Rezension

4. Band der Millennium-Reihe

Verschwörung
von David Lagercrantz Stieg Larsson

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist November in Stockholm und Frans Balder ist dabei, sein Leben noch einmal komplett von vorne zu beginnen. Was vorher war, hat er hinter sich zurück gelassen - jetzt will er nur noch eines: ein guter Vater sein. Eine Aufgabe, die sicherlich nicht leicht zu bewältigen ist, denn sein Sohn August ist Autist, er leidet an einer infantilen Form der Krankheit. Noch dazu hat er eigentlich gar kein Anrecht auf seinen Sohn, hat doch nicht er das Sorgerecht inne, sondern seine Exfrau Hanna. An sich wäre das auch nicht das Problem, wäre da nicht ihr neuer Lebensgefährte, der Schauspieler Lasse Westmann, der sowohl auf Hanna, wie auch auf seinen Sohn einen schlechten Einfluss hat. Fakt ist, Frans hat monatlich nicht wenig Geld überwiesen, Unterhalt für seinen Sohn, damit dieser gefördert wird, doch auf den ersten Blick ist klar - gefördert wurde August bisher nicht.

 

Doch Frans ist nicht irgendein Schwede. Er ist einer der führenden Experten in der KI-Forschung und war bis vor kurzem für das Unternehmen Solifon in den USA tätig, bis er dort, förmlich von einem Tag auf den anderen, seine Zelte abbrach. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah, war doch ein Diebstahl von Balders Forschung Schuld daran, dass er sich immer mehr zurückzog und niemanden, wirklich niemanden mehr an seine Forschungsergebnisse heranließ, denn trotz dieses Rückschlages hat Frans seine Forschung nie aufgegeben, sondern immer weiter gemacht. In Schweden kann er, obwohl er sich wirklich bemüht, seinem Sohn ein guter Vater zu sein, nicht von seiner Arbeit lassen. Ganz ungefährlich ist das jedoch nicht - Frans ahnt, dass er in Gefahr schwebt und will sich, als Absicherung, jemanden anvertrauen: Mikael "Kalle" Blomkvist von der Zeitschrift Millennium. Tatsächlich kann Frans Mikael erreichen - doch es ist schon fast zu spät.

 

Mikael hat eigentlich ganz andere Sorgen. Seit seiner letzten großen Reportage, der Zalatschenko-Affäre, ist einige Zeit ins Land gezogen und irgendwie ist der Biss raus, nichts reizt ihn mehr thematisch. Noch dazu steht er unter Druck, denn Erika Berger, die Chefredakteurin von Millennium, musste, um Finanzmittel zu beschaffen, Teile von Millennium an Serner Media veräußern und diese wollen nun eine Neuausrichtung der Zeitung. Das hierbei persönliche Befindlichkeiten von Belang sind, spielt leider keine unwichtige Rolle. Als dann auch noch ein gewisser Linus Brandell mit ihm Kontakt wegen einer Story aufnimmt, scheint der Tag echt gelaufen zu sein, denn dieser berichtet von KI-Forschung und einem gewissen Frans Balder. Interessant wird es für Mikael jedoch erst, als Linus ihm berichtet, dass Frans selbst eine Hackerin beauftragt hat, sich mit dem Datendiebstahl zu befassen und aus den Erzählungen weiß Mikael sofort: bei dieser Hackerin kann es sich nur um Lisbeth Salander gehandelt haben, der jungen Frau, die ihm schon mehr als einmal geholfen hat, mit der er allerdings schon seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr hat. Wenn jedoch auch Lisbeth involviert ist, könnte da doch mehr hinter stecken, als es auf den ersten Blick scheint und Mikael beschließt, sich auf ein Treffen mit Frans einzulassen. Doch als er an dessen Haus ankommt, kommt er selbst gerade noch mit dem Leben davon - Frans selbst wurde ermordet und sein Sohn August ist der einzige Zeuge ...

 

 

Der 4. Band der Millennium-Reihe! Der Plot wurde spannend und abwechslungsreich erarbeitet. Lange Zeit stand für mich nicht fest, warum Frans sterben musste und was es mit seinem kleinen Sohn auf sich hatte, ebenso wie Lisbeth involviert war, doch nachdem sich nach und nach alles zusammengefügt hatte, war ich einfach nur begeistert, welche Handlungsstränge notwendig waren, um diese Story rundherum abzuschließen. Jedoch empfand ich einige Nebenerzählungen doch etwas überflüssig, die mich in den Situationen immer etwas im Lesefluss gebremst haben. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet und ganz ehrlich, ich finde, David Lagercrantz hat diese ganz im Stil von Stieg Larsson weiterentwickelt, denn ich hatte bei keiner der Figuren das Gefühl, mit ihr zu fremdeln. Den Schreibstil empfand ich als packend und sehr angenehm zu lesen, sodass es mir fast unmöglich war, das Buch aus der Hand zu legen, zu sehr war ich in der Geschichte gefangen. Nun hoffe ich natürlich an dieser Stelle, dass die Geschichte von Millennium (okay, um es genau zu sagen von Lisbeth und Mikael) weitererzählt wird und ein kleiner Spoiler sei gestattet: Wer schon immer wissen wollte, was es mit Lisbeths Schwester auf sich hat - der sollte dringend dieses Buch lesen.