Wiki sagt: "Davy Jones wird von Seefahrern als Spitzname verwendet, um den Teufel des Meeres zu benennen."
Zum Ursprung dieser Sagengestalt Davy Jones gibt es wohl verschiedene Theorien.

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calimero8169 kommentierte am 29. September 2017 um 21:52

Eine weitere schaurige Seemansgeschicht, danke für's googlen.

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sphere kommentierte am 30. September 2017 um 09:42

Danke für die Info, habe ich so nicht erwartet.

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Raveneye kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:08

Ich muss gestehen, dass ich wohl zu viel "Fluch der Karibik" geschaut habe. Denn bei Davy Jones musste ich immer an den 3. Teil denken, wo Davy mit seinem Tentakelgesicht und der Flying Dutchman nicht gerade für gute Stimmung sorgte. Da war seine Aufgabe eigentlich, die auf See verstorbenen ins Jenseits zu geleiten.

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parden kommentierte am 03. Oktober 2017 um 11:54

An diesen Davy Jones aus 'Der Fluch der Karibik' musste ich auch die ganze Zeit denken... :) Wir sind Walt Disney geschädigt... ☻

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katzenminze kommentierte am 30. September 2017 um 15:35

Ja Firi! Viktor ist perfekt um uns mit ihm zusammen in die - sehr sehr - raue Seefahrerwelt einzuführen. Und dan hat er noch Robinson Crusoe (Robinschon Cruschoe) und ein Tagebuch dabei. Sweet. Und der Roman ist thematisch passend...

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schwadronius erwähnte am 03. Oktober 2017 um 21:06

Ich dachte zuerst, Smutje wäre ein Schwabe gewesen. Und freute mich schon auf schwäbische Küche.

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Raveneye kommentierte am 01. Oktober 2017 um 17:50

Also, diesen Smutje hätte ich am liebsten selbst auf die Herdplatte gedrückt. So ein widerliches, sadistisches Schwein. Und sein Gehilfe ist auch nicht besser. Armer Victor. In seinen Träumen sah das alles ganz anders aus, aber ich bezweifle trotzdem, dass es den Kapitän allzusehr interessieren würd, was in der Kombüse passiert. Oder der Smutje und sein Helfelein stellen Victor als Lügner da, den wer sollte einem kleinen Grünschnabel schon glauben.

Mein Lieblingsspruch dieses Abschnittes kommt von 1ten Offizier Joseph Reynard "[...] geschminkte Nudel mir Perücke." Das macht recht deutlich was er von Kapitän hällt.

Mal gespannt wie es weitergeht und was Victor hinter der Tür entdeckt hat.

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yvy kommentierte am 02. Oktober 2017 um 17:52

... und der Spruch schafft so herrliches Kopfkino.

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 20:04

TzTzTz - woran Du bei einer geschmickten Nudel mit Perücke wohl denkst, also ehrlich....

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parden kommentierte am 03. Oktober 2017 um 12:05

Mir fiel eine andere Formulierung auf, die allerdings nichts mit dem Kapitän zu tun hatte, die mir aber einen leichten Ekelschauer verpasste: "Mein Vater hat Parmesan immer Schwiegermutterferse genannt" (S. 101) - uäh...

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 14:43

Ohhhh ja einfach nur ekelhaft dieses Bild.

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schwadronius erwähnte am 03. Oktober 2017 um 17:58

Ich amüsiere mich köstlich über diese Bilder. Darf ich das eigentlich?

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wandagreen kommentierte am 04. Oktober 2017 um 20:29

Ja, klar, das ist Teil des Lesespaßes. Der Franzl macht das super, denn ohne seine Bildersprache, seine darinliegende Ironie und seine Kommentare immer wieder zwischendurch, könnte man diese ganzen Scheußlichkeiten gar nicht lesen.

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 20:02

Ihhhhhh - jetzt weiß ich nicht, wann ich mir das nächste Mal eine riesen Portion Spagetten Bolognese mit reichlich Parmesan gönnen kann ohne daran zu denken. Das ist fiiiiiiies.

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schwadronius erwähnte am 03. Oktober 2017 um 21:03

Die Frage ist, ob der Parmesan eine bröselige oder eine weich-labberige Ferse darstellen soll?

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:16

Oh Gott, das wird ja immer schlimmer :-) Buähhhhh

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yvy kommentierte am 05. Oktober 2017 um 17:59

Bähhhhhhh! *würg*
Ihr habt ja echt eine ausschweifende Fantasie.

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parden kommentierte am 03. Oktober 2017 um 12:01

Irgendwie will sich bei mir der Lesefluss noch nicht so richtig einstellen. Die Kapitel sind arg lang, oft dauert es auch lang, bis überhaupt ein nächster Abschnitt kommt. Dabei finde ich die Lektüre nicht uninteressant. Viktor kommt einem näher als jeder andere, der bislang näher beleuchtet wurde, aber das scheint mir gefährlich. Das wird uns noch leid tun - nicht umsonst ruft der nach der Floßfahrt irre gewordene Hosea wohl nach 'Viktor, Viktor'... Die Szenen in der Kombüse waren für mich nur schwer erträglich, mir scheint, Franzobel führt uns mit diesem Buch an die Grenzen des Erträglichen in punkto Ekel und Gewalt. Das ist sicher erst die Spitze des Eisberges, aber bei Ungerechtigkeiten, Willkür und Spaß an Brutalität hört doch der Spaß auf.

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 14:48

Womöglich härtet uns der Autor bewusst oder unbewusst ab, denn ich vermute mal stark, dass sich das Maß an Unerträglichkeit noch gehörig steigern wird.

Was die Rufe nach Viktor angeht, sehe ich das so wie du. :/

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schwadronius erwähnte am 03. Oktober 2017 um 17:55

Die Zeiten damals waren rauh. Es gehört dazu. Weniger wäre "unbefriedigend" gewesen, oder anders "nicht authentisch" genug.

"Viktor" ist ein ziemlich gut gewählter Name. "Sieg, Sieg" - worüber?

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sphere kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:06

Ach, was ich noch unbedingt loswerden möchte: auf S. 155 (oder 156?) las ich doch tatsächlich: "...schwadronierten..." 

:)

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yvy kommentierte am 05. Oktober 2017 um 17:53

@schwadronius
Da stimme ich dir zu.
Aber ob Viktor einen Sieg erringen wird bleibt abzuwarten.

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schwadronius meinte am 03. Oktober 2017 um 17:51

Beim Lesen frage ich mich grad, ob die Personen, denen Franzobel mehr Charakterisierungszeit gönnt, zu den fünfzehn auf dem Floß gehören?

Den Humor, der auch immer wieder in den Metaphern steckt, mag ich. So herrliche Bilder. Wie muß ich mir "orgienfeiernde Misteln" vorstellen?

Nun weiß ich endlich, wo genau sich Fort Boyard befindet. Als damals die Sendung mit Alexander Mazza, Steven Gätjen und Sonya Kraus über die Mattscheibe flimmerte, war ich noch zu klein, um mich für geographische Lagen zu interessieren.

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 20:07

Ohhhh - die Serie fand ich echt genial. Ich habe mich auch immer gefragt wo das ist. Wozu das Teil wohl heute genutzt wird.

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FIRIEL kommentierte am 21. September 2017 um 20:58

S. 105 bis S. 175

Der Fluch / Fleisch / Der gespreizte Adler

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wandagreen kommentierte am 28. September 2017 um 18:12

Im "Fluchkapitel" zeigt sich schon, wes Geistes Kind der Kapitän ist. Obwohl wir das ja schon wussten. Alles versprechen, nichts halten. Abergläubisch bis zum geht nicht mehr und auf sich auf seinen sich aufspulenden Freund stützen, den ich nach dem Kap. Fleisch sonst wohin wünsche. 

Sehr interessant, dass der Arzt, vor dem der Schlammmann ja am meisten Angst hatte, also der Hosea Thomas, als Idealist und Humanist dargestellt wird.

Frauen (Reine Schmalzt) kommen bisher nicht gut weg im Roman: es wird erklärt, warum sie so schrecklich ist und das erinnert mich an die Äußerungen einer Psychologenfreundin, die immer kund tat: "Es hat alles einen Grund". Was ist wohl "Blutschwamm". Wäre das heute behandelbar?

In Corréard, S. 141, meine ich die Stimme des Autors zu vernehmen. Mal sehen, ob die Figur auch weiterhin Meinungstransporteur von Franz ist.

Die Auspeitschung verlangt uns Lesern viel ab. Beinah mein ich, es kann nimmer schlimmer kommen.

 

 

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 14:57

Ja das Frauenbild ist alles andere als beschönigend. Das sind aber auch Weibsbilder in dieser Geschichte. Tstststs

Heutzutage ist Blutschwamm behandelbar. Kannst es ja mal googeln, da wird es genau erklärt. ;)

Corréard als Stimme des Autors: Das finde ich interessant und durchaus vorstellbar. So oder so, von der kurzen Beschreibung her ist er mir schon sympathisch. Ich bin gespannt, was wir noch von ihm hören werden.

Die Auspeitschung hat mich doch schockiert, weil man so gar nicht mit diesem fatalen Ausgang gerrechnet hat und dieser Tod einfach nur völlig sinnlos war.

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parden kommentierte am 07. Oktober 2017 um 21:48

@ wandagreen: Ein Blutschwamm ist ein Hämangiom, ein gutartiger Tumor, eine Ansammlung von Adergewebe, meist im Gesicht, gibt es aber auch am ganzen Körper. Und ja, es gibt heute Behandlungsmethoden. Meist ist dies aber gar nicht nötig, weil diese Blutschwämme sich oft von selbst zurückbilden. Falls nicht, gibt es Laserbehandlungen, Vereisungen, Medikamente... :)

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wandagreen kommentierte am 28. September 2017 um 18:16

Nette Einfälle: Das Absingen von "Wir winden dir den Jungfernkranz", obwohl es noch nicht komponiert wurde.

Dekadent: Reines Vorstellungen der Schwarzen: S. 130. Das ganze menschenverachtende Gedankengut  des Kolonialismus wird vorgeführt.

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FIRIEL kommentierte am 29. September 2017 um 17:14

Na ja - das Lied vom Jungfernkranz und der veilchenblauen Seide ist absolut unpassend. Der Autor findet es anscheinend lustig, solche Gegensätze nebeneinander zu stellen. Ich mag das nicht.

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wandagreen kommentierte am 29. September 2017 um 18:33

Ich schon. Das Singen, damit man das Geschrei nicht hört, ist absolut realistisch. Dass es ein Song ist, den es (noch) nicht gibt, finde ich wiederum sehr witzig. Allerdings sagt Franz, um nicht ganz aus der Geschichte zu fallen, die Vorläufer des Songs wären schon im Schwange gewesen und ganz von der Hand zu weisen ist das nicht.

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calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:26

Ich denke der Song ist total unwichtig bei der ganzen Sache, soll wohl eher den widerlichen Akt als solches für die zivilen Passagiere nicht ganz so offensichtlich in den Vordergrund treten lassen.

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Sursulapitschi kommentierte am 29. September 2017 um 18:37

Das ist die pure Ironie. Magst du nicht? 

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 13:39

Nein, das mag ich nicht. Ich mag auch keine Comedy und Ähnliches. 

Das hier erinnert mich an den Verfremdungseffekt bei Brecht. Ich verstehe ja, was das soll - es reißt einen aus der Identifikation und zwingt zur Distanz und Reflektion. Aber es gefällt mir trotzdem nicht. Ich gebe zu, es ist gut gemacht, aber es ist dennoch nicht mein Stil.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 02:20

Es ist eher Zynismus. So wie von Corréard.

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calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:22

Bei ihren Vorstellungen fiel mir ehrlich gesagt nichts mehr ein.

"Wie wunderbar würde es erst in Afrika werden, wo sich die Darkies danach verzehrten, einer weißen Frau die Füße zu schlecken."

Hallo? Als wenn die Senegalesen nichts besseres zu tun gehabt haben. Vor allem konnten die Schwarzen und übrigens auch die Indianer die Weißen überhaupt so gar nicht ertragen, was die Hygiene anging. 

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sphere kommentierte am 03. Oktober 2017 um 00:21

Es wird ja nur die Vorstellung dargestellt, die die Europäer von der Bevölkerung Schwarz-Afrikas (ach was, von der ganzen restlichen Welt) hatten...

Auch hier ist der aktuelle Bezug zum Weltgeschehen nicht so weit entfernt...

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:23

Da sprichst Du ein wahres Wort gelassen aus. Gerade zu Zeiten des Menschen mit dem toten Meerschweinchen auf dem Kopf muss man sich ja echt Gedanken machen, ob wir bald wieder in getrennten Bussen fahren. Und der Blick auf die Strömungen hier in Deutschland sind ja auch nicht gerade Herz erwärmend menschenfrendlreundlich.

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 15:00

Ich mag diese Gegenüberstellungen ebenfalls, kann aber auch Firiel verstehen. Das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache.

Die dekadente, menschenverachtende Vorstellung des Denkens hinsichtlich des Kolonialismus - ja, das ist wirklich heftig und abstoßend.

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Sursulapitschi kommentierte am 28. September 2017 um 22:55

Meine Güte, dass Victor noch lebt ist ein Wunder. Jetzt häufen sich die Grausamkeiten schon arg. Sehr ekelhaft, besonders die blutigen Hautfetzen. Da herrscht ja schon im Normalbetrieb der Wahnsinn an Bord. 

Schön beschrieben war die erste Prügelszene (hab ich das wirklich geschrieben?), wo zwischen den Schlägen immer der Chor von veilchenblauer Sa-eide singt. Das hat was. 

Die Sinnlosigkeit des Ganzen kommt gut rüber. Und jetzt hört Viktor auch noch Stimmen? Es soll nicht nur brutal, sondern auch noch gruselig sein? Er lässt nichts aus, der Franz.

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Sursulapitschi kommentierte am 28. September 2017 um 23:14

Wenn man nach der krassen Hackordnung geht, ist Viktor wol tatsächlich der erste, der gegessen wird.

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katzenminze kommentierte am 30. September 2017 um 15:50

Mit dem passiert noch irgendwas. Hosea wird ihn zu Beginn in seiner geistigen Umnachtung nicht umsonst erwähnt haben. Die Frage ist was. Weil das was er jetzt durchmacht ist ja eigentlich schon krass genug.

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calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:29

Ich gehe davon aus, dass er es nichteinmal auf das Floss schafft. Ihm wird noch lange bevor die Medusa auf Grund läuft etwas zustossen fürchte ich. Seine "Visionen" finde ich sehr spannend und passen eingearbeitet.

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FIRIEL kommentierte am 29. September 2017 um 17:12

Der Fluch: Viktor lernt sich zu wehren - er schlägt Jerome k.o. und revanchiert sich beim Koch für die Verbrennungen. Da sollte man meinen, er findet seinen Platz in dieser rauhen Welt. Aber nein: Direkt darauf wird er fast vergewaltigt.

Fleisch: Eine absolute Brutalität, völlig ungerechtfertigt. Merkwürdig ist das Verhalten des Arztes: Er hat das Recht, die Strafe abzubrechen, macht aber keinen Gebrauch davon. Er hält es für humaner, alles in einem durchzustehen??? Dass das zum Tod führt, scheint ihn gar nicht zu berühren. Ihn interessiert nur seine Forschung. Er möchte die Leiche sezieren und entfernt das Gehirn zu Forschungszwecken. Jetzt kann ich schon ein wenig phantasieren, weshalb Hosea solche Panik vor ihm entwickelt.

Der gespreizte Adler: Viktor fällt in die Hände des Kochs und wird fast gefoltert. Er wird zwar gerettet, doch auf eine andere Art gemartert; immerhin nicht lebensbedrohlich - dafür muss man auf diesem Schiff ja anscheinend noch dankbar sein. Nach dem ersten Zusammenstoß mit dem Koch wollte er noch dem Kapität voller Empörung davon berichten; von dieser Idee ist er nun gründlich geheilt und verrät nichts.

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wandagreen kommentierte am 29. September 2017 um 18:38

Es i s t humaner. Den Überlegungen konnte ich gut folgen. Denn wenn er die Auspeitschung abgebrochen hätte, wären die fehlenden Hiebe gefolgt, sobald alles geheilt gewesen wäre!

Was kann er dafür, dass Peter Prust ein Gehirngerinnsel hat (oder so was). Sonst wäre er nämlich nicht gestorben, das har der Arzt ganz richtig eingeschätzt.

Nicht vergessen, dass der Arzt von Franz als "Der wahre Idealist, Humanist und Menschenfreund" dargestellt wird. Er ist ein echter Wissenschaftler. Von seiner Gefühlswelt wird natürlich nichts berichtet.

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 06:41

Den Überlegungen des Arztes kann auch ich folgen; "Schuld" hat er wohl nicht. Aber was mich irritiert, ist seine Emotionslosigkeit. Es geht nur um die Sache, nämlich ein frisches Gehirn zu Forschungszwecken. "Idealist, Humanist und Menschenfreund" kann da für mich nicht wahr sein - vielleicht sieht er sich selbst so, aber Selbst- und Fremdwahrnehmung gehen nun mal oft nicht zusammen.

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wandagreen kommentierte am 30. September 2017 um 18:35

@Firi: So ist das nicht gemeint, vom Franz, denk ich. Er will ihn bzw. die Humanisten/Ideologen demaskieren.

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calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:35

Ich glaube nicht, dass er emotionslos ist bzw. war. Er hat meines Erachtens das kleine Übel für Prust gesucht und gefunden. Eine erneute Auspeitschung wäre vermutlich erheblich schlimmer gewesen. Heute kann man teilweise ein Gerinnsel erahnen - an Augenstellung, Schwellung usw. - damals wohl noch nicht. Das er das Gehirn zu Forschungszwecken entnimmt, sehe ich auch nicht als emotionslos, sondern, als für einen Mediziner durchaus normal. Und er hat ja zu Viktor selbst gesagt, es ist nur noch die Hülle. Alles was den Menschen ausgemacht hat, ist lange gegangen. 

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katzenminze kommentierte am 30. September 2017 um 15:47

Ich verstehe Savignys Haltung bei der Auspeitschung. Über seine Gefühllosigkeit lässt sich streiten. Es ging ja schon das Gerücht, dass er gerne Leichen obduziert. Also hat er vom Tod ja in gewisser Weise profitiert. Das dürfte sein Mitleid gedämpft haben.

Interessant finde ich, wie Franzobel den Bogen schlagen will vom schon angesprochenen "wahren Idealist, Humanist und Menschenfreund" zu der Person, die später den Baum von einem Mann Hosea in solche Aufruhr versetzt und der im Gegensatz zum Piraten und allen anderen Überlebenden als einziger geistig gesund aus der Geschichte hervorgeht. Dass er an sich kein schlechter Mensch ist, merkt man ja schon daran, dass er Viktor vor der Auspeitschung bewahrt hat und aus der Kombüse "rettet".

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wandagreen kommentierte am 30. September 2017 um 18:36

Wie ich oben schon sagte. Franz baut den Arzt auf, um ihn abzubauen und zu zeigen, was er von den Idealisten und Humanisten hält.

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 19:25

Da hast du vielleicht Recht - aber für mein Gefühl hat Franz den Arzt nie wirklich aufgebaut. Seine einzige positive Tat war, Viktor vor dem Kapitän zu retten. Ansonsten zeigt er sich für mich bisher weder idealistisch noch humanistisch. Habe ich da etwas übersehen?

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Sursulapitschi kommentierte am 30. September 2017 um 20:28

Finde ich eigentlich auch. So richtig hat man ihn gar nicht kennengelernt. Er wirkt etwas zynisch, etwas fatalistisch, schon wissenschaftlich interessiert, aber ein großer Menschenfreund scheint er nicht zu sein. Er war nett zu Viktor, aber man fragt sich fast, warum. 

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 08:25

Darauf kommts gar nicht an, der Autor bezeichnet ihn so. Und damit fungiert er als Platzhalter für diese Gattung Mensch. / Er lässt Victor auch erzählen, dass der Gott des Arztes die Vernunft sei. Ganz im Sinne des Humanismus und Rationalismus. Es geht nicht drum, was wir uns unter einem "guten Menschen" vorstellen.

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
FIRIEL kommentierte am 01. Oktober 2017 um 14:02

Savigny hält sich für einen Humanisten. Er ist überzeugt von seinen Idealen; da bin ich mit dir einer Meinung. Er handelt nicht immer danach, aber, nun ja, wer tut das schon. Seine Ideale werden jedenfalls noch tüchtig durchgerüttelt, das ist wahr. Ich bin mit der Lektüre nun fast am Ende und Savigny muss feststellen, dass in der Extremsituation seine Ideale nicht mehr zählen.

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:38

Würden wir in Extremsituationen nicht alle mehr oder weniger unsere Ideale über Bord werfen? Rein aus dem Überlebenstrieb heraus?

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:42

Ich sehe Savigny bisher auch nicht als gut oder böse an. Weil er als Arzt an Forschung interessiert ist und sich ein Forschungsobjekt nimmt, heißt es doch nicht, dass er gefühlskalt ist. Ohne Forschung wären wir nicht wo wir sind.

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sphere kommentierte am 01. Oktober 2017 um 22:00

Zu Fleisch: wie schon wanda geschrieben hat, ließ er die Auspeitschung fortsetzen, um die Wunden nicht ein zweites mal aufbrechen zu lassen; ich hatte schon den Eindruck, dass ihn (und auch viele andere) die Folter und der Tod berührt hat.

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 15:15

Eine interessante Diskussion mit einigen Denkanstößen habt ihr da ins Rollen gebracht.
Ich für meinen Teil stehe unserem Arzt momentan noch recht neutral gegenüber. Er ist ein Mann der Wissenschaft und stellt alles andere in den Hintergrund, dennoch spreche ich ihm Mitleid oder Mitgefühl nicht ab (wie sonst könnte er Arzt sein) und das beweist er ja auch in seinem Handeln. Dass Prust einem Hirnschlag erliegt konnte niemand ahnen, womöglich wäre ihm dieses Schicksal auch ohne die Auspeitschung zuteil geworden. Savignys Enscheidung ist schlüssig und sein Verhalten, sprich das Streben nach Forschung nach dem Tod am Leichnam ist aus wissenschaftlicher Sicht nachvollziehbar. Wo wäre die Medizin heute ohne solche Menschen? Für Nichtwissenschaftler ist das Ganze natürlich nur schwer zu verdauen. Mich packt eher die Wut, wenn ich daran denke, dass diese Bestrafung völlig an den Haaren herbeigezogen war und unser eierloser Kapitän dafür verantwortlich ist. Hosea bringt es auf den Punkt, indem er sagt:
"Je schwächer der Kapitän, desto härter die Strafen (...)"

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:28

Genau so sehe ich das Ganze auch. Natürlich kann und darf ein Arzt nicht vor Emotionen zu einem Patienten zerfliessen, dann würde er an seinem Job zerbrechen. Von daher denke ich kommt das Mitgefühl eines Mediziners immer ein wenig schlechter weg als das eines Nicht-Mediziners. Ich sehe aber auch, dass er für Prust das Bestmögliche in der Situation versucht hat rauszuholen.

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parden kommentierte am 07. Oktober 2017 um 22:04

@yvy: "Er ist ein Mann der Wissenschaft und stellt alles andere in den Hintergrund, dennoch spreche ich ihm Mitleid oder Mitgefühl nicht ab (wie sonst könnte er Arzt sein)" - öhm. Die Idee, Ärzte würden Ärzte, weil Mitleid oder Mitgefühl sie auszeichnet, kann ich leider nur milde belächeln. Das mag sicher auf einige zutreffen. Aber ich kenne - sowohl aus der Geschichte als auch heute - ausreichend Beispiele, die deutlich machen, dass die Motivation, Arzt zu werden, viele Gründe haben mag, aber ganz sicher nicht Mitleid oder Mitgefühl: Prestige, hoher Lebensstandard, gesellschaftliche Stellung... So viele Ärzte haben möglicherweise einen ausreichenden IQ (Intelligenzquotienten), aber der EQ (emotionale Quotient) gleicht oft dem einer Qualle. Sorry.

Allerdings will ich Savigny sein Mitgefühl nicht prinzipiell absprechen, das mag bei allem wissenschaftlichen Interesse und der Neugier des Forschers auch gelegentlich aufblitzen...

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 22:24

Oh oh Parden, da hoffe ich doch sehr, dass du nicht persönlich betroffen warst. Ich weiß, was du meinst und mag mit meiner Behauptung wohl etwas forsch gewesen sein. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Ärzte nach dem hippokratischen Eid handeln und eine gewisse Empathie mitbringen sollten, um ihren Job gut zu machen. Vielleicht bin ich da zu gutgläubig aber zumindest im Pflegebereich trifft das größtenteils zu. Natürlich gibt es immer Ausnahmen - in beiden Richtungen. ;)

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katzenminze kommentierte am 30. September 2017 um 15:58

Es geht ordentlich brutal zu auf dem Schiff. Das hätte ich eigentlich nicht vermutet. Ich dachte, die legen erst auf dem Floß los. Aber nein, den ersten Toten gibt es schon nach nur einem Tag auf See. So kann man sich täuschen.

Ich weiß zwar nicht wie realistisch das alles ist, aber die Beschreibungen des Schiffes, der Aufgaben der Matrosen und der Seefahrerrituale gefallen mir sehr gut. Selbst wenn Franzobel sich ein paar Dinge ausgedacht hat; für mich wirkt es. Ich fahre mit.

Am spannendsten fand ich hier zu lesen, wie schon jetzt die Meuterei vorbereitet wird. Ich bin gespannt, was mit dem gepuderten Kapitän passiert. Mitleid habe ich keines. Der kurze Blick in seine Vergangenhet sprach Bände! Was für ein Unsympath!

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 16:50

Ja, der Kapitän hat es verdient - nur dass es ja nicht allein treffen kann. Schrecklich!

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sphere kommentierte am 01. Oktober 2017 um 22:03

Das habe ich mich tatsächlich auch gefragt, wie viel Brutalität bereits nach einem Tag realistisch sei, und habe ein bisschen im Netz nach der wahren Begebenheit gesucht. Nach dem Buch werde ich mir zumindest die deutsche Wiki-Seite durchlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A9duse

Auf Englisch

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katzenminze kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:23

Das ist ja super interessant sphere! Erstaunlich wie genau Franz an der Stroy geblieben ist. Nur viel bildhafter. Ich wollte mich nicht Spoilern und habe noch nicht alles gelesen... :) Die Offiziere kommen m.E im Buch wesentlich schlechter weg. Sie wirken tatenloser als sie es waren.

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calimero8169 kommentierte am 02. Oktober 2017 um 14:46

ich kann mir gut vorstellen, dass es durchaus realistisch ist. Es waren in frühen Zeiten der Seefahrt nicht immer die nettesten Genossen, die angeheuert haben. Viele hatten schon eine nette kriminelle Vergangenheit und sind schlichtweg dem Gesetz und der Bestrafung entflohen. Dazu kommt dann noch die Hackordnung, die in den unteren Schichten eben nicht mit Argumenten sondern Taten geklärt wurde.

Teilweise finde das doch in abgeschwächter Form heute noch statt. 

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 15:17

Ich lese mir den Artikel dann auch erst nach der Lektüre durch. Danke für den Link.

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yvy kommentierte am 03. Oktober 2017 um 15:26

Puhhh, ein heftiger Abschnitt jagt den nächsten.

Zum Tod Prusts habe ich weiter oben schon kommentiert und auch zu dem eierlosen, gepuderten Pfau meine Meinung kundgetan.

Viktor, unsere Identifikationsfigur, wird beinhahe vergewaltigt und entgeht dem Ganzen nur knapp zwei Mal. Dennoch schlägt er sich tapfer und lässt sich nicht unterkriegen (bis jetzt). Die Regeln des Schiffs hat er schnell lernen müssen und spielt nun auch nach ihnen. Hoffentlich bewahrt er sich seine Menschlichkeit. Dass er als Einziger, die unheilvolle Stimme des Schiffs vernimmt, finde ich bezeichnend. Hat er womöglich so eine Art "Zweites Gesicht"?
Diese Sätze haben Eindruck hinterlassen:
"Sein ganzes Leben war nun dieses Schiff, auf dem eine eigene Zeit herrschte. Eine eigene Moral. Alles, was auf dem Festland galt, alle regeln und Gesetze, schienen außer Kraft gesetzt."

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sphere kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:00

Wahnsin wie schnell er sich wieder - nach fast zwei Vergewaltigungen - berappelt, oder? Ich habe jetzt nicht die Stelle parat, aber kurz danach steht er wieder an der Reeling (wo er ja laut Arzt nicht lange stehen bleiben soll) und denkt, dass es, ja doch, eine gute Entscheidung war, nach Afrika zu fahren. Ach ja, und eine verbrannte Hand ist da auch noch. 

Heutzutage bräuchten wir dafür erstmal eine sechsmonatige Auszeit inkl. Traumatherapie...

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yvy kommentierte am 04. Oktober 2017 um 11:58

Da sprichst du wahr aber nach Allem, was Viktor hier schon mitmachen musste, schockieren ihn wohl 2 Vergewaltigungsversuche auch nicht mehr.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 02:33

Das Leben war hart - damals, aber solange man lebte ...

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Raveneye kommentierte am 04. Oktober 2017 um 14:55

Ich kann diesen Koch einfach nicht leiden. Erst verbrennt er Victor die eine Hand, und als dieser dann nicht arbeten darf, will er ihn auch noch die andere verbrennen. Wer ist den Schuld daran? Victor schon mal nicht. Alles auf Gains eigenen Mist gewachsen. Aber als wäre das nicht genug, will er ihm später auch noch mit einem Schiffsnagel zu nahe kommen. Dieser Koch hat doch keinen Menschlichen Knochen mehr im Leib, wie es scheint. Aber auch unter Deck ist Victor ja nur knapp mit heilem Hintern davongekommen.

Und dann wieder diese hochnäsigen Leute. Wie der zukünftige Gouverneur und seien "Reine" Frau. Erst sehen sie voller Genugtuung der Auspeitschung zu und beschweren sich dann darüber, das dies alles verzögern würde. Auf wessen Wort wurde die den überhapt angesetzt - geneu, Reines. Und das Porst gestorben ist interessiert die auch nicht. Reynard, oder wer es war, sagt doch auch noch, das er nur gestorben ist um sie zu demütigen und das er ihnen nicht mal dankbar für die Auspeitschung ist. Gehts vielleicht noch unsensibler? Da weiß ich nichts drauf zu sagen.Solche Leute könnte ich den ganzen Tag durchschütteln.

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
wandagreen witzelte am 04. Oktober 2017 um 20:43

Hey, hey, Raveneye, das Volk hat Vive la France zu rufen und ansonsten das Maul zu halten. Ab zum Deck schruppen! Speckschwarte gibt es heute auch keine. Wegen Meckerns! ;-))

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
parden kommentierte am 07. Oktober 2017 um 22:16

Auch ich habe nun endlich den letzten Teil des ersten Abschnitts beendet und kann mich vielem, das hier bereits geschrieben wurde, nur anschließen. Unmenschlichkeit, Gesetzlosigkeit, doppelte Moral, Ekel und Gewalt, durchsetzt von aufblitzendem Humor - die Essenz menschlicher Gesellschaft. Franzobel treibt es zunehmend auf die Spitze. Dass immer noch ständig neue Leute hinzukommen, stört meinen Lesefluss immer wieder - es fällt mir irgendwie schwer, laufend aus einer Szene gerissen zu werden und mich wieder jemand Neuem zuwenden zu müssen, dessen Name ich zehn Seiten später vermutlich doch wieder vergessen haben werde, *seufzt*. Am liebsten würde ich bei Viktor bleiben. Aber er ist das geborene Opfer, und sicher müssen wir uns bald gänzlich von ihm verabschieden...

Ich fürchte, bis zum offiziellen LR-Ende werde ich den Roman nicht beendet haben. Mal schauen. Mehr als ein paar Seiten am Stück schaffe ich hierbei einfach nicht.

Thema: Lektüre, Teil I (Seite 1 - 175)
schwadronius meinte am 08. Oktober 2017 um 02:12

Viktor ist also weiter unsere Augen durch die Geschichte. Franzobel hat so viele nichtige voll ausgearbeitete Details - wie die "Käseplatte" (Aufzählung der verschiedenen Käsesorten.).

Mir gefällt die Einstreuung lateinischer Sprüche, obgleich doch Französisch "Hofsprache" war.

Wortneuschöpfung dieses Abschnittes ist: Kombüsen - Inauguration.

Die roten Ohren sind wohl "Running Gag" in dem Buch.

"Bitter wie alter Urin" - herrlich solche Bilder. Kommt vom Harnstoff, der zu Ammoniak oxidiert wird.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 21. September 2017 um 20:59

Eine engere Einteilung kann ich gern erstellen, wenn wir aus dem ersten Teil erfahren haben, welcher Umfang günstig ist.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 21. September 2017 um 21:09

Guck mal bei alle. Cali hat schon eine Einteilung vorgeschlagen. Nun muss sie nur noch umgesetzt werden.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 21. September 2017 um 21:39

Danke, das hatte ich nicht gesehen. Vielleicht macht Torsten das ja? Falls nicht, können wir uns mit eigenen Abschnitten behelfen; da passt aber Callis Einteilung nicht ganz. Warten wir es mal ab. Montag geht es los!

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 23. September 2017 um 09:14

Ich habe einfach ungefähr nach Seitenzahlen, aber Deine Einteilung für den ersten Abschnitt ist besser. Lass und das so machen.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 20:04

So, ich teile jetzt einfach die zwölf Kapitel in vier Päckchen. Ob es inhaltlich passt, weiß ich natürlich nicht.

Thema: Wer hat gewonnen?
Raveneye kommentierte am 22. September 2017 um 12:30

Mein Buc ist angekommen und die neue Einteilung habe ich mir notiert. Dann auf eine spannende Leserunde.

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
BücherRatteLeseWurm kommentierte am 23. September 2017 um 17:27

Wow, klingt richtig toll. So ein Abenteuerroman wäre mal wieder was!

Thema: Lieblingsstellen
wandagreen kommentierte am 27. September 2017 um 11:04

Bilder: (S.35): "Picard bemerkte die Blicke der Matrosen und Soldaten, die in seine aufblühenden Töchter krochen wie Wespen in Blütenkelche."

(S.37). "Ihre (Adelaides) Gehässigkeit war wie ein Kettenhund, der bis zum Anschlag zog und ihn ständig ankläffte."

Thema: Lieblingsstellen
katzenminze kommentierte am 27. September 2017 um 12:52

Ja! Die Kelche. Sehr fein. Die habe ich mir auch gemerkt.

Thema: Lieblingsstellen
katzenminze kommentierte am 28. September 2017 um 18:11

"[...] und seine kräftigen, von blaugrünen Adern durchzogenen Unterarme glänzten von einem Flaum rötlich blonder Haare - zart wie verblühter Löwenzahn. Sähe man nur diesen Flaum, hätte man Lust, ihn anzublasen."
S. 63

Nice.

Thema: Lieblingsstellen
wandagreen kommentierte am 28. September 2017 um 18:18

S. 131. Weniger nice, aber bezeichnend und auf die Spitze getrieben:

"Wie wunderbar würde es erst in Afrika werden, wo sich die Darkies danach verzehrten, einer weißen Frau die Füße zu schlecken."

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 19:51

verflixt: verrutscht!

Thema: Bewerbung um ein Freiexemplar
FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 19:56

und wieder...

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 19:58

S. 176 bis S. 231

Kleine Fische / Der Sturm / Mama Neptun

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
Sursulapitschi kommentierte am 29. September 2017 um 21:26

Inzwischen dachte ich bestimmt schon drei Mal, jetzt geht aber das Schiff unter und es schwimmt immer noch. Ein hinterhältiges Buch. "Ham mir ein Spaß."

Der arme Hupf. Schmaltz ist ja noch ekelhafter als der Kapitän. So ein egoistischer Fiesling. Den können sie von mir aus essen.

Die Äqarortaufe fand ich höchst verstörend bis ich sie gegoogelt habe. Ich hatte Meuterei, einen Aufstand oder sonstwas erwartet, aber nicht derbe Späße zwischendurch. Aber so etwas haben die Seeleute wohl tatsächlich veranstaltet. Es scheint auch nicht übertrieben dargestellt zu sein, es ist nur plastisch erzählt. Ham mir was gelernt.

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quatortaufe

 

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 21:38

Von diesem Äquatortaufen habe ich schon öfter gehört und gelesen. Diese gehört wohl schon zu den Härteren, ab es gab wohl durchaus Steigerungen, bei denen die "Täuflinge" oft auch zu Tode gekommen sind. Der letzte Fall ist erst ein paar Jahre her, daraufhin wurden die "Taufen" für deutsche Schiffe verboten. Es ist echt entwürdigend und abstossend was da abgeht.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
Curin kommentierte am 11. Oktober 2017 um 10:54

Die Äquatortaufe fand ich auch einfach nur schlimm. Ich habe mich auch gewundert, dass alle dabei zugeschaut haben und sich keiner vor Ort abgewendet hat. Hier hätte der Erzähler ruhig mal etwas weniger detailliert erzählen können.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 18:15

Danke für den interessanten Link. Krass.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 12:40

Eine Äquatortaufe kenne ich aus anderen Seefahrerbüchern. Aber diese hier läuft fast aus dem Ruder; hätte leicht mit dem dritten Toten enden können. Um Hupf tut es mir leid; der war mir auch sympathisch. Der zweite Tod, der - oops! - einfach so "passiert". Und ich muss zugeben, ich stelle fest, dass ich schadenfroh bin, als Jerome getauft wird.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
katzenminze kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:13

Ich habe auch schon mit dem dritten Toten gerechnet! Ich weiß aber nicht ob mir Hupf leid tut (ja doch, der Brief den der depperte Kapitän ihm nicht gab war sehr traurig!) oder ob ich mich freuen soll, dass ihm zumindest das Floß erspart blieb...
Jerome hätte gerne noch mehr getauft werden dürfen! Zum Glück bin ich nicht alleine Schadenfroh, Firi! :)

@sursu: Danke fürs googeln! Hätte ich nicht gedacht, dass das tatsächlich realistisch ist! Begeistert mich aber, was der Franz alles ausgegraben hat um uns zu unterhalten...

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:22

@Firi: Das ist nicht viel, was du uns zum gesamten zweiten Abschnitt zu sagen hast, Firi.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:59

Das stimmt. Ich bremse mich jetzt ein bisschen und will nicht immer vorpreschen. Aber ich werde dann im Nachgang weiter kommentieren; versprochen.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 19:30

Das ist ok. Es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass einer schnell "durchliest", wenn er sich dann noch unterhält. Weil ich die Machart des Romans schon sehr interessant finde.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 21:44

@Firiel

Oh ja bitte, bleib uns in der Runde erhalten. Und übrigens an dieser Stelle einmal vielen Dank für Deine Mühe, die Einteilung zu machen :-)

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 21:44

@Firiel

Geht mir auch os, obwohl ich sowas absolut ablehne. Und eigentlich hat er es ja noch "harmlos" getroffen. Hätte auch schlimmer kommen können und sie hätten "Kiehl geholt". Aber das wurde ja "nur" als Bestrafung exerziert. 

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:04

Ich als Idealist, Humanist und Menschenfreund empfand keine Schadenfreude.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
Raveneye kommentierte am 10. Oktober 2017 um 15:43

Bei der Schadenfreude schließe ich mich doch gleich mal an. Wer anderen eine Grube gräbt... fällt mir passent dazu gerade ein.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
parden kommentierte am 11. Oktober 2017 um 13:37

Schadenfroh, ja, aber Jerome wird sich an Viktor bei nächter Gelegenheit sicher bitter rächen. Schließlich war der ja erst für die Taufe vorgesehen...

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:13

Kleine Fische: wiederum Kollateralschaden. Wie kaltblütig der Kapitän und vor allem "sein Freund" sind. Und wie gut der Autor das macht, dieses beinahe Mennschliche, das in diesen bösartigen Kreaturen steckt, z.B. dem Kapitän, eigentlich will er ja gar nichts Böses, aber dann ... führt die eine oder andere Überlegung dazu, dass er kein Rückgrat zeigt, wie immer. Solche Leute gibts ja wie Sand am Meer, eigentlich will man ja nichts Böses, aber ... . Man muss gut aufpassen, dass man nicht selber zu diesen rückgratlosen Wesen gehört, denn (gute)Gründe, sich eben doch nicht einzusetzen, wenn man etwas Ungerechtes oder sogar Böses sieht, gibst genug. Der Kapitän ist wirklich ein Paradebeispiel an einem Menschen, der leider zeitlos überall ist. Sogar tief in einem drin.

 

 

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 18:16

Wanda, das hast du gut beschrieben und es ist so viel Wahres in deinen Worten.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:07

Er interessiert sich für den ganzen Seefahrtskram nicht. Er will sich präsentieren. Hauptsache der Schlü ... die Perrücke sitzt und das Make up paßt!

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:17

Der Sturm: Die Sache mit dem Klistier ist lustig. Also fast. Immerhin, Savigny hilft. Wenn auch ungerührt. Ein Mann der Wissenschaften. Ich möchte mal wissen, warum der nachher so schlecht wegkommt. Ausserdem hat er ein unerschüttertes Vertrauen in die Natur der Sache. Und er widersteht den Verführungskünsten des Ersten Offiziers. Eigentlich toll. Denn es gab sicherlich auch andere, undurchschaubarere und aus niederigen Beweggründen in Gang gesetzte Meutereien.

Wie lange wird es dauern bis die Crew von Gelbhaar meutert?

 

 

 

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
katzenminze kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:22

Toll ist relativ. Ich finde es tragisch. Generell ist es natürlich ehrenwert nicht auf ein Bestechungsabgebot einzugehen. Aber R. (der ganze Name fällt mir nicht ein) hat ja recht mit dem was er sagt. Die Passagiere und Matrosen vor Unerfahrenheit und Willkühr zu retten sollte ihm wichtiger sein. Kann aber auch sein, dass er glaubt R. will sich nur profilieren...

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:34

Das wissen w i r . Er aber nicht. Von einer Schiffsarztposition aus, ist es nicht gerade leicht, zu urteilen. Es ist eine Sache des Vertrauens. Wem vertraue ich. Und Savigny vertraut dem gesunden Menschenverstand. (Der, laut Humanismus in jedem sitzt). Das ist eine herrliche Persiflage auf den Humanismus.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
katzenminze kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:50

Schon. Aber dass der Kapitän nicht geeignet ist ein Schiff zu führen ist ja zumindest gerüchteweise auch zu S. vorgedrungen. Er hat ihn ja selbst erlebt, den Gepuderten. Er wirkt nur so generell uninteressiert an allem was nicht Krankheit oder Leiche ist. Das weicht für mich vom gesunden Menschenverstand eher ab.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 19:33

Kann sein. Aber denk doch mal an die vielen unfähigen Oberbefehlshaber, die es gegeben hat und die es mit Sicherheit immer noch gibt. Z.B. denjenigen (jetzt ne kleine Sache, nur für die Betroffenen ist sie nicht klein), die diese Soldaten in voller Montur haben marschieren lassen bei 37 Grad im Schatten "oh, die sind tot, die hatten aber eine zarte Konstitution, das hätte "eigentlich" nicht passieren dürfen. Ich will ihn ja nicht in Schutz nehmen, aber so einfach ist das nicht mit dem Absetzen.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
katzenminze kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:51

Doppelt. Sorry.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 01. Oktober 2017 um 19:03

Der Kapitän ist nicht geeignet, ein Schiff zu führen. Aber man kann nicht sagen, dass er unzurechnungsfähig ist und quasi entmündigt werden muss. Er ist nicht geistig beschränkt oder psychisch krank; insofern ist die Entscheidung von Savigny richtig. Dass sie im größeren Zusammenhang dennoch falsch ist, ist wohl wahr.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
Curin kommentierte am 11. Oktober 2017 um 11:08

Das stimmt. Ich frage mich, warum Savigny sich so loyal gegenüber dem Kapitän verhält.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 21:46

Wieso fast? Ich fand es zum brüllen komisch - naja klar, ich lag ja nicht da hahaha

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 18:14

Auch ich bin zwiegespalten was die Meuterei angeht. An sich finde ich die Einwände und Gründe des Offiziers richtig und lobenswert andererseits kann Savigny nicht gegen seine Natur als Arzt handeln und lässt sich folgerichtig nicht bestechen. Wie wäre unsere wahre Geschichte wohl ausgegangen, wenn es hier zu einer Meuterei gekommen wäre?

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:14

Fäkalgeysir - im Film wäre das eine Martial Art - Szene, nur ohne Kampfkunst. :).

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:32

@schwaddi

Aber sowas von. :DDDD

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katzenminze kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:18

Ich finde interessant, dass sich Viktor (der uns Lesern ja am ähnlisten ist) in diesem Abschnitt auch fragt ob Savigny ein bisschen irre ist. Er ist so zwiegespalten wie ich.
Dass er seiner Ideale wegen nicht auf den fähigsten Mann auf dem Schiff hört und den Kapitän unzurechnungsfähig erklärt ist tragisch. Was sind das für Ideale frage ich mich...?

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:49

Daran ist er ursächlich nicht schuld. Wage es doch mal in der Armee /Bund /Militär die Tauglichkeit eines Generals in Zweifel zu ziehen, geschweige denn, ihn zu sabotieren oder anzusetzen. Ohoooo !

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 21:51

Aufgrund von was könnte er ihn für unzurechnungsfähig erklären. Arroganz, Unfähigkeit und Dummheit haben nichts mit Unzurechnungsfähigkeit zu tun. Sich einen Berater an die Seite zu holen ist nicht verboten, dass dieser ein ebenso dummes und arrogantes Schwein ist, steht auf einem anderen Blatt und überzogene Bestrafung aufgrund falschen Rates und eigener Schwäche rechtfertigt auch keine Erklrärung einer Unzurechnugnsfähigkeit. Und wenn keine stichhaltigen Argumente vorzuweisen sind, wird keiner einem Vorgesetzten an den Karren pinkeln. Das Ende der Karriere wäre wohl nur das kleinste Übel bei so einem Schritt.

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katzenminze kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:10

Das Ende der Karriere fände ich an seiner Stelle aber angemessen dafür, dass ich zumindest noch lebe. Wenn ich mit jemandem (meinem Chef) im Auto sitze der offensichtlich nicht fahren kann und da ist noch ein Beifahrer, der zwar groß labert aber offensichtlich auch nicht fahren kann und ich da nur rauskomme, indem ich die Polizei rufe und mein Chef ne fette Strafe bekommt und ich daraufhin gefeuert werde: Ok! Zumindest lande ich nicht am nem Baum. Aber ich sehe auch, dass Savigny die Gefahr nicht so drastisch sieht. Und es ist ihm ja auch hoch anzurechnen, dass er sich nicht bestechen lässt. Das ist sicher nicht selbstverständlich.

Dass der Kapitän nicht im medizinischen Sinne unzurechnungsfähig ist ist klar. Aber wenn sich jemand grob fahrlässig verhält und ich habe keine andere Chance ihn loszuwerden finde ich, dass man sich nicht an der Definition von Unzurechnungsfähigkeit aufhängen sollte.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
katzenminze kommentierte am 03. Oktober 2017 um 22:11

Ach wieso hat der das denn jetzt schon wieder zwei mal gemacht... x)

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 18:10

Ich kann den Unmut verstehen bezogen auf Savignys Weigerung den Kapitän zu entmündigen, andererseits muss ich den anderen hier auch zustimmen. Unser Arzt kann diese Unfähigkeit, das Schiff zu führen, doch gar nicht richtig einschätzen. Er kann nur die medizinische Seite betrachten und von der aus gesehen darf er gar nicht handeln. Traurig aber wahr.
Es ist halt immer schwierig, wenn große Entscheidungsgewalt und Macht von nur einer Person ausgehen.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:25

Ich wundere mich eher, warum keiner diesen Kapitän umbringt. Gelegenheiten gibt es doch bestimmt viele. Puder mit Anthrax versetzen. Einsiedlerspinne in die Perrücke. Oder ein wenig Maitotoxin im Algensalat.

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parden kommentierte am 11. Oktober 2017 um 13:42

Die Kochkünste des Smutje sollten da doch fast schon ausreichen... ☻

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wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:20

Mama Neptun: muss geopfert werden. Um ein Haar wäre es wieder Victor geworden. Es trifft diesmal den Richtigen. Aber es tut mir trotzdem leid um ihn. Man muss schon sagen, das Theater, das Schauspiel und das Fernsehen (Theater und Schauspiel fürs Volk) haben ihr Gutes: die Menge muss ihre Sucht nach Abwechslung und Spaß nicht mehr mit Folterungen befriedigen. // Aber es geht immer noch rau zu auf See, da bin ich sicher.

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calimero8169 kommentierte am 03. Oktober 2017 um 21:55

Das denke ich auch, wobei es nach wie vor natürlich die untersten Ränge betrifft und die werden nur selten aufmucken. Denn oben hackt doch eine Krähe der anderen kein Auge aus. 

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 18:03

Da wäre ich mir nicht so sicher. Gerade die "Oberen" haben die wenigsten Skrupel.

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 18:00

Viel Input auch in diesem Abschnitt und es gab Einiges zu lachen, zu denken und zu bedauern. Franz löst eine rege Gefühlsflut aus.
Hupfs tragischer Tod, wenn auch nicht gewollt, ist furchtbar und ein weiteres schlechtes Omen. Zumindest bedauert unser schäbiger Küchenjunge seine Tat und erhält ja auch endlich selbst mal eine fette Abreibung bei der Taufe.
Viktor ist davongekommen, ich dachte schon, er teilt Hupfs Schicksal.
Der Sturm war nicht ohne und die Unfähigkeit des Kapitäns und seines "Beistands" sind kaum noch auszuhalten. Interessant fand ich, dass er selbst erkennt, dass dieser nur ein Schwätzer ist und er ihn noch nicht mal leiden kann. Dennoch braucht er ihn, eine verhängnisvolle Abhängigkeit hat sich zwischen beiden entwickelt.
Der Einlauf hat gut unterhalten, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mein Frühstück da nicht genießen konnte. Da ich unter der Woche aber nur beim Frühstück Lesezeit habe, ließ sich das nicht vermeiden. ;p
Die Taufe fand ich sehr befremdlich und kurzzeitig hatte ich wirklich Sorge, dass sie aus dem Ruder läuft. Puhhh Franz macht mich fertig und die Spannung ist mit Händen greifbar.

Im Gedächtnis ist mir auch die Erwähnung von Jonas geblieben. Ist das wohl eine Anspielung auf die Bibelgeschichte?

Außerdem hat Franz eine kurze Andeutung auf Exupérys Der kleine Prinz gegeben. Ein netter Querverweis auf andere Literatur. So was mag ich immer in Büchern.

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wandagreen kommentierte am 07. Oktober 2017 um 15:24

Absolut. Du bist eine richtig gute Beobachterin, Yvy. Der Einlauf war so .... ihhhh, aber tatsächlich eben hilfreich. und der Franz macht das mit Absicht, diese Ironie, erstens hat er Spaß dran und zweitens könnt er es selber nicht aushalten, die Härte auf dem Schiff, sonst, glaub ich.

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:33

Da ist was dran. Inhaltlich kann es dieser Roman wahrhaftig mit so manchem Horrorschocker aufnehmen. Vor allem, weil es eben real ist.

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parden kommentierte am 11. Oktober 2017 um 13:50

Es ist gut, dass der Humor zwischendurch eingebaut ist, sonst wäre es gar nicht mehr zu ertragen. Gewalt und Ekelszenen halten sich hier die Waage, Demütigungen und Machtspielchen, Intrigen und Selbstsucht. Franzobel präsentiert nur das 'Beste' im Menschen - und dass dies noch steigerungsfähig ist, steht zu vermuten. Mich wundert es, dass es noch zu keinen Vergewaltigungen kam - jedenfalls zu keinen, von denen berichtet wurde. Außer der einen Szene, in der Viktor in seiner Hängematte fast hätte dran glauben müssen, natürlich.

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:36

@parden
Wie du schon sagst, es ist noch steigerungsfähig.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:53

Es geiht, es geiht, es geiht ...

Daß ausgerechnet Kimmelblatt (Kimmel = Kümmel) die Obstipation hat ... Dabei regt er doch die Verdauungsdrüsen an.

Franzobels Humor - phantastisch!

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:01

In "Kleine Fische" und "Der Sturm" verwendete Franzobel nach "wegen" den Dativ. Ich bin ein wenig angesäuert, ist das Buch doch sonst sprachlich sehr gut ausgereift.

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön - ja, da kann man manche Leute an der Reling spucken seh'n. Hola hi, hola ho, hola hi ha ho. Ziemlich buntes Treiben dort. Dem gegenüber gestellt ist der Schiffsalltag.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 15:56

Ach - was ist das Gegenteil von "hochschwanger"?

- Niederträchtig. Tätää Tätää Tätää!

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wandagreen kommentierte am 08. Oktober 2017 um 19:01

Wie kommst du jetzt darauf? Ich war heilfroh, dass es keine schwangeren Frauen an Bord gab, ich glaube, dann hätte ich das Buch weggelegt.

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parden kommentierte am 11. Oktober 2017 um 13:57

Das war doch einer der  'Witze' von dem lieben Richeford, gleich nachdem O'Hooley ertrunken war. (S. 188)

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FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 19:59

S. 232 bis S. 292

Das Wort mit S / In Sand gesetzt / Am Rande des Zusammenbruchs

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 13:29

Das unaussprechliche Wort mit S ist also nicht Scheiße oder eine Abart davon; das war damals ja längst nicht so verpönt. Oh nein, es lautet Sandbank! Wer das ausspricht, gerät in Gefahr, als Meuterer hingerichtet zu werden.

Die ganze Fahrt über gibt es schon negative Omen - aber jetzt, als das Schiff aufgelaufen ist, erkennen die meisten Menschen offensichtlich den Ernst der Lage nicht. Selbst der nüchterne Picard sorgt sich um seine Goldbarren statt um sein Leben und das seiner Familie. Was muss passieren, damit alle ihre Situation begreifen?

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calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:20

Es gibt Menschen, die begreifen den Ernst einer Lage nie, so traurig es klingt. Ich habe mir schon oft Gedanken über das Warum, Wieso und Weshalb gemacht. Vielleicht gibt es Gene in denen das als Selbstschutzmechanismus angelegt ist. 

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 19:50

In dieser Lage hat wohl jeder einen anderen Ernst.

Es gab schon einige Situationen, in denen ich dachte: "Warum kreischen die Leute denn nun und reagieren so hysterisch?" (Als sich eine S - Bahn mit einem Baum verkeilte.) Sie bekamen keine Luft und wollten schnell raus. Ich hatte volles Vertrauen in die S-Bahn - Führerin. Eine Stunde dauerte es, bis die Feuerwehr kam und uns über Notleitern hinausgeleitete. In der Zeit wurde einige ohnmächtig. Ich hörte Musik (war also wie Savigny). Änliches ereignete sich, als ich öfter mit Fahrsstühlen steckenblieb. Ich reagiere meist gelassen, andere nicht. Das Schiff muß nicht untergehen, aber es wird - wie wir erahnen können. Und solange es das nicht tut, gibt es viele Möglichkeiten, sich aus dieser Situation zu befreien.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 09. Oktober 2017 um 19:11

Die Besonnenen sind es, die solche Situationen entschärfen und das ist gut so. Ich weiß nicht wie ich reagieren würden, denke aber, dass ich auch eher zu denen gehöre, die sich einen Überblick verschaffen und helfen wo es nötig ist, ansonsten auf die vertraue, die Ahnung haben. Wenn von der Sorte welche dabei sein sollten. 

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Sursulapitschi kommentierte am 30. September 2017 um 20:18

So ganz verstehe ich die Offiziere nicht. Vermutlich hätten es Chaumareys und Richeford gar nicht bemerkt, wenn sie den Kurs heimlich korrigiert hätten. Wenn sie solche Navigationsnieten sind, kann das eigentlich nicht schwer sein. Da lassen sie das Schiff brav auf die Sandbank laufen, nur damit sie hinterher sagen können, ich hab´s doch gewusst? Ja, sie müssen Befehlen gehorchen, aber sehenden Auges in den Tod fahren, finde ich doch übertrieben. 

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 21:09

Wahrscheinlich wissen die Offiziere nicht, dass die beiden überhaupt keine Ahnung haben. Zumindest Richeford wirft ja mit seemännischen Begriffen um sich - vielleicht wirkt das so, als habe er zwar Sachkenntnis, treffe aber eine falsche Entscheidung? Aber es stimmt: Wie können die beiden einen so falschen Eindruck erwecken? Chaumarey erleben wir auch nie bei irgendwelchen Kommandos. Ob das wirklich so war oder ob Franzi hier ihre Inkompetenz etwas übertreibt?

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Sursulapitschi kommentierte am 30. September 2017 um 21:30

Ha, ha, untergegangen sind sie auf jeden Fall, warum auch immer. Er hätte uns ein Nachwort gönnen können, der Franz. Schade.

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wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 23:17

Sie?? Ist Fanzobel eine sie?

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FIRIEL kommentierte am 02. Oktober 2017 um 06:41

Wie kommst du denn darauf? Meines Wissens ist er ein Franz.

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calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:24

Zumindest was Chaumarys betrifft war den Offizieren doch bekannt was und wie er ist. Wie es mit Richefort ist weiß ich nicht, aber die Fähigen dürften schnell gemerkt haben, dass er ein Blender ist. Frage ist nur, was sollten sie machen. Sich gegen den Kapitän auflehnen wäre Meuterei gewesen, folglich der Tod für diejenigen.

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wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 19:35

Daran habe ich auch gedacht.

Aber die Kommandos werden ja öffentlich gegeben und irgendeiner hätte bestimmt gepetzt. Ergebnis: erschossen!

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katzenminze kommentierte am 02. Oktober 2017 um 10:42

Hmm, ich bin da eher bei Sursu: Wenn eine meiner Handlungen dazu führt, dass ich eventuell erschoßen werden ist das blöd. Aber wenn das nicht-Handeln dazu führt, dass ich eventuell ertrinke/verdurste und 400 andere Menschen noch dazu, ist das doch noch 400 Mal blöder! Das regt mich in diesem Teil etwas auf...

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Arbutus kommentierte am 04. Oktober 2017 um 01:23

Ist aber total menschlich. Mein Vater, der Pilot bei LTU war, hat öfters von Schulungen erzählt, in denen eine Kommunikation trainiert wird, die genau so etwas verhindern soll. Offensichtlich hatte es in der Vergangenheit genügend Crashs gegeben, weil z. B. der Copilot zu oft vom Kapitän abgehalftert worden war und dann eben den Mund nicht mehr aufmachte. Ich lese ja Euer Buch nicht, habe aber den Eindruck, das Szenario ist sehr realistisch.

(Kurzer Einwurf einer Trittbrettfahrerin)

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katzenminze kommentierte am 04. Oktober 2017 um 09:42

Es ist leider total realistisch. Ist ja auch genauso passiert damals. Die gnadenlose Inkompetenz auf allen Seiten regt mich beim lesen aber trotzdem auf. :)

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:35

Ich bin mir ja nicht sicher, dass, wenn Du in einer Situtation wärst, wo es um Deinen Kopf ginge - und nicht nur im übertragenen sondern tatsächlichen Sinn -, Du immer noch so kühn sagen würdest, dass es blöd ist. Jeder hängt am Leben damals wie heute, nur ist es heute so, wenn Du Mist baust wirst Du entlassen aber bleibst am Leben. Damals sah das ganze schon ein wenig anders aus.

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 21:44

Ich bin auch der Meinung, dass die Offiziere handeln hätten müssen und wenn es heimlich gewesen wäre.
Wenn 3 Offiziere vor dem Marinegericht ihre Aussagen so begründet vorgebracht hätten, kann man sie dann tatsächlich wegen Meuterei hinrichten? Wer weiß das schon und 'hätte' bringt ja auch keinen weiter ...

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calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:29

Meuterer haben es in den seltensten Fällen vor das Marinegericht geschafft, sondern wurden direkt vor Ort hingerichtet. Es sei denn, die komplette Besatzung macht mit und dann ist immer noch die Frage, ob sich die Wahrheit durchsetzt oder die Roylisten und das Geld.

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:34

Auch wieder wahr. :/

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 19:55

Das ist heutzutage bei Militärgerichten auch nicht anders. Widersetzung ist Befehlsverweigerung, egal ob die Situation positiv ausging. Klares Unrecht!

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calimero8169 kommentierte am 09. Oktober 2017 um 19:16

Sehe ich ein klein wenig anders. Klar gibt es Fälle wie diesen, in denen ein Kommandeur den Kopf verliert oder - wie Chaumareys - gar nicht erst eingeschaltet hat. Aber das ist nicht die Regel. Befehlsverweigerung kann eine ganze Einheit das Leben kosten, insofern haben Befehle ihre Berechtigung. Militär ist kein Club zum gruppendynamischen diskutieren.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
schwadronius erwähnte am 09. Oktober 2017 um 19:44

Ich bezog das jetzt nur aufs Allgemeine. Das Militärgericht sagt dann: "Unrecht!" Das war nicht meine persönliche Meinung.

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:40

Das war mir gar nicht bewusst, dass die Rechtsprechung so eindeutig ist. Heftig. Na von der Warte aus gesehen, kann man den Offizieren dann ja keinen Vorwurf machen.

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Raveneye kommentierte am 10. Oktober 2017 um 15:57

Das habe ich mich auch gefragt. Bis die beiden gemerkt hätten, das der Kurs nicht ganz so ist wie sie wollten, wäre fiel Zeit vergangen. Aber der Kapitän hat nunmal immer recht und wer dem zuwider handelt, der gilt als Meuterer. Aus Sicht der Offiziere könnten also beide Optionen gleichschlecht gewesen sein.

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parden kommentierte am 15. Oktober 2017 um 13:22

Hier ist ja schon alles zu meinen Gedanken diskutiert worden... :) Ich fand es auf der einen Seite auch unmöglich, dass die Offiziere nicht auf irgendeine Art wenigstens gehandelt haben (außer zum Schiffarzt zu gehen und den darum zu bitten, den Kapitän für unmündig zu erklären). Andererseits ist die Angst um den eigenen Kopf auch wieder nachvollziehbar. Sind halt nicht alle zum Helden geboren, der das Leben anderer über sein eigenes stellt...

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wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:47

Stranden auf der Sandbank:

Dazu ein Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Arguin-Sandbank

Und zum Warpen: https://de.wikipedia.org/wiki/Warpanker

 

 

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katzenminze kommentierte am 02. Oktober 2017 um 10:47

Der Franz hat sich schon umfangreich informiert! Und ich füge warpen meinem Wortschatz hinzu.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 19:58

Ich möchte eher sehen, wie Du es (auf der Straße) anwendest! :D.

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 21:45

Sehr interessant, danke für die Links.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 20:14

The sea is fleeting. Madness takes its toll. But listen closely! Not for very much longer ... I've got to keep control. I remember doin' the anchor - warp. Drinking those moments, when the blackness would hit me ...

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parden kommentierte am 15. Oktober 2017 um 13:25

Hier wird man nicht dümmer... :)

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wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 18:51

Am Rande des Zusammenbruchs: Die besonnenen und fähigen Offiziere hätten das Schiff gerettet, wenn da nicht Richeford wäre. haha, soviel Dummheit ist kaum auszuhalten. // Ich fürchte, im Staab von Yong Bim Bom sieht es ganz ähnlich aus!

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katzenminze kommentierte am 02. Oktober 2017 um 11:03

Kaum auszuhalten trifft es sehr gut!

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calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:14

Die fähigen Offiziere hätten die Medusa gar nicht erst retten müssen, weil sie gar nicht erst in die Situation gekommen wären. Es war doch allen Offizieren lange bekannt, dass sie auf falschem Kurs sind. Auch das "Verschwinden" der Begleitschiffe war bekannt. Nur dieses arrogante Arschloch (Entschuldigung für diesen Ausdruck) und der verlödete Kapitän der sich aus Angst vor der eigenen Courage in seine Seidenhöchen macht, sind ihren Egokurs weitergefahren.

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katzenminze kommentierte am 02. Oktober 2017 um 11:01

Dieser Abschnitt hat mich bisher am wenigsten mitreißen können. Und das obwohl das Schiff nun tatsächlich aufgelaufen ist. Es gibt so viel Gezeter und Gerede, das zu nichts führt. Da ist ein Kapitän, der genau weiß was schief läuft, es sich aber nicht eingestehen will. Da sind d r e i Offiziere, die alle das gleiche sagen und alle gleichermaßen entsetzt sind, dass nicht auf sie gehört wird. Aber mal was anderes zu tun, als den Kapitän oder Richeford ungläubig anzustarren hat keiner drauf. Da ist Picard von dem ich mir wünsche, dass er seiner Frau einfach mal ordentlich eine runterhaut (bin ich ja sonst nicht für, Frauen zu schlagen, aber... argh! Diese Person!) - das würde die Moral auf dem Schiff sicher heben! Und da ist Savigny, der komplett an Realität und Argumenten vorbei glaubt, dass alles gut wird. Wie ein Kind, dass fest daran glaubt, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, obwohl es keinen Kamin gibt, durch den er reinkommen könnte. Das zerrt alles sehr an meinen Nerven! Ich gehe aber davon aus, dass das genau das ist, was Franz wollte....

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Sursulapitschi kommentierte am 02. Oktober 2017 um 16:11

Ja, in diesem Abschnitt staunt man hauptsächlich darüber, wie so viele Menschen so dumm sein können. Das ging mir auch so.

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sphere kommentierte am 06. Oktober 2017 um 16:56

Dito: das ganze hin und her, so viele Warnungen, die Selbstzweifel bei Hugo, das strapazierte auch meine Nerven (etwas).

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 21:49

Dass sich Savigny so verhält regt mich nicht auf und wundert mich auch nicht. Augenscheinlich ist für ihn noch nichts Schlimmes passiert. Das Schiff steht aber sonst ist doch alles okay (seine Laiensicht). Andere Schiffe sind auch schon aufgelaufen und konnten wieder gerettet werden. Er ist Wissenschaftler und glaubt an Fakten.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 20:13

Ist das so'n Wissenschaftler - Ding? :). Ich würde mich in der Situation ähnlich wie Savigny verhalten. Das Schiff ist gestrandet, Fakt. Und nun? Soll ich überstürzt über Bord springen? Erstmal müssen Rettungsaktionen laufen. Wären die in meinen Augen sinnlos, weil sie nichts bringen, zumindest keine Erfolge erzielen, würde ich mir auch Gedanken machen, wieviele Menschen wir am besten gescheit vom Schiff runterbekommen. Nichts ist schlimmer als in solchen Situationen Panik zu machen ...

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:43

Es ist eigentlich logisch und vernünftig nur eben für Gefühlsmenschen nicht immer direkt nachvollziehbar. Ich stehe so ein wenig dazwischen, wobei eigentlich auch ein wenig näher an der Logik. ;)

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yvy kommentierte am 06. Oktober 2017 um 21:40

Nun ist es also passiert. Die Medusa ist gestrandet und nach einem kurzen und heftigen Schock gehen prompt die Streitereien und Schuldzuweisungen los. Wir Menschen sind doch wirklich bedauernswert.
Interessant fand ich die ersten Rettungsmaßnahmen. Ich frage mich ja nur, warum sie die Fässer nicht wieder eingeholt haben, wenn sie es doch nochmal versuchen wollen. Die können doch nicht das lebenswichtige Wasser wegschütten.

Der Kapitän und Richford sind unfassbar inkompetent und beginnen mich zu nerven. Der Pfau macht sich ernsthaft Sorgen darum, wer ihn pudert, wenn er im Rettungsboot ist?! Echt jetzt? Unglaublich, da könnte ich schreien.
Der Einzige, der die Tragweite zu erkennen scheint ist Viktor und der kleine Alphonso, der sich Gedanken macht, ob er in den Himmel kommt.
Ich bin sprachlos ...

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calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:45

Ich denke mal, dass die Fässer bei dem Seegang und der Erschöpfung der Männer einfach nicht mehr zu bergen waren. Wenn die von einem tonnenschweren Anker runtergezogen und dann die Seile gekappt werden, schießen die Fässer davon wie Geschosse. Einen Verletzten hat es ja auch gegeben. Die Anstrengung hinter den Fässern herzurudern, wäre einfach zuviel gewesen.

Viktor ist denke ich der Favorit und Liebling aller, Alphonse hat mich richtig tief getroffen. Die Frage ob man vor der Geburt schon im Himmel war und somit auch im Tod dort hingelangt... puh - ich habe ganz schön geschluckt.

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 20:02

Stimmt schon aber gutes Trinkwasser wegzuschütten geht einfach nicht. Dann hätten sie lieber die Weinfässer leeren sollen. Vorausschauendes Denken war hier nicht so angesagt wie mir scheint.

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calimero8169 kommentierte am 08. Oktober 2017 um 09:32

Da hast Du vollkommen Recht. Wenn die Verantwortlichen Hohlräume statt Gehirn im Kopf haben, geht Denken daneben. Es muss in solchen Situtation immer jemanden geben, der die Führung übernimmt und Ansagen macht, wenn das nicht stattfindet, geht alles den Bach runter.

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schwadronius erwähnte am 08. Oktober 2017 um 20:18

Kinder sind immer so brutal ehrlich mit ihren naiven Fragen.

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calimero8169 kommentierte am 09. Oktober 2017 um 19:18

Aber wenigstens absolut ehrlich auch wenn es weh tut.

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Raveneye kommentierte am 10. Oktober 2017 um 16:05

Da sieht man doch mal wieder was für die Hochwohlgeborenen am wichtigsten ist. Ihr Pudergesicht. Warum sollte man sich um Menschenleben kümmern, wenn man gefahr läuft das der Teint Schaden nimmt. Also wirklich, Wo denkt man nur hin. Hier müssen wichtige Prioritäten gesetzt werden.

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calimero8169 kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:08

Zitat Seite 274

"Er (der Kapitän) presste die Lippen aueinamder und versuchte einen klaren, positiven Gedanken zu fassen, aber sein Kopf war leer." 

Ich gehe davon aus, das er in seinem ganzen Leben - zumindest aber solange er auf der Medusa "das Kommando" hat, noch nicht einen klaren Gedanken hatte und sich in seinem Kopf ein Vakuum befindet.

Der eine ist dumm, feige und hohl und überlässt das Kommando einem Hochstapler der arrogant und eitel ist. Der der was zu sagen hat, sagt nichts, der der niichts zu hat reitet alle ins Unglück. Die Parallele von Franzobel zur Titanic und Costa Concordia ist so was von passend. Auch hier waren es Dummheit, Feigheit und das Kommando von Menschen die auf einem Schiff eigentlich nichts zu melden haben.  Es ging bei allen Unglücken lediglich um Macht, Ansehen und Selbstdarstellung. 

Interessant finde ich immer, wie in Krisensituationen der Einzelne reagiert. Im Sinne aller oder auch dort nur auf sich selbst und sein Hab und Gut bedacht. Auf jeden Fall wird sich jetzt die Spreu vom Weizen trennen. Ich bin gespannt. 

 

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 20:04

Wohl wahr, die individuellen Verhaltensmuster fand ich auch sehr interessant. Jetzt offenbaren sich die wahren Werte jedes Einzelnen.

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schwadronius meinte am 08. Oktober 2017 um 20:21

Ein Spiegel der Menschheit! Leider ...

Wer sich erkennt, wird hoffentlich lernen!

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calimero8169 kommentierte am 09. Oktober 2017 um 19:20

Glaubst Du noch daran, dass der Mensch lernt? Wir lernen aus keinem Krieg, keiner Katatstrophe, keinen Epidemien - seit Jahrhunderten nicht.

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schwadronius meinte am 09. Oktober 2017 um 19:53

Wir Menschen lernen nicht daraus, weil unsere Profitgier und unser Neid größer ist! Mit Krieg läßt sich Geld machen, mit Kranken bei Epidemien auch.

Da niemand "böse" geboren wird, habe ich Hoffnung. Die Umsetzung geht mit dem Fragezeichen.

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parden kommentierte am 15. Oktober 2017 um 13:31

Heftig finde ich, dass der Kapitän immer noch darüber nachdenkt, ob es ihm gelingen wird, sein Gesicht und seinen Ruf zu wahren. Aber es passt auch zu dem Bild, das ich bislang von ihm hatte. Jedenfalls wird wohl nun das Hauen und Stechen so langsam richtig losgehen...

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FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 20:02

S. 293 bis S. 371

Seeteufel / Vive la France / Lang lebe der König

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 16:43

Sie haben es kapiert, aber immer noch nicht ganz. Sie glauben, dass sie mit ihren Booten problemlos an Land rudern können - und dann Hilfe schicken. Wirklich?

Dass im Angesicht der Gefahr die meisten Menschen egoistisch reagieren, ist völlig glaubwürdig. Aber dass sich der Gouverneur mehr um seine Guillotine sorgt als um seine Untertanen, ist schon harter Toback. Auch wenn ein Menschenleben damals nicht viel zählte, zumal nicht eins aus dem dritten Stand - kann man wirklich zusehen, wie Menschen ertrinken? Kann "Reine", die Königin, tatsächlich den Platz für ihre Kleider und Perücken fordern und behalten? Kann Arétée sich mehr um den Puder für ihr Feuermal sorgen als um die anderen Mädchen? Ich gebe zu: In Todesgefahr würde ich vermutlich auch rücksichtslos um mein Leben kämpfen - aber nicht um meine Kleidung. Ist das glaubwürdig, auch in der damaligen Zeit?

[flüster:] Ich glaube, ich bin genau so hartherzig wie die: Ich wünsche mir, dass die Boote untergehen, zumindest die mit dem Gouverneur, dem Kapitän und "Toni". 

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Sursulapitschi kommentierte am 01. Oktober 2017 um 00:26

Ja, der Goruverneur und seine Frau werden jetzt geradezu monströs, wohingegen der Kapitän wenigstens noch eine Art Gewissen zu haben scheint. Ist das glaubwürdig? Ich fürchte, ich kann mir das vorstellen und wünsche ihnen alles Schlechte.

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calimero8169 kommentierte am 10. Oktober 2017 um 15:36

Ein Gewissen würde ich das nicht nennen. Er macht sich doch selbst in dem Rettungsboot noch Gedanken um seinen Ruf und das ja nichts auf ihn zurückfällt. Ich finde nicht, dass man da von Gewissen reden kann

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parden kommentierte am 17. Oktober 2017 um 17:55

Das blitzt nur ab und zu mal auf, ganz gegen seinen Willen. Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, fängt der Kapitän ja beispielsweise an, die Passagiere in seinem boot zu zählen - Ablenkung.

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wandagreen kommentierte am 03. Oktober 2017 um 08:49

@Firi: Sie haben es kapiert, aber immer noch nicht ganz. Sie glauben, dass sie mit ihren Booten problemlos an Land rudern können - und dann Hilfe schicken. Wirklich?

Das hätten sie sehr gut gekonnt. So wie Espiaux oder Reynaud es vorgeschlagen hat. Es waren nur 150 km bis zur Küste. Man hätte die Beiboote und das Floß fachmännisch beladen müssen, mit allem, was man zum Überleben für einige Tage braucht: dann hätte man Schaluppe für Schaluppe ans Ufer rudern können! Zurückkommen, und die anderen holen. Die Rettung  scheiterte daran, woran alles scheiterte: die Unfähigen hatten das Sagen. /Wenn das keine Parabel ist, dann weiß ich auch nicht...

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 15:37

Hier muss ich Wanda recht geben. Wenn die Planung fachmännisch durchgezogen worden wäre, hätten vermutlich viele Leben gerettet werden können. Traurig aber wahr - die Imkompetenz der Ranghöheren kommt hier dem Todesurteil gleich.

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calimero8169 kommentierte am 10. Oktober 2017 um 15:34

Ich stimme Euch zu, da aber schon die Auswahl des Kapitän nicht fachmännisch war, konnte diese ganze Reise nur schief gehen. Eigentlich hätte man direkt vor Ort alle erschießen können, dass wäre denke ich mal gnädiger gewesen.

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katzenminze kommentierte am 03. Oktober 2017 um 16:28

Ich gönne Reine, dem Gouverneur, dem Kapitän und Toni auch alles Schlechte! Aber sie sitzen ja nicht alleine im Boot! Die Offiziere mag ich und die Picards und Aretee irgendwie auch. Ich kann noch gar nicht glauben, dass diese Privilegierten in den Booten ebenfalls sterben werden. Werden sie?

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wandagreen kommentierte am 03. Oktober 2017 um 17:12

Ich weiß nicht, ob im Buch davon die Rede sein wird, deshalb sag ichs dir nicht! ;-) Ätsch!

Ich muss Puffreis essen und Äpfel und Bananen und Teetrinken, bevor ich zurück aufs Floß geh!

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FIRIEL kommentierte am 03. Oktober 2017 um 18:34

Halte dich bei Kräften; die brauchst du!

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schwadronius erwähnte am 09. Oktober 2017 um 01:15

Die Hoffnung stirbt zuletzt. In solchen Situationen setzt das Hirn aus. Einzig Espiaux' arbeitet, unser Empath.

Was seid ihr gemein. Je, je.

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Sursulapitschi kommentierte am 01. Oktober 2017 um 00:20

Meine Güte, was Wahnsinn und was ekelhaft egoistische Gesellschaft. Tapferer Espiaux! Ich hoffe, er überlebt.

Was ist überhaupt nicht verstehe ist, warum sie da noch mindestens 1-3 Tage auf dem Wrack Besäufnisse abhalten und Koffer packen, statt noch ein paar Flöße zu bauen. Es war doch klar, dass nicht alle in die Boote passen. Darf da niemand mitdenken, wenn es der Kapitän nicht tut? 

Dieses Floß ist ja noch viel schlimmer, als ich gedacht habe. Sie stehen bis zur Hüfte im Wasser? Kann das überhaupt schwimmen? Schrecklich!

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wandagreen kommentierte am 02. Oktober 2017 um 20:25

Ich kann nur immer wieder sagen, dass das heute im Militär noch genau so ist wie damals. Hast du einen unfähigen Vorgesetzten, bist du erledigt. /Sie wären ja gerettet gewesen, nachdem Espiaux das Schiff wieder los gekriegt hat, aber da waren die Segel und Rahen schon abgehauen. Da hätte einer sagen müssen: Nein! ich hätts aber nicht gesagt, noch vor meinen Augen, wie Peter Dingens zu Tode gepeitscht wurde.

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Sursulapitschi kommentierte am 03. Oktober 2017 um 09:54

Ja, aber irgendwann, spätestens wenn es mir an den Kragen geht, pfeife ich doch auf die Obrigkeit und tue, was ich für richtig halte. Mitten im Chaos gelten doch keine Gestze mehr. Sie sind auf Grund gelaufen und der Kapitän tut nichts. Da hätte man schon die Initiative ergreifen können.

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katzenminze kommentierte am 03. Oktober 2017 um 16:22

Warum sie nicht noch ein Floß bauen habe ich mich auch gefragt. Oder das bestehende zumindest verbessern.

Ich denke aber Wanda hat recht: Wenn sie zumindest irgendwann nach dem aufsetzen einem der Offiziere das Kommando gegeben hätten, wäre es nicht so schlimm gekommen. Alles steht und fällt damit, dass es keinen kompetenten Vorgesetzten gibt. R und R widersprechen sich ja schon aus reiner Missgunst!

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FIRIEL kommentierte am 01. Oktober 2017 um 07:38

Ich habe auch Schwierigkeiten, es mir vorzustellen. Sie stehen also bis zu den Hüften oder Knien im Wasser. Wenn ich nur eine halbe Stunde bade, kriege ich schon fast Schwimmhäute. Die Beine müssen schon Pudding sein! So haben sie die ganze Nacht gestanden und dabei geschlafen? Wie haben sie denn bei dieser Enge den Zwieback und das Wasser verteilt - durchreichen war ja wohl kaum möglich, und Schlange stehen auch nicht? Und wie wird gepinkelt und gekackt?

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katzenminze kommentierte am 03. Oktober 2017 um 16:32

Wohin ich mich erleichtere wäre glaube ich mein kleinstes Problem. Die sind ja ohnehin nicht so zimperlich, die Soldaten und Seemänner. Nur das Schlafen stelle ich mir schrecklich vor, weil es nahezu unmöglich ist. Und die Sonne, die dich verbrennt. Oje, ja, jetzt geht es los mit dem Überlebenskampf!

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FIRIEL kommentierte am 03. Oktober 2017 um 18:41

Klar sind die nicht zimperlich. Aber anfangs stehen die Menschen dicht an dicht mit Wasser bis an die Hüfte. Wenn du da kackst, schwimmen die Würstchen um dich herum... Nachher, als das Floß leerer ist, kannst du dich an den Rand stellen, aber jetzt?

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wandagreen kommentierte am 04. Oktober 2017 um 08:53

Ihhhhhhhh, Firi!!!

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katzenminze kommentierte am 04. Oktober 2017 um 17:14

Haha! Naja, bei dem wenigen und schlechen Essen, was die so hatten, sind es vielleicht nicht so viele Würstchen. Wenns überhaupt zum Würstchen langt....

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calimero8169 kommentierte am 10. Oktober 2017 um 15:39

Ihhhhhhhhh - noch so ein Kopfkino, nachdem mir schon wegen des Parmesans der Appetit auf Spagetti Bolognese genommen wurde :-)

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 15:48

Ich habe eine blühende Fantasie und gar keine Schwierigkeiten mir das Elend vorzustellen (zumal ihr das ja großzügig ausgebaut habt *lol).

Mir geht nicht in den Kopf wieso die Weinfässer mit auf das Floß geladen haben aber Mehlfässer runterschmeißen. Wie besch... muss man sein!

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FIRIEL kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:47

Die kapieren immer noch nicht, dass es um das Überleben geht. Sie wollen mit den sechs Booten das Floß an Land ziehen. Keine Ahnung, wie lang das normalerweise gedauert hätte, aber für diese Zeit hätten die Vorräte ja vielleicht gereicht.

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schwadronius erwähnte am 09. Oktober 2017 um 01:20

Also Brotbacken kannst du auf dem Floß nicht. Von daher sind auch Mehlfässer völlig überflüssig.

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parden kommentierte am 17. Oktober 2017 um 18:04

Aber bevor man gar nichts zu essen hat - oder nur seine Mitflößler - könnte man sich doch zumindest lieber eine Handvoll Mehl in den Mund stopfen.

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yvy kommentierte am 17. Oktober 2017 um 18:23

@ parden

Das war genau meine Überlegung dabei. ;)

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schwadronius meinte am 09. Oktober 2017 um 01:34

Mir bereitet es auch keine Schwierigkeiten. Der Mensch kann überleben, wenn er will! Für kurze Zeit sagt man sich all dem Elend ab, versetzt sich vielleicht in einen tranceähnlichen Zustand und flieht vor der harten Realität. Sämtliche lebenserhaltene Maßnahmen werden auf ein Minimum reduziert.

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calimero8169 kommentierte am 10. Oktober 2017 um 15:55

Naja, was sollen sie mit Mehl anfangen ? Und selbst wenn sie etwas daraus machen könnten, ohne essen hält de Körper irgendwie so um die 10 Tage durch - je nach Konstitution - ohne trinken maximal 3. Was liegt also näher, als die Weinfässer mitzunehmen. Wobei ich nicht glaube, dass solche Überlegungen angstestellt wurden.

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:47

Ich dachte immer Alkohol entwässert noch zusätzlich und besser Mehl futtern als Eiter aus Pickeln, oder kann man Mehl nicht in Rohform essen?

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calimero8169 kommentierte am 12. Oktober 2017 um 09:05

Kann man bestimmt, Nährgehalt wäre die Frage. Aber das macht dann vermutlich wieder mega durstig und auch wenn Alkohol entwässert, der Durst wird ansatzweise gestillt und vermutlich - siehe Alkoholiker - gibt es auch ein Sättigungsgefühl, denke ich. Das Salzwasser geht jedenfalls auf keinen Fall. Es ist einfach die Frage, Mehl essen und verdursten oder Wein trinken und vielleicht länger überleben. "Nahrung" haben sie sich ja beschafft, wie wir schon wissen.

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wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2017 um 19:46

Seeteufel. Dieses Kapitel gefällt mir wieder besonders gut.

S. 293. "Man merkte kaum, wie anstrengend diese Arbeit war, die sorgfältig und schnell geschah." Eine so allgemeine richtige Feststellung vom Handwerk: Wenn jemand sein Handwerk versteht, siehts immer leicht aus Auch bei Sportlern. Ist aber nie leicht.

Das Floß ist Mama Medusas Balg. /Wieder viele schöne Vergleiche und Bilder.

Immer noch rührt die höhere Gesellschaft kein Fingerchen, um an ihrer Rettung mitzuwirken. Das sollen andere tun. /Pendant in der Gegenwart: Die Banken. Treiben mit ihrer Spekulation alle in den Ruin, aber die Kastanien sollen andere aus dem Feuer holen oder den Karren aus dem Dreck ziehen.

Dann streut Franz natürlich wieder seine ironischen Beschreibungen überall ein, z.B. da: S. 310 : Ein Mensch mit fliehender Stirn, Erbgut der Neandertaler mit abstehenden Ohren. //Warum macht der Franz das so? Und bringt auch immer wieder diese Bezüge zur Moderne ein?

Dann Griffon de Ballay: immer, wenn man denkt, es geht nimmer schlimmer ... !

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 15:53

Die Bilder sind unglaublich geschickt eingestreut und immer auf den Punkt. Einfach großartig!

Diese ironischen Einschübe dienen in meinen Augen der Verdeutlichung seiner Aussage/Meinung. Er überspitzt und impft uns so diese Bilder eindrücklich ein. Die Bezüge zur Moderne sind m. E. ebenfalls Denkanstöße (Augenöffner).

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schwadronius erwähnte am 09. Oktober 2017 um 01:42

Denkanstöße - denke ich auch. Wir können die Moderne besser fassen, und so vergleichen.

Ich liebe seine Bilder, vor allem bei der Beschreibung seiner Charaktere. Wenn du ein Fratze aus Hieronymus Boshs Bildern bist oder ausschaust, wie ein Bauerweib von Bruegel, dann sagt das eigentlich schon alles! :D. Könnte glatt von mir sein ...

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calimero8169 kommentierte am 10. Oktober 2017 um 16:09

So böse Beschreibungen gibst Du über Deine lieben Mitmenschen ab :-)

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schwadronius meinte am 10. Oktober 2017 um 19:35

Ich bin ziemlich zynisch, ja. Ich denke in Bildern, jedoch völlig wertfrei - schwer vorzustellen, ich weiß. Jemand kann eine Fratze wie die Menschen in Boshs Werken haben, aber vollkommen liebenswert. :).

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parden kommentierte am 17. Oktober 2017 um 18:09

Hieronymus Bosch kam mir hier auch schon einige Male in den Sinn...

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parden kommentierte am 17. Oktober 2017 um 18:08

@ wandagreen : "Dann streut Franz natürlich wieder seine ironischen Beschreibungen überall ein, z.B. da: S. 310 : Ein Mensch mit fliehender Stirn, Erbgut der Neandertaler mit abstehenden Ohren. //Warum macht der Franz das so? Und bringt auch immer wieder diese Bezüge zur Moderne ein?"

Um zu zeigen, dass wir uns in vielerlei Hinsicht von den Steinzeitmenschen noch nicht allzu weit wegbewegt haben..."

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katzenminze kommentierte am 03. Oktober 2017 um 16:39

Franz hat die "Guten" und die "Bösen" geschickt verteilt! Sowohl in den Booten als auch auf dem Floß sitzen Leute die von mir aus gerne untergehen können zusammen mit Leuten, denen ich die Rettung gönne. Savigny wird interessant werden! Zum ersten mal zeigt er Emotion und seine Selbstsicherheit bricht zusammen!

Zum Glück ist die verdammte Guillotine ins Wasser gefallen! Dass niemand gegen den Gouverneur aufbegehrt, der einfach nichts zu sagen hat an Bord, macht mich ganz fuchsig! Seine Frau genauso.

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wandagreen kommentierte am 03. Oktober 2017 um 17:16

Ich weiß nicht, wie oft ich im Geist (als Kapitän) mich jetzt zusammengerissen habe, (endlich), die Kleiderkisten ins Wasser geworfen, die Ertrinkenen aufgenommen und Reine und Schmalz ein paar gepfeffert hätte oder hätte pfeffern lassen (nicht zu dolle, nur so als Warnung).

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FIRIEL kommentierte am 03. Oktober 2017 um 18:40

Er ist Kapitän, weil er Royalist ist, also an die Obrigkeit glaubt...

Der Name ist ja auch genial. Chaumareys erinnert wirklich an cauchemar, Alptraum; darauf weist Franz ja auch mehrfach hin.

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katzenminze kommentierte am 04. Oktober 2017 um 17:02

Ich würde dir auf jeden Fall zu gerne dabei zuschauen! :D

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 15:59

Oh ja die Guillotine - ich hätte schreien können als sie aufs Boot sollte. Schmaltz hat sie ja nicht mehr alle und die hätten ihm das auch noch durchgehen lassen. Arghhhhhhhhhhhhhhhhh

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schwadronius fragte am 09. Oktober 2017 um 01:45

Habt ihr auch Schmaltz' Herz brechen gehört, als Luise ins Wasser fiel? Mit die zerreißendste Szene bisher ...

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calimero8169 kommentierte am 10. Oktober 2017 um 16:13

Oh ja - und ich habe mich gefreut, das sein Herz gebrochen ist. Rausgerissen wurde es dann wohl, als seine Tasche mit den Goldbarren hinterher flog - GEIL, wenn ich das so sagen darf.

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:50

War das mit den Goldbarren nicht Piccard?
Aber recht hast du, die Szene war geil.

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calimero8169 kommentierte am 12. Oktober 2017 um 09:01

Hab' nochmal geguckt, Du hast recht. Aber geil war es wirklich, ich gönne es den blasierten Affen.

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:48

Aus seiner Sicht wohl der größte Verlust. :P

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 16:05

Ein Abschnitt zum Haareraufen. Ehrlich. Die haben doch fast alle den Verstand verloren. Panik und Egoismus hin oder her aber wie kann man nur so arschig sein??????
Der Einzige, der mir positiv aufgefallen ist, ist unser zweiter Offizier (Alain Delon). Er hat sich wirklich vorbildlich verhalten und damit ab jetzt meinen Respekt.

Viktor auf dem Floß mit dem Koch und dem Küchenjungen - oha. Und wo ist Shakespeare??????? ;)

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schwadronius erwähnte am 09. Oktober 2017 um 01:26

Shakespeare ist ans fünfzig Meter entfernte Festland geflogen und plappert permanent "Guten Tag! Aufgeien, aufgeien!", aber die Winde verwehen seine Worte!

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sphere kommentierte am 11. Oktober 2017 um 11:50

Was ich noch nicht gefragt habe: Alain Delon kennen wahrscheinlich noch einige - ab und zu wird er ja noch in Boulevard-Blättern erwähnt -, aber wer von den jungen Lersern erinnert sich noch an Lino Ventura?

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:51

Den Namen kannte ich, hatte allerdings kein Gesicht vor Augen und habe ihn deshalb gegoogelt und dann wieder erkannt. ;)

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yvy kommentierte am 11. Oktober 2017 um 22:52

P.S. Was meinst du mit jung? *g

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FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 20:03

S. 372 bis S. 418

Auf Bäumen / Miramar / Hechtsuppe

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FIRIEL kommentierte am 30. September 2017 um 19:22

Das Drama nimmt seinen Lauf. Aber was sind das für Kapitelüberschriften? Helft mir mal bitte auf die Sprünge: Was soll "Auf Bäumen" und was "Miramar" bedeuten? "Es zieht wie Hechtsuppe" soll wohl Wind bedeuten; der kommt ja nun zu allem Überfluss auch noch.

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Sursulapitschi kommentierte am 02. Oktober 2017 um 22:04

"Auf Bäumen" und "Miramar" sind wirklich kryptische Überschriften. Dazu fällt mir auch nichts ein.

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wandagreen kommentierte am 04. Oktober 2017 um 08:56

Auf Bäumen: Floß. Miramar ist ein Weingut, Leute: doch, das passt. aber WAS ZYNISCH! vom Franz.

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katzenminze kommentierte am 04. Oktober 2017 um 17:15

Ein Schwimmbad hier in der Nähe heißt Miramar. Mare - Meer. Ja, ich glaube es ist einfach Zynismus. ;)

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 16:10

Miramar bedeutet auch "Meerblick". Kommt aber aus dem Spanischen.

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schwadronius meinte am 11. Oktober 2017 um 00:42

"Auf Bäumen" ist doppeldeutig. Einmal, wie Wanda schon schrieb, das Material des Flosses, aber auch "aufbäumen" - sich empören, sich auflehnen, sich wehren.

Und "Miramar" ist der Ausdruck für "Mir am Ar..." quasi "Mir san am Arsch" - so wie es Clutterbucket sagen würde, es aber nicht vollendet aussprechen kann, weil ihn eine Welle den Rest verschlucken läßt. :).

(Ich denke, yvys Einwurf trifft es am besten.)

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Sursulapitschi kommentierte am 02. Oktober 2017 um 22:02

Puh, was Sturm. Der ist absolut großartig beschrieben. Man hat das Gefühl, man ist dabei. Mir ist ganz nass zumute.

Ich bin gespannt, wie viele jetzt noch übrig sind. Vielleicht ist die Menschenesserei gar nicht das Schlimmste an der Reise. Ich glaube fast, das werden sie demnächst aus Vernunftsgründen tun und vielleicht geht es gar nicht so grausam zu. Na gut, wenn er das so beschreibt wie den Sturm...

 

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wandagreen kommentierte am 03. Oktober 2017 um 11:27

Weiss nicht, welches Kapitel das ist: dass so viele freiwillig über Bord gehen, erstaunt mich wirklich.

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FIRIEL kommentierte am 03. Oktober 2017 um 15:34

Das höre ich auch aus anderen Extremsituationen: Es gibt immer Menschen, die sich bis zuletzt ans Leben klammern, und andere, die sofort aufgeben. In den Konzentrationslagern gab es auch immer Menschen, die sehr schnell in den elektrischen Zaun gelaufen sind - vermutlich wollten sie lieber sofort tot sein als ein langes Leiden erdulden.

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calimero8169 kommentierte am 11. Oktober 2017 um 13:28

Und ich bin mir in dieser Situation nichteinmal im Klaren, was besser wäre. Wie der bekloppte Sekretär schon bemerkte: Lieber eine Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. 

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katzenminze kommentierte am 04. Oktober 2017 um 17:12

Das freiwillige abspringen hat mich auch gewundert. Vor allem, weil ich den Eindruck hatte, dass es auf der Medusa teilweise schlimmer zuging als auf dem Floß. Aber Firis Erklärung akzeptiere ich gerne. Ich klammere!

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:51

Zunächst hat mich der Freitod von so vielen Menschen hier auch verblüfft aber umso länger ich darüber nachdenke, desto logischer ist es. Die Verzweiflung wird mit jeder Stunde größer, Hunger, Durst, große Hitze und rundherum nur Wasser: wie lange kann man das ertragen und wie lange WILL man es ertragen?

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parden kommentierte am 18. Oktober 2017 um 17:05

Es wird alles schon sehr bildhaft beschrieben. Die vielen freiwilligen 'Abgänger' haben mich zunächst auch erstaunt, aber bei Berichten anderer extremer Ausnahmezustände (jemand schrieb hier z.B. von Konzentrationslagern) tauchen die Selbstmörder auch auf. Keine Ahnung, wie ich reagieren würde? So weit möchte ich gar nicht denken...

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katzenminze kommentierte am 04. Oktober 2017 um 17:32

Der Strum! Ja, der Strum war klasse beschrieben! Da habe ich mir auch ein paar von Franz großartigen Metaphern markiert. Da hat er drauf!

Die Wolken und der Regen glichen einem dichten Vorhang, so als ob die Sonne nicht sehen sollte, wie man sie misshandelte. S. 416
Da öffnete die See ihr Maul und brüllte mit einer gigantischen Zungen- und Pfeifenbatterie einen unerhörten Orgellärm. S. 415

Vor dem Sturm habe ich mich ein bisschen gewundert: Ich finde die ersten Tage auf dem Floß sind nicht gar so drastisch beschrieben. Hmm, man weicht auf und ist recht hoffnungslos aber noch ist Essen und Trinken da. Und trotzdem springen Leute über Bord und werden verrückt und ich dachte - Was? Jetzt schon? Ich fand es ging auf der Medusa teilweise schlimmer zu und da ist auch niemand verrückt geworden. Franz kann Verzweiflung sicher besser beschreiben als er das hier getan hat. Das hat mich stutzig gemacht. UND ich finde den letzten Abschnitt auch erstaunlich lustig! Das ist natürlich ein Stimmungskiller für Verzweiflung. :D Aber der kotzende Francois (letzter Satz des Abschnitts) oder der Pudel mit B oder Correard der beim Sturm "nass bis auf die Knochen murmelte - Für dasselbe Geld könnte die Sonne scheinen." und ein paar ander Kleinigkeiten waren da noch, die mich zum lachen brachten. (Stimmt was nicht mit meinem Humor? o.O)

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:46

Ich weiß, was du meinst mit lustig. Aber ist es nicht immer so? Oft liegen Humor und Schrecken dicht beieinander, eine Art Schutzschild, um das Grauen ertragen zu können ohne wahnsinnig zu werden. Eine schmale Grenze, die einige hier nicht überwinden können.

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schwadronius erwähnte am 11. Oktober 2017 um 00:32

Die onomatopoetische Untermalung mit den eingefügen h+Vokalen fand ich super. Das konnte der Wind fast gefühlt werden.

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parden kommentierte am 18. Oktober 2017 um 17:08

Da musste ich auch schmunzeln. Aber es ist doch so, dass einem jeder Anflug von Lachen gleich wieder im Halse stecken bleibt... Galgenhumor bietet Franzobel hier jedenfalls ausreichend... :)

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yvy kommentierte am 07. Oktober 2017 um 19:59

Ein heftiger Abschnitt.
Sehr gut, dass wir Leser hier alle 3 Gruppen weiterhin begleiten 'dürfen'.
Der Sturm ist fantastisch beschrieben und auch die Situation auf der Medusa. Sehr bildgewaltig alles. Toll.
Erstaunlich finde ich die Entwicklung unseres Arztes. Er war und bleibt Realist, rettet aber dennoch dem "Reptil", dem Vater und auch dem Jungen das Leben. Hier zeigt sich sein wahrer Kern. Überhaupt fand ich die Szene mit dem Jungen, der weiß, dass er sterben wird aber darum bittet, dass man seiner Mutter berichtet wie mutig er war, sehr rührend.

Insgesamt spannend und verdammt gut geschrieben.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 11. Oktober 2017 um 13:31

Das war ein sehr kurzer und umso heftigerer Abschnitt. "Auf Bäumen" ist es gefährliche. Meine Güte habe ich geschluckt als sie dem armen Wicht das Bein abgehackt haben, und wissen, dass er es nicht schaffen kann zu überleben. Die ersten resigieren oder können schlicht schon einfach nicht mehr. Salzwasser, Sonne und nächtliche Kälte. Ohne Konstitution wie ein Pferd schon eine echte Herausforderung.

Thema: Lektüre, Teil II (Seite 176 - 418)
calimero8169 kommentierte am 11. Oktober 2017 um 14:55

Worüber ich nachdenke, als Clutterbucket versucht hat Victor zu erwürgen, meinte er das wäre die Rache dafür, dass sie ihn wegen Victor haben Kielholen lassen. Wenn ich mich richtig erinnere, habe sie ihn "nur" getaucht. Kielholen ist was ganz anderes. War das ein Versehen von Clutterbucket oder ein Fehler vom Franzl?

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
FIRIEL kommentierte am 28. September 2017 um 20:06

S. 419 bis S. 485

Im Wendekreis des Todes / Überlebenstraining für Romantiker / Human Trash / French fries

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
FIRIEL kommentierte am 01. Oktober 2017 um 14:09

Wie sagt Brecht? "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Und wenn es kein Fressen mehr gibt, kann es auch keine Moral mehr geben.

Die Kapitelüberschriften haben es in sich - allein darüber könnte man viele Seiten schreiben.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
yvy kommentierte am 08. Oktober 2017 um 15:52

Die Überschriften sind der Hammer. Wirklich großartig. Da bekommt man direkt Gänsehaut.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
parden kommentierte am 20. Oktober 2017 um 14:19

Die Überschriften - allerdings! Galgenhumor par excellence... ☻

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
Sursulapitschi kommentierte am 03. Oktober 2017 um 18:11

So, jetzt wird es ernst. Wir haben uns alle in Savigny getäuscht. Er ist nicht der Schlächter sondern der Zweifler bis zuletzt. 

"Wer hätte gedacht, dass fünfzig Stunden reichen würden, um Menschen in Kanibalen zu verwandeln?" 

Das finde ich eigentlich auch. Ist man so schnell so verzweifelt? Vielleicht haben sie auch nebenher einen Sonnenstich. Da ist ja schon der ein oder andere komplett durchgedreht. Ich fand es fast ekelhafter, wie sie den Pickelinhalt schlürfen, als dass sie Leichen zerschneiden. 

Hoffentlich überleben die Piccard Kinder.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
katzenminze kommentierte am 05. Oktober 2017 um 17:29

Die Pickel waren mein Ekel-Höhepunkt bisher.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
yvy kommentierte am 08. Oktober 2017 um 15:54

Ich glaube, ich hätte dabei mein Frühstück wieder hochgewürgt. Gut, dass ich diese Szenen am Wochenende ohne begleitende Mahlzeit gelesen habe.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
Raveneye kommentierte am 11. Oktober 2017 um 16:32

Die Szene fand ich auch sehr abstoßend - hat mich richtig geschüttelt

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
schwadronius erwähnte am 18. Oktober 2017 um 22:43

Meine Ekelschwelle ist ziemlich hoch.

Ich dachte mir nur: "Leute, ihr saugt Bakterien pur. Ohne vernünftige Nahrung habt ihr kein intaktes Immunsystem. Tut euch das nicht an!"

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
parden kommentierte am 20. Oktober 2017 um 14:20

Ach was, die Magensäure schafft ziemlich viel...

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
schwadronius erwähnte am 20. Oktober 2017 um 21:50

Die können sie doch aber gar nicht mehr produzieren, so dehydratisiert wie sie sind.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
wandagreen kommentierte am 03. Oktober 2017 um 20:09

Im Wendekreis des Todes: manchmal ist es ein wenig surreal, z.B. wenn sie plötzlich brüllen: Lang lebe der König und sich dann alle wieder beruhigen. Auf dem Floß geht es zu wie auf einem Gemälde von Hiernoymus Bosch.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
FIRIEL kommentierte am 04. Oktober 2017 um 06:47

Der Vergleich mit Bosch gefällt mir, Wanda!

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
yvy kommentierte am 08. Oktober 2017 um 15:55

Der Vergleich passt. Ich dachte, die haben Halluzinationen, als von den nackten Tänzern die Rede war.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
parden kommentierte am 20. Oktober 2017 um 14:23

An Hieronymus Bosch denke ich hier ständig...

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
wandagreen kommentierte am 03. Oktober 2017 um 20:12

Franzl nimmt sich noch Zeit, um darüber zu diskutieren, was es bedeutet, Menschenfleisch zu essen.

Ich mein immer noch, sie hätten mit den Leichenteilen auch fischen können. Jemand hätte den Koch und Clutterbucket vom Floß stoßen sollen. Wein geht gar nicht, beim Schiffbruch, erst wieder, wenn man an Land Hütten gebaut hat. Wie wäre Tom Hanks (?) froh gewesen, er hätte bei Castaway (?) Wein gehabt.

Obwohl alles sehr eklig ist, gönnt der Autor dem Leser Pausen. Es gibt zwischendrin Abschnitte über die Schönheit des Wassers, etc. Auch die philosophische Diskussion lockert auf. Alles in allem: sehr gut gemacht, das kann man nicht anders sagen.

 

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
katzenminze kommentierte am 05. Oktober 2017 um 17:40

Generell stimme ich dir zu. Was ich mich aber - gerade bei den Floßleuten - gefragt habe: Ist es nicht schade, dass Franz die Leute so in Klassen einteilt? Die Soldaten/Matrosen sind ja eh alle Verbrecher und stürzen sich auch quasi gleich auf das Fleisch. Die Offiziere und der Artz, die ja bessere Menschen sind, zweifeln. Warum? Weil sie mehr Bildung haben? Standesdünkel? Das reicht mir nicht.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
Sursulapitschi kommentierte am 05. Oktober 2017 um 23:43

Na ja, zum einen glaube ich, dass Bildung dir schon einen anderen Blick aufs Chaos verschafft. Und zum anderen ist da immerhin noch Hosea. Und so ganz sind die anderen Offiziere ja nicht auf Seiten des Arztes. 

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
yvy kommentierte am 08. Oktober 2017 um 16:06

@ Minzi
Ich habe keine bewusste Einteilung darin wahrgenommen, eher eine zufällige, dem Charakter geschuldete.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
katzenminze kommentierte am 12. Oktober 2017 um 17:45

Ja wahrscheinlich. Und es ist ja auch nicht ausgedacht, wer tatsächlich überebt hat und wer nicht.

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
yvy kommentierte am 08. Oktober 2017 um 15:58

Die philosophischen Diskussionen waren unvermeidbar und auch angebracht.

Mit den Leichenteilen fischen. Hmm ... aber hatten die denn Schnur?

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
FIRIEL kommentierte am 15. Oktober 2017 um 19:23

Bei den vielen Leichen konnte man doch problemlos aus der Kleidung Schnüre ziehen, denke ich. 

Thema: Lektüre, Teil III (Seite 419 - 589)
parden kommentierte am 20. Oktober 2017 um 14:25

"Obwohl alles sehr eklig ist, gönnt der Autor dem Leser Pausen." - Ja, Gott sei Dank, kann ich da nur sagen. Ich habe mich nicht für zimperlich gehalten (so als versierte Thrillerleserin), aber hier geht es ja auch darum, was der Mensch unter seiner Kruste aus Kultur und Moral eigentlich ist. Zusammen mit den überdeutlichen Bildern ist das manchmal schon Hardcore...

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