Rezension

2. Band der Trilogie

Die Bestimmung 02 - Tödliche Wahrheit - Veronica Roth

Die Bestimmung 02 - Tödliche Wahrheit
von Veronica Roth

Der zweite Band schließt nahtlos an den ersten an: Nach dem Überfall herrscht Krieg. Tris, Four und einige Überlebende fliehen zu den Amite, den Friedfertigen, die sich aus allen Konflikten heraushalten. Dort dürfen sie allerdings nicht lange bleiben - besonders Tris provoziert durch ihr aggressives Verhalten einen Rauswurf, dem dann ein Überfall zuvorkommt. Tris und Four müssen sich neue Verbündete suchen. Die Macht der Ken und insbesondere ihrer skrupellosen Führerin Jeanine über die anderen muss gebrochen werden, doch offensichtlich gibt es da noch ein weiteres brisantes Geheimnis...

Im ersten Teil habe ich Informationen über den Aufbau der Gesellschaft und über die anderen Fraktionen vermisst; diese werden nun "nachgeliefert". Schon im ersten Teil wurde deutlich, dass jede positive Eigenschaft in ihrer Ausschließlichkeit überspitzt wird und sich ins Negative kehrt und dass weder die menschliche Persönlichkeit noch ein solches System einseitig funktionieren können. Dies ist kein Konstruktionsfehler der Autorin, sondern Absicht - und am Ende des zweiten Teils gibt es einen Ausblick auf die Entstehung des Systems, allerdings noch keine umfassende Erklärung. Darauf hoffe ich nun im dritten Teil.

Die Entwicklung der Charaktere in diesem Band bringt viele Überraschungen, wobei mich einige nicht völlig überzeugen. Tris, die im ersten Teil von den Altruan zu den Ferox wechselte und dabei erschreckend schnell Grausamkeit und Brutalität akzeptiert, ist durch ihre eigenen Erlebnisse völlig verunsichert: Sie hat Schuldgefühle, aber gleichzeitig keine Hemmungen, wieder Gewalt einzusetzen; zwar hat sie Probleme, ein Gewehr oder eine Pistole zu benutzen, doch hindert sie das nicht an Angriffen mit anderen Waffen. Immer wieder bricht sie zu Kamikaze-Aktionen auf - der Unterschied zwischen Tapferkeit und Tollkühnheit scheint ihr nicht mehr klar zu sein. Auch ihre Beziehung zu Four setzt sie aufs Spiel. Das ist für den Leser ziemlich nervend zu lesen; andererseits soll sie ja erst 16 Jahre alt sein, und da sind Wechsel angesagt. Warum allerdings der 18jährige Four mehrfach als zu alt für sie eingeschätzt wird, habe ich nicht verstanden; für unsere Gesellschaft wäre das ein üblicher Altersabstand. 

In diesem Band spielen also gesellschaftskritische Themen eine Rolle, aber auch Identifikation mit pubertierenden Jugendlichen ist möglich. So kann das Buch ganz unterschiedliche Seiten im Leser ansprechen oder aber abstoßen. Für mich waren jedenfalls genügend Aufhänger dabei, um den dritten Teil zu lesen - und ich hoffe auf eine überzeugende Auflösung.