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Das Buch der Schurken

Und wenn ein Bösewicht was Ungezogenes spricht ~ Schurken in der Weltliteratur

Ahoy ihr Lieben! Heute möchte ich mich mal nicht meinen liebsten Charakteren, Büchern oder Autoren widmen, sondern über SCHURKEN sprechen! Allein schon das Wort an sich klingt großartig genug, um sich damit mal zu beschäftigen, meint ihr nicht auch?

 

Das Lesen des Wikipediaeintrags *hustmeine weitreichende, arbeitsaufwendige Recherchehust* hat ergeben, dass das Wort "Schurke" vermutlich mit dem althochdeutschen "fiurscurgo", also Feuerschürer verwandt ist. Zusammenhang? Als meist rußschwarze Person waren Feuerschürer wohl das Vorbild für maskierte Räuber und Gauner. Nun aber zu den Schurken, genauer: Zu den 100 von Martin Thomas Pesl ausgewählten und präsentierten Romanbösewichten!
 

Auf dieses Büchlein hatte ich mich sehr gefreut, versprach ich mir doch nicht nur witzreiche Unterhaltung, sondern auch einen Überblick über wichtige Romanklassiker und spannende Einblicke in die Welt des Bösen.

Die erhoffte Bandbreite lieferte der Autor dann auch: Von den Gierigen, Rachsüchtigen und Despoten über die Berserker, "Egoschweine" und Erziehungsberechtigten bis hin zu den fatalen Frauen, Psychopathen, Ungreifbaren und verrückten Wissenschaftlern oder aber auch die Über- und Unterirdischen und Könige des Verbrechens - sie alle werden auch jeweils einer Doppelseite mit Zeichnung, Zitat, Text und Steckbrief vorgestellt.

Fantastische Gliederung, gelungene Illustrationen und großartige Idee mit den Steckbriefen - nur mit der Ausführung bin ich nicht glücklich. Zum einen liegt das am Schreibstil des Autoren: Wiener Schmäh trifft auf hochtrabendes Deutsch, bei gleichzeitiger Ambition,witzig zu sein. Für humorvolle Sachbücher bin ich immer zu haben, doch hier erschien die Leichtigkeit oftmals erzwungen. Die beschreibenden Texte waren teilweise schwer zu lesen - ich glaube, sie waren jeweils an den Stil des Buches, aus dem die Schurken stammen, angepasst. So ging der Satz zu Gabrial Marcía Márquez´ Schurkem Zacarías über die gesamte Seite. Ich empfand es als anstrengend, das Buch zu lesen, obwohl es nicht dramatisch viel Text enthielt. 

Die Steckbriefe enthielten oftmals Bewertungen - diese waren leider uninformativ. So gelungen ich die Idee finde - "Gottesfurcht: 4/5" oder "Schönheit: 3/5" sagen wenig bis nichts aus und taugen auch als unnützes Wissen kaum.

Klingt jetzt erstmal alles negativ? Nein. Neben dem bereits genannten großartigen Konzept und der "Schurken- Vielfalt", hat mir das Buch zudem richtig Lust gemacht, zu einigen Romanen wieRebecca, Der große Gatsby, Ivanhoe oder auch Clockwork-Orange zu greifen! Schade nur, dass Herr Pesl gerade bei den vermeintlich von allen gelesenen Klassikern heftig in die Spoilerkiste greift, nur um bei (mir zumindest) unbekannten Werken ärgerlich wenig über deren Inhalt zu erzählen.
 

 

Fazit: [2/5] Gelungene Mischung und großartiger Aufbau - die Texte an sich sind allerdings leider oft anstrengend zu lesen und gerade bei den "Klassikern" auch spoilerlastig. Wenn man mit dem Schreibstil klarkommt, kann man dieses Buch durchaus lesen und genießen. Ansonsten eher ein Buch zum Blättern und Anschauen.

Das Buch der Schurken

Kommentare

Ronja empfahl am 06. Mai 2018 um 16:36

... die vollständige Rezension:

http://marys-buecherwelten.blogspot.de/2018/02/das-buch-der-schurken.html

lesesafari kommentierte am 08. Mai 2018 um 21:39

Klingt ja nach einem Buch das wissenschaftlich anspruchsvoll sein und gleichzeitig nur ein Werk der Popliteratur sein will. Vllt wollte der Autor selbst als Schurke rüberkommen?

Spoilern gehört beim Reden über Klassiker leider immer dabei. Schon irgendwie ärgerlich, manchmal regt es aber dann doch dazu an, gerade dieses Werk doch noch zu lesen, was eigentlich soweit langweilig klang. 

Die Steckbrief klingen nach einer lustigen Idee, aber klar, am Ende sind sie 0 aussagekräftig.

Der Begriff "Schurke" scheint ja auch weit ausgedehnt zu sein. Ich käme nie auf die Idee, femme fatales dazu zu zählen. 

Zum Durchblättern klingt es sehr interessant.

Ronja kommentierte am 24. Mai 2018 um 19:19

Ahoi lesesafari,

das wäre natürlich eine Möglichkeit xD Passiert leider häufiger, dass Anspruch und Zielgruppe nicht aufeinander abgestimmt sind.... Sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung ^^

Zum Blättern ist diese Buch DEFINITIV geeignet und wer dem Humor des Autor näher ist, den wird es wohl auch ziemlich gut unterhalten. Also einfach mal reingucken ;) Und wegen der Spoiler, ja klar, die können motivieren, aber manchmal waren seine Texte quasi eine Zusammenfassung des Buches und haben alle Twists enthalten :/

 

Sonnige Grüße,

Mary <3