Rezension

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4.0 von 5 Sternen Überzeugt mit einem durchdachten Weltenentwurf, der gleichzeitig fasziniert und schockiert. Kleine Schwächen in der Umsetzung.

Das Feuerzeichen - Francesca Haig

Das Feuerzeichen
von Francesca Haig

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Feuerzeichen" von Francesca Haig war mir durch das interessante Cover aufgefallen. Ein Blick auf den Klappentext und meine Neugierde war geweckt. Als Dystopien-Fan musste ich das Buch einfach lesen. Die Idee der gegenseitigen Abhängigkeit von Zwillingen gab es immerhin noch nie und ich war gespannt auf die Umsetzung.

Zu Beginn der Geschichte landet man direkt im Geschehen und muss sich erst orientieren. In der neuen Welt, die nach der großen Explosion entstanden ist, werden nur noch Zwillinge geboren. Jedes Mal ein Paar, bestehend aus einem Mädchen und einem Jungen. Einer der beiden Zwillinge kommt immer perfekt auf die Welt. Er ist dazu bestimmt, ein Alpha zu werden. Alphas sind in der Gesellschaft höhergestellt und genießen Privilegien wie Schulbildung und eine gute Stellung. Der andere Zwilling hat immer einen Makel. Fehlende Gliedmaßen oder Verkrüppelungen zeichnen Omegas aus. Manchmal werden Omegas geboren, die über keinen sichtbaren Makel verfügen. Sie sind Seher und sind noch unbeliebter, als normale Omegas. Die Besonderheit der Zwillingspaare dieser düsteren Zukunftsgeschichte liegt in ihrer Abhängigkeit voneinander. Keiner kann überleben, wenn der andere stirbt. Ihre Leben sind miteinander verbunden. In der Sekunde, in der einen von beiden der Tod ereilt, stirbt auch der andere Zwilling. Cass und Zach sind eines der vielen Zwillingspaare. Während Zach als Alpha geboren wurde, erwartet Cass das traurige Schicksal der Omegas. Sie ist eine Seherin und kann sich dadurch lange schützen. Doch durch eine List kann Zach irgendwann aufdecken, dass Cass der Omega ist. Ihre Familie schickt Cass sofort weg. Ganz alleine muss sie zu Fuß den weiten Weg in das nächste Omega Dorf zurücklegen. Während die Zeit vergeht und Cass unter den Entbehrungen und Hunger leidet, ist Zach zu einem ehrgeizigen Ratsmitglied geworden. Viele schreckliche Neuerungen gehen auf sein Konto. Man nennt ihn den Reformer. Doch Macht zieht Feinde an. Cass ist der wunde Punkt von Zach. Würden seine Feinde ihn aus dem Weg räumen wollen, wäre der einfachste Weg, Cass zu töten. Denn in der selben Sekunde würde auch Zach sterben. Aus diesem Grund sperrt Zach seine Schwester in die Verwahrungsräume, dunkle Kerker, aus denen es kein Entrinnen gibt. Die Zeit verrint und Cass glaubt wahnsinnig zu werden. Jeglicher Kontakt zu anderen Omegas wird unterbunden. Eines Tages gelingt Cass durch einen schlauen Einfall die Flucht. Zusammen mit Kip, den sie ebenfalls aus dem Gefängnis befreit hat, macht sie sich auf die Suche nach der Insel. Immer wieder träumt sie von dem Ort, an dem Omegas frei leben und ein normales Leben führen können. Denn dafür will Cass kämpfen, koste es, was es wolle.

Die Idee der Abhängigkeit der Zwillingspaare finde ich faszinierend. Insgesamt sind der Weltenentwurf  und die Zwillingsproblematik durchdacht und schlüssig aufgebaut. Nach und nach erschließt sich dem Leser die ganze Grausamkeit dieser Welt mit all ihren schockierenden Details. Diese düstere Zukunfstwelt übt durchaus ihren Reiz auf den Leser aus. Der Atmosphäre dieser Welt kann man sich kaum noch entziehen. Das Buch wird aus Sicht von Cass erzählt. Sie ist durchaus sympathisch, aber durch den oft beschreibenden Sprachstil konnte ich mit ihr nicht so richtig warm werden. Ich hatte während des Lesens immer eine leichte Distanz zu ihr. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Emotionen und einen besseren Einblick in Cass Seelenlerben gewünscht. Das erste Viertel des Buches ist durchzogen von Cass Erinnerungen, was ein wenig den Lesefluß beeinträchtigt und die Spannung nimmt. Der Anfang hat sich dadurch etwas in die Länge gezogen. Ab der Hälfte des Buches nimmt das Tempo dann stetig zu und es wird spannender. Obwohl die Idee des Buches durchaus faszinierend ist, konnte mich die Umsetzung nicht so richtig fesseln.

Fazit: "Das Feuerzeichen" überzeugt mit einem durchdachten Weltenentwurf, der gleichzeitig fasziniert und schockiert. Die Umsetzung weist kleine Schwächen auf, die den Lesefluß und die Spannung beeinträchtigen. Wenn man darüber hinwegsieht, ist das Buch durchaus lesenswert.