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Blogtouren: Wirklich ehrliche Meinung oder doch nur billige Werbung?

Ich war lange am überlegen, ob ich diesen Artikel wirklich schreiben soll und ich bin mir sicher, dass dieser Artikel bei einigen Blogs, bzw. Bloggern sauer aufstoßen wird, aber dennoch habe ich mich entschieden, zu diesem Thema meine Meinung zu sagen, auch wenn ich weiß, dass ich damit auf Gegenwind stoßen werde.

Schon mehrfach wurde ich von Autoren oder Verlagen gefragt, ob ich Interesse an einer Blogtour habe. Dies klingt zwar zunächst immer sehr verführerisch, aber ist dies wirklich das, was ich möchte? Ich habe oftmals lange überlegt, aber letztlich bleibe ich dabei, dass ich an sowas nicht teilnehmen möchte. Warum? Nun, dazu müsste ich ausholen:

· Oftmals sind es immer wieder die großen Verlage, die zu solchen Blogtouren aufrufen. An sich ist dies ja nett, aber: Wozu immer zu Büchern, die sowieso reine Selbstläufer sind? Wieso nicht mal Bücher, die eher weniger vom Verlag, bzw. vom Leser beachtet werden? Warum Bücher, deren erster Band bereits Bestseller waren?

· Ich glaube, dass es oftmals nie wirklich auf das Buch ankommt, sondern um pure und vor allem billige Werbung. Der Verlag braucht nur bekanntere Blogs anzuschreiben, die mitmachen und schon haben diese Blogger ihre Klicks und die Verlage ihre Aufmerksamkeit. Aber ist dies wirklich Sinn der Sache? Geht es dabei wirklich nur noch um Klickzahlen, bzw. um Verkaufszahlen? Das finde ich ehrlich gesagt unglaublich schade.

· Es ist immer wieder das Gleiche und somit nur noch reiner Einheitsbrei. Rezension, Interview, Charaktervorstellung, Gewinnspiel. Schön und gut, aber wo bleibt die Kreativität? Jede Blogtour ähnelt sich, gleiches gilt auch für die Blogger, denn es sind komischerweise immer die gleichen Blogs, die daran teilnehmen. Wo ich direkt beim nächsten Punkt bin…

· Mir fehlt die Glaubwürdigkeit bei Blogtouren. Es ist ja noch vollkommen okay, wenn immer wieder die gleichen Blogs daran teilnehmen, aber: Wie kann es sein, dass JEDES Buch immer wieder DAS Jahreshighlight schlechthin ist? Ist dies wirklich noch authentisch? Ich bezweifel es. Wenn man einige Blogtouren so miteinander vergleicht, erkennt man sogar, dass man bei den Charakterisierungen und/oder Rezensionen immer wieder die gleichen Äußerungen vorfindet. Wird also nur noch kopiert, statt wirklich eine ehrliche Meinung zu schreiben?

· Es artet mittlerweile zu sehr aus. Keine Woche vergeht, in der nicht eine neue Blogtour gestartet wird. Wie gesagt, dies bleibt jedem Verlag, jedem Autor und jedem Blogger selbst überlassen. Aber werden wir nicht zu sehr damit mittlerweile vollgespamt? Natürlich, ich müsste die Blogs und die Verlage nicht lesen, aber ist dies wirklich sinnvoll? Früher, als die Blogtouren in Deutschland noch nicht so verbreitet waren, fand ich dies sogar stellenweise ganz nett, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass mindestens 2-3 Blogtouren pro Woche gestartet werden. Eindeutig zu viel und dadurch keine Besonderheit mehr.

· Mir wird zu oft gespoilert. Es kam schon oftmals vor, dass das Ende verraten wurde oder schon zu intensiv auf das Buch eingegangen wurde. Stellenweise wird sogar so viel verraten, dass ich das Gefühl habe, als hätte ich das Buch bereits selbst gelesen und dadurch verliere ich die Lust, das Buch überhaupt zu kaufen und lesen.

Wie steht ihr zu Blogtouren? Seid ihr gerne ein Teil davon oder seid ihr von den Blogtouren eher abgeschreckt? Oder geht ihr sogar so weit, dass ihr solche Blogartikel schon absichtlich nicht mehr anklickt?

 

Anmerkung: Dieser Artikel ist auch auf meinem Blog erschienen. 

Kommentare

coala kommentierte am 10. Oktober 2013 um 10:31

Schöner Artikel und toll, dass du deine Meinung zu diesem Thema hier öffentlich vertrittst. 
Mir ist es auch aufgefallen, dass immer mehr Blogtouren gestartet werden und oftmals bezweifle ich auch, ob die ehrliche Meinung zum Buch kund getan wird, oder ob sich der Blogger nicht irgendwie in der Pflicht fühlt, dass Buch auch gut zu bewerten. 
ich bin gespannt, welche Meinung Blogger, die selbst aktiv an solchen Blogtouren teilnehmen, zu diesem Thema haben.

callunaful kommentierte am 11. Oktober 2013 um 22:18

Okay, ich stelle mich mal blöd (oder vielleicht bin ich es ja? :D). Was sind denn eigentlich Blogtouren? Der Artikel von dir klingt aber sehr interessant. Ich mag solche Meinungen, die etwas kritisieren und auf die schon mal Gegenwind stoßen kann.

kleinbrina kommentierte am 20. Oktober 2013 um 18:58

Bei einer Blogtour gibt es mehrere Bücherblogs, die über ein Buch schreiben. Mal schreibt der eine Blog über die Charaktere, der andere Blog veröffentlicht die passende Rezension und ein anderer Blog veröffentlicht z.B. ein Interview mit dem Autor.
An sich KANN sowas ja nett sein, aber es ist sehr viel Fake dahinter.

Ich arbeite ja selbst im Verlagswesen und weiß das von daher. Diese vermeintlichen Interviews sind oftmals nicht selbst geführt worden, sondern werden auch gerne vom Verlag komplett verschickt, sodass man dies nur noch im Blog einfügen muss.
Die ist aber nicht unbedingt bei jeder Blogtour so, aber oftmals von Blogtouren, die direkt vom Verlag aus organisiert wurden und dies ist für mich Ausnutzung der Blogger.

So bekommen die Blogger zwar ihr Rezensionsexemplar, müssen sich dann aber auch damit zufriedengeben, dass sie als mehr als günstige Werbung ausgenutzt werden. 

 

coala kommentierte am 20. Oktober 2013 um 20:12

Danke für seine ehrliche Meinung auch mal aus Verlagssicht, die sicherlich einige Vermutungen bestätigt.

Man muss jede Blogtour wahrscheinlich differenziert betrachten und nicht alle über einen Kamm scheren. Und das Werbung bei dem Überangebot an Neuerscheinungen unabdingbar ist, wird sicherlich auch niemand in Frage stellen. Jeder Blogger kann zum Glück selber entscheiden, ob er an diesen Veranstaltungen teilnimmt und evtl. "ausgenutzt" wird für das kostenlose Exemplar.

kleinbrina kommentierte am 21. Oktober 2013 um 00:02

Wie gesagt, ich sage nicht, dass jede Blogtour so abläuft. Stellenweise geben sich Autoren und Blogger wirklich Mühe und schreiben sämtliche Texte auch tatsächlich selbst, oftmals ist jedoch alles bereits vorgegeben und vorgeschrieben, sodass die Blogger diese Artikel quasi nur noch kopieren und veröffentlichen müssen.

Dazu soll man dann bedenken, dass die Blogger am Ende sogar tatsächlich auf den Kosten sitzen bleiben, denn meistens ist so eine Tour ja auch mit Gewinnspielen verbunden. Ein Buch kostet einen Verlag nicht wirklich viel, seeeeeehr viel weniger, als man sogar glauben kann. Also verschickt man eben das Reziexemplar, eventuell noch 2-3 Gewinnbücher pro Blog. So hat der Verlag mit allem drum und dran - wenn es hoch kommt - eine Ausgabe von vllt 4 EUR und die Arbeit ist getan.

Nun sind die Blogger dran. Die Tour muss - trotz der Vorgaben - dennoch untereinander abgesprochen werden, man muss gewisse Zeiten einhalten, man startet die Tour, inklusive der Gewinnspiele. So bleiben die Blogger am Ende auf die Portokosten sitzen, haben ordentlich Werbung gemacht und der Verlag reibt sich am Ende die Hände, weil sie der große Gewinner sind. Kann ich ehrlich gesagt nicht sonderlich gut finden.

Kathrinsbooklove kommentierte am 11. Februar 2014 um 19:58

Erstmal vielen dank für diese detailierte Darstellung von Blogtouren. Ich bin selbst "Bloggerin" (wenn man mich so nennen kann, da ich so ca. 4 Follower habe und eher weniger viel los auf meinem Blog ist ;) ) und fande es daher sehr gut, auch mal eine kritische Meinung zu Blogtouren zu lesen.

Wenn da wirklich einfach nur copy und paste betätigt wird, finde ich das wirklich doof. Das würde ich selbst gar nicht wollen o.O Kann man da auch nichts gegen machen? Also z.B. sagen "Nein, ich kopiere das nicht einfach, sondern schreibe den Text selbst?"  Oder habe ich da etwas falsch verstanden und das geht auf keinen Fall?

Dass die Blogger auch viel mehr an den Kosten zu tragen haben, finde ich auch nicht so Bombe. Klar, mit dem Hintergedanke, durch die ganze Aktion auch etwas Werbung für seinen Blog zu machen, wäre das vielleicht sogar ganz ok, da Kosten zu haben. Aber wenn dann der Verlag einen minimalen Aufwand (Kosten und Erarbeitung) hat und dafür ziemlich viel Werbung und Einnahmen hat, ist das dem Blogger dann doch unfair gegenüber.