Magazin

Literarische Spaziergänge

Jetzt in der Urlaubszeit frönen vermutliche viele einer Leidenschaft, der ich auch gerne nachgehe: literarische Spaziergänge. Die Wege der Figuren nachgehen, sehen, was sie gesehen haben und dort atmen, wo sie geatmet hätten. Dieses Mal hatte ich Dostojewskijs Meisterwerk „Verbrechen und Strafe“ (oder nach dem alten Titel „Schuld und Sühne“) vor mir. Der Autor selbst lebte im St. Peterburger Heumarktviertel und ebenso bewegten sich seine Figuren dort. Die großen und berühmten Bauten der ehemaligen Zarenstadt spielen für seinen Protagonisten Raskolnikow keine Rolle.

 

Gestartet bin ich am Ort des Verbrechens: in der Подьяческая Средняя Улица (Podjatscheskaja Srednjaja Uliza) Nr. 15, direkt neben der Brücke über den Kanal steht das Haus der Pfanzleiherin Aljona Iwanowna. Auch heute noch ist diese Straße in erbärmlichem Zustand, das tiefgraue Haus hat einige zerschlagene Fenster und dass hier ein Mord geschehen kann, glaubt man unbesehen.

 

Ich ging die Straße bis zum anderen Ende, konnte dann die wunderschöne Aussicht entlang des Kanals genießen, bevor ich diesen ein weiteres Mal querte, um in der Гражданская Улица (Grashdanskaja Uliza) Nr. 19 das Denkmal zu ehren Dostojewskijs Mörder zu begutachten. Eine schlichte Platte erläutert, dass hier das Wohnhaus der fiktiven Figur gewesen wäre. Darüber befindet eine Statue des Autors. Früher konnte man offenbar einmal den Hinterhof betreten und dort den Aufgang zu Raskolnikows Wohnung ansehen. Heute ist das nicht mehr möglich. Der Hof ist durch ein Tor gesichert und es hängt ein großes Schild „Keep out!“ in knallroter Farbe dran. Vermutlich um die neugierigen Touristen abzuhalten, die jahrelang dorthin pilgerten.

 

Nur zwei Straßen weiter befindet sich Dostojewkijs einstiges Wohnhaus, wo er seine großen Werke verfasst hat. Vom Balkon der zweiten Etage aus, hat er angeblich seine Mitbürger beobachtet, die ihm als Vorlage für seine Figuren galten. Das lindgrüne Haus selbst eher unauffällig im Heumarktviertel. Meine Tour fand ihr Ende im Zentrum des Stadtteil, auf dem Heumarkt/Сенная Площадь, wo auch heute noch täglich (dank unglaublicher Öffnungszeiten) rund um die Uhr ein reges Treiben herrscht.

 

Geht Ihr auch auf literarische Spaziergänge? Wem seid ihr zuletzt gefolgt?

Kommentare

Galladan kommentierte am 07. August 2014 um 15:30

Danke fuer Deinen Artikel.

Ja, ich bin auch schon auf einem literarischen Spaziergang gewesen. Mein Mann und ich sind vor einigen Jahren nach Rom geflogen und sind dort dem Roman "Illuminiati" von Dan Brown auf eigene Faust gefolgt. Das macht viel mehr Spass als nur einfach Touri Plaetzen zu folgen (was wir dann auch noch gemacht haben).

Miss.mesmerized kommentierte am 08. August 2014 um 09:05

Den hab ich eher umgekehrt verfolgt, da ich eine zeit lang in Rom gelebt habe und die Örtlichkeiten kenne. Lohnt sich aber auf jeden Fall.

FrlSpatz kommentierte am 08. August 2014 um 11:37

Während unserer Studienfahrt in der 13. Klasse nach Rom sind wir auch an einem Tag alle Schauplätze von Illuminati abgegangen, dass war dann das Referat (sie haben dann natürlich auch was dazu erzählt) einer Schülergruppe von uns :)

Wir hatten damals allerdings nur gemeinsam den Film gesehen, aber das Buch steht hier auch noch bei mir....

 

Arietta kommentierte am 12. August 2014 um 10:36

Vielen Dank , das du uns mit auf die Reise genommen hast.

Dein Kommentar war einfach Toll , habe diees Buch vor

vielen Jahren gelesen.....

Arietta kommentierte am 12. August 2014 um 10:44

Ich bin den Spuren von die "Andere Heimat " gefolgt !

Ein Interresantes Buch und auch der Film dazu

von Edgar Reitz.

Die Dreharbeiten dazu , waren mehr als Interressant , wie schnell man

ein Dorf in Alte Zeiten versetzen kann . Durch viele Umbauten , war viel

Arbeit , aber ich bin noch immer fazieniert davon.

Seine Darsteller wirken sehr Indentisch und real , er nimmt für seine Filme

oft Statisten und die kommen echt rüber.

Er erzählt die Geschichte vom Auswandern der Hunsrücker nach Brasilien im 19. Jahrhundert

der Hunsrück war Arm und die Leute litten unter Hunger und Armut.

Ihre große Hoffnung war Brasilien , das Buch und der Film haben mich TIEF berührt.

Einmal gibt es das Buch zum Film , mit vielen Aufnahmen

und einmal in Romanform von Gert Heidenreich....

Karithana kommentierte am 12. August 2014 um 21:24

Danke für den Bericht. Ich war nur mal in Ystad auf den Spuren von Mankells Wallander. 

 

kommentierte am 07. Januar 2015 um 10:07

Ein literarischer Spaziergang - hört sich nach einer Sache an, die ich auch mal in Angriff nehmen sollte :-)

Mir würden einige Städte einfallen: Barcelona, Paris, Prag...*g*

Toller Bericht - macht Lust auf das Buch!!!

Gruß

Jochen