Rezension

2. Band der Louisa-Clark-Dilogie

Ein ganz neues Leben
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4 Sternen

Lou(isa) Clark führt ein einsames Leben. Sie lebt in Wills Wohnung, hat einen schlecht bezahlten Job in einer Kneipe am Flughafen und weiß auch sonst nichts mit sich anzufangen. Nach ihrem Leben mit Will ist sie gefangen in der Welt, die ohne ihn irgendwie weitergehen muss. 18 Monate ist es her, dass Will gegangen ist, doch für Lou ist die Zeit seitdem stehengeblieben. Auch mit ihren Eltern hat sie sich nicht wieder versöhnen können, zu tief ist der Graben, der sich zwischen ihnen aufgetan hat. Wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt, dann geht sie gerne auf die Dachterrasse und balanciert auch mal auf dem Gesims herum. Doch an einem Abend erschreckt sie sich und stürzt ab.

 

Sie hat Glück im Unglück, die Markise eines Nachbarn bremst ihren Fall und so überlebt sie, ist aber schwer verletzt. Mag man etwas Gutes in dem Vorfall sehen, so die Tatsache, dass ihre Eltern sofort an ihr Krankenbett geeilt sind, um ihr beizustehen, als sie von ihrem Unfall erfahren haben. Tatsächlich nähern sie sich sogar soweit wieder an, dass Lou, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bei ihren Eltern Zuhause weiter an ihrer Genesung arbeiten. Doch sie kann sich nicht ewig dort verstecken, sodass sie schlussendlich wieder in ihr eigenes Leben zurückkehrt und dennoch, es hat sich etwas nachhaltig verändert.

 

Sie besucht nun wöchentlich eine Trauergruppe, um ihre Trauer um den Verlust Wills endlich verarbeiten zu können und sie erhält unverhofften Besuch. Ein junges Mädchen taucht vor ihrer Tür auf - und offenbart, dass sie Wills Tochter ist, von der er nichts wusste. Bei sich Zuhause hält sie es nicht mehr aus, ihre Mutter ist mit der Erziehung der jüngeren Halbgeschwister überfordert und überhaupt hat niemand dort Verständnis für sie. Man könnte glatt meinen, dass Lily so etwas wie ein rettender Anker ist, den Lou zum Überleben braucht, denn mit ihr ist Will wieder zu einem Teil bei ihr und sie nimmt sich des jungen Mädchens an - ohne zu ahnen, welchen Schlamassel sie sich damit in ihr Leben holt. Aber könnte dies nicht auch eine Chance sein, endlich ihr Leben in eine andere Richtung zu lenken?

 

 

Der 2. Band der Louisa-Clark-Dilogie! Der Plot wurde sehr einfühlsam und authentisch erarbeitet. Ich fand es schön zu sehen, wie sich das kleine Häuflein Elend namens Lou langsam aber sicher ins Leben zurückkämpft. Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet, aber ich muss sagen, ich war von der Figur der Lou doch etwas enttäuscht. Wo war die junge Frau, die vor Leben nur so strotzte, eine krasse Aktion nach der anderen plante und durchzog und in jedes sich bietende Fettnäpfchen trampelte? An ihrer Stelle ist eine sehr einsame junge Frau zurückgeblieben, die nur das Haus verlässt, um zu einem unbefriedigenden Job zu gehen und ansonsten auf der Stelle tritt. Ich hatte schon fast die Hoffnung für Lou aufgegeben, doch ab dem Zeitpunkt, als Lily in ihr Leben tritt, beginnt endlich die Wandlung zurück zu alten Lou, auch wenn diese sehr langsam und teils mit Rückschlägen vonstattengeht. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen (es waren wieder herrlich sarkastische Dialoge mit von der Partie), sodass ich abschließend sagen kann, dass mir das Buch, trotz der Kritikpunkte, schöne Lesestunden bereitet hat.