Rezension

30 Songs und eine Frau

30 Songs und eine Frau
von Christine Weiner

Bewertet mit 3 Sternen

Ausbrechen! Anne sitzt in ihrem Auto, Wut im Bauch, Tränen in den Augen, eine Schüttelkugel mit dem Prater- Riesenrad und Glitzerflocken neben sich. Kurz nach Heidelberg weiß sie: Ihr Weg führt nach Wien. In die Stadt, die in der Kindheit für alle ihre Träume stand. Jetzt mit 50 erinnert sie sich an ihre Wünsche ans Leben, die sie mit 16 auf Kassette gesprochen hatte. Sie wollte reisen und verrückte Menschen kennenlernen, Dancing Queen sein, sie wollte Erdbeersektnächte und unter einem fetten gelben Mond tanzen. Sie wollte lieben und geliebt werden. Und glücklich werden. Und frei sein. Wie konnte sie das nur vergessen? An der Seite ihres pedantischen Mannes hat sie ihr Leben völlig aus dem Blick verloren. In Wien will sie das Gefühl von damals wiederfinden. Die Frauen-WG, in die sie sich einmietet, ist schon mal ein guter Anfang. Sie wird aus dem Ei schlüpfen, und wenn sie heimkommt, eine andere sein.

So richtig warm konnte ich mit diesem Buch nicht werden. Ich habe sehr lange gebraucht um in das Buch hineinzufinden und mit den Charakteren warm zu werden. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich noch nicht in die Welt einer mitten im Leben stehenden Frau einfühlen kann, immerhin liegen knapp 30 Jahre zwischen der Protagonistin Anne und mir. So sind mir viele Probleme und Gedanken fremd gewesen. 
Der Schreibstil der Autorin ist sehr humorvoll und beschreibt vieles bis ins letzte Detail. Vor allem die ausführlichen Beschreibungen der Wiener Bezirke und von Greta und Marlene haben mir sehr gut gefallen! Teilweise hatte jedoch Schwierigkeiten den Ausführungen von Annes Gedankenwelt zu folgen… Nichtsdestotrotz ist der Stil angenehm und flüssig zu lesen.
Annes Selbstfindung in Wien ist durchaus interessant und steckt voller Emanzipation, ihr Weg ist stellenweise abstrus und unkonventionell. Dennoch habe ich Annes Weg mit Vergnügen verfolgt. Leider hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass die Handlung in die Läge gezogen worden ist, an anderen Stellen waren mir persönlich einige Gedankenumschwünge zu schnell. 
Die Idee des Buches ist ohne Frage sehr gut, die Umsetzung hat mir jedoch nicht wirklich zugesagt. Das kann aber auch sehr gut daran liegen, dass ich mich nicht mit der Protagonistin identifizieren konnte.