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Reisebericht

Bookish California 3: Alcatraz

Mein wohl letzter "Bookish California"-Bericht entführt euch heute auf die berühmt-berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz, die für mich persönlich eindeutig einer der Höhepunkte meiner Reise war. Zum Glück hatte ich die Karten dafür schon wochenlang vorher gebucht, denn als wir ankamen, gab es bis August keine Tickets mehr. Eigentlich hatte ich mich nie für Alcatraz oder generell für diese Zeitspanne interessiert, aber die Insel zog mich doch schnell in ihren Bann.

"Was hat Alcatraz denn bitteschön mit Büchern zu tun?", fragt ihr euch jetzt sicherlich. Zu Recht! Auf den ersten Blick eigentlich gar nichts. Wenn man mal davon absieht, dass man echt viel Zeit zum Lesen hat, wenn man 10, 20 Jahre eingebuchtet wird. Deshalb gab es auch auf der berühmtesten Gefängnisinsel eine eigene Bibliothek.

ABER: Als wir auf der Insel ankamen, wurde eine Durchsage gemacht: Heute sei ein ehemaliger Alcatraz-Häftling hier, um seine Autobiographie zu signieren. Sofort wurde ich hellhörig! Da wollte ich unbedingt hin! Leider traf man den Autor erst, wenn man die komplette Audiotour durch das Gefängnis mitgemacht hatte. Was nicht so schlimm war, denn der Rundgang war supermegainteressant! :-) Aber trotzdem war ich schon die ganze Zeit gespannt auf die Signierstunde!

Es handelt sich bei der Autobiographie um "Alcatraz # 1259" von William G. Baker. Baker wurde 1957 nach Alcatraz verlegt, nachdem er mehrmals aus den bisherigen Gefängnissen geflüchtet war. Dort verbrachte er fast 3 Jahre und erlernte von einem Mitinsassen die hohe Kunst der Scheckfälschung. Baker war Zeit seines Lebens ein Betrüger und saß seine letzte Haftstrafe erst 2011 ab. Mittlerweile ist er 86 Jahre alt und einer der letzten Alcatraz-Häftlinge, die noch leben. Trotz der eher unschönen Zeit auf Alcatraz kehrt Baker immer noch regelmäßig auf die Insel zurück, um sein Buch vorzustellen und zu signieren. Entgegen meines sonstigen Kaufverhaltens griff ich hier sofort zu und reihte mich in die Schlange der Wartenden ein.

Ich war jedenfalls danach ganz happy, denn einen ehemaligen Alcatraz-Häftling kennenzulernen und sich von ihm seine Biographie signieren zu lassen, betrachte ich persönlich als echtes Highlight! Bald wird es niemanden mehr geben, der von seiner Zeit auf der Gefängnisinel berichten könnte, und ich bin ganz stolz auf mein kleines Stückchen Geschichte, das ich mir von der Insel mitgenommen habe. Das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber ich bin schon sehr gespannt auf die Lektüre. Im Shop hat es übrigens 20,00 $ gekostet, bei Amazon gibt es das Buch für 13,10 € (bzw. als eBook sogar nur für 7,46 €).

Wer noch ein bisschen mehr über William G. Baker wissen möchte, kann sich diese zwei interessanten Artikel anschauen:

http://www.santaclaraweekly.com/2014/Issue-2/former_inmate_recounts_pris...

http://www.npr.org/2013/10/14/231536397/a-night-at-the-rock-former-alcat...

Die ehemalige Gefängnisbibliothek Infotafel über die Bibliothek Baker signiert mein Buch William G. Baker und ich

Kommentare

LadySamira091062 kommentierte am 04. August 2014 um 11:04

Wow das war ja  wirklich ein denkwürdiges Ereignis  da hätte ich sicher auch zu einem Buch gegriffen udn des signieren lassen auch wenn ich nicht keine Bücher in englisch lesen könnte ( zu lange ist der Englischunterricht der Schule schon her) 

Alcatraz hätte mich auch gereizt zu besichtigen . Und da ich da nie hinkomme danke ich dir für diesen interessanten Artikel samt Bilder

Anchesenamun kommentierte am 04. August 2014 um 12:53

Ich lese auch total ungern auf Englisch, obwohl ich's eigentlich ganz gut beherrsche. Aber problemlos lesen kann ich das auch nicht, und dann immer irgendwelche Wörter nachschlagen müssen versaut mir ein bisschen den Lesefluss. Aber ich glaube, das Buch ist sprachlich recht einfach gehalten. :-)

Fornika kommentierte am 04. August 2014 um 13:01

Das ist ja wohl mal wirklich eine sehr ungewöhnliche Bibliothek, schade, dass sie inzwischen ohne Bücher auskommen muss. Ich dachte im ersten Moment an eine Gefängniskapelle ; )

bundc kommentierte am 04. August 2014 um 13:06

Das Buch hätte ich an deiner Stelle auch sofort gelauft und signieren gelassen. Das nenne ich mal eine super Urlaubserinnerung!

kommentierte am 06. August 2014 um 13:41

ich beneide dich um diese Erfahrung ;O) als ich 1986 in San Francisco war, standen wir am Kai und die letzte Fähre fuhr vor unseren Augen davon. Leider hatte ich später keine Gelegenheit mehr dies nachzuholen. Heute tut es mir leid, das ich so blauäuigig auf "Touritour" ging. Zum Glück hat die Stadt noch viele schöne Ecken, die man besuchen konnte.

Anchesenamun kommentierte am 06. August 2014 um 22:17

 

Wirklich schade! Leider ist mittlerweile alles so touristisch und überlaufen, dass man manche Sachen gar nicht spontan machen kann. Echt doof.