Rezension

34 Meter über dem Meer

34 Meter über dem Meer - Annika Reich

34 Meter über dem Meer
von Annika Reich

Bewertet mit 4 Sternen

Mein Lieblingszitat aus diesem Buch (S. 187): „Was ist denn Scheitern anderes, als die Interpretation einer Geschichte, die man auch hätte anders erzählen können?“

Ella, eine junge Literaturwissenschaftlerin, kommt mit ihrem Leben nicht klar. Sie flüchtet sich in ihre Träume, versucht, die Realität so zu sehen, dass sie passt, aber nicht unbedingt, wie sie wirklich ist.

Horowitz, älter, Meeresbiologe, der noch nie auf dem Meer war, hat in seinem Leben noch nichts zu Ende gebracht. Er möchte sein altes Leben abstreifen und sucht dafür eine neue Wohnung. Über eine Wohnungstausch-Annonce lernt er Ella kennen. Sie ziehen in die Wohnung des jeweils anderen, lernen dort das Leben des anderen kennen.

Dann gibt es noch Paul, der sich in Ella verliebt, Ellas Mutter Sibylle, zu der Ella keinen Kontakt wünscht, Ellas Schwester Jasmin, die anscheinend mit beiden Beinen im Leben steht, und Natalia, die bei einem Unfall auf Ellas Füße fällt und nun ihre Freundin sein will.

Annika Reich verknüpft die Leben all dieser Menschen mit einer enormen Leichtigkeit. Man kann sich in jeden einzelnen hineinversetzen, im jeweiligen Moment erscheinen alle Handlungen und Gespräche logisch und nachvollziehbar. Doch schon im nächsten Moment beginnt man daran zu zweifeln, genau wie Ella und Horowitz, die auch ständig an allem zweifeln und fast verzweifeln.

Eigentlich zieht sich eine leicht traurige melancholische Grundstimmung durch das Buch, doch macht sie sich durch die Leichtigkeit der Erzählweise nicht negativ bemerkbar. Im Gegenteil, es gibt immer wieder sehr amüsante Gespräche, die einen schmunzeln lassen. Überhaupt gibt es sehr viele Dialoge und Gedanken, wodurch die Handlung sehr lebendig wirkt. Aber auch die Beschreibungen, z.B. der Wohnungen, sind sehr schön zu lesen. Hier wird äußerst liebevoll auf skurrile Details eingegangen.