Magazin

Literatur und Film

Literatur und Film# 5

Die Karte meiner Träume

"Ein Narr ist jemand der sich über Situationen lustig macht, die er geistig nicht erfasst."

T.S. Spivet lebt als Sonderling in einer Familie voller Sonderlinge. Seine Mutter ist Insektenforscherin, sein Vater ist durch und durch ein richtiger Cowboy, der leider ein paar Jahrhunderte zu spät geboren wurde, seine Schwester will unbedingt Miss America werden und sein Zwillingsbruder ist tot.
T.S. selbst beschäftigt sich gern mit Kartographie.
Eines Tages erhält er auf der Farm in Montana einen Anruf aus Washington. Eine seiner Arbeiten zum Perpetuum Mobile hat es geschafft, einen renommierten Preis zu erhalten. Er soll nun vor einem ausgewählten Publikum eine Rede halten. Was den Preisverleihern nicht klar ist: T.S. ist gerade einmal zehn Jahre alt.
Doch diese Chance will sich der Junge nicht entgehen lassen und so springt er kurzerhand auf einen Güterzug und beginnt seine Reise ans andere Ende Amerikas.

Das Buch habe ich vor ungefähr zwei Jahren gelesen und hat mich damals ziemlich begeistern können, weil es eben anders war. Am Rand befanden sich Notizen des Jungen über alle möglichen Beobachtungen, die er in seiner Umwelt gemacht hatte. Und so konnte man neben der Haupthandlung noch allerlei mehr entdecken.
Dieses Element wurde auch in den Film eingebunden. Immer wieder erklärt T.S. einige Dinge und es erscheinen Grafiken, die dem Leser aus dem Buch sehr vertraut sind und so entspinnt sich die Erzählung mit einem Wechseln zwischen dem tatsächlich erlebten Abenteuer und der Kartographieleidenschaft.
Am Anfang wird zunächst die Familie vorgestellt und die Positionen und Verhältnisse untereinander. Unterlegt sind diese durch die kindlich-erwachsenen Kommentare von T.S. Spivet. Und schon bald nimmt der Film an Fahrt auf, denn der Junge schwingt sich mit einem Trick auf einen Güterzug, um nach Washington zu kommen. Dabei begegnet er dem einen oder anderen schrulligen Charakter.

Insgesamt ist der Film sehr ruhig und sehr emotional. So eigensinnig die einzelnen Charaktere der Familie auch sind, so verbindet sie doch etwas. Der Tod des Zwillingsbruders und die Tatsache, dass darüber nie geredet wird, T.S. aber sich selbst die Schuld daran gibt und es immer mehr in sich reinfrisst, kommt im Buch tatsächlich stärker hervor als im Film und so wirkt die Rede des Jungen auf der wissenschaftlichen Versammlung zwar emotional, doch versteht man sie noch besser als Kenner des Ursprungswerkes. Nichtsdestotrotz berührt dieser Film auf verschiedenen Ebenen. Die Bilder sind einprägsam, die Schauspieler passend in ihren Rollen. Es wurde gut überlegt, welche Szenen den Film am besten tragen. Dies wird noch einmal deutlich, schaut man sich die gestrichenen Szenen an. Diese wirken düster und bedrohlich und auch, wenn dieser Teil der Geschichte im Buch erzählt wird, so passen sie nicht in den ansonsten ziemlich ruhig und positiv gehaltenen Film.
Und aufgrund all dieser Punkte ist es ein wirklich sehr gelungener Film, der nicht nur für sich selbst stehen kann, sondern auch für die Buchkenner wirklich ohne Einschränkungen sehenswert ist.

Die Karte meiner Träume Die Karte meiner Träume

Kommentare

milkshake kommentierte am 01. Januar 2015 um 16:38

Ich stimme dir zu 100 % zu!!