Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

640 Seiten Spannung pur - 5 Sterne +

Die Betrogene
von Charlotte Link

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext: „Einsam wacht, wer um die Schuld weiß ...
Um ein glückliches Leben betrogen – so fühlt sich Kate Linville, Polizistin bei Scotland Yard. Kontaktscheu und einsam, gibt es nur einen Menschen, den sie liebt: ihren Vater. Als dieser in seinem Haus grausam ermordet wird, verliert Kate ihren letzten Halt. Da sie dem alkoholkranken Ermittler vor Ort nicht traut, macht sie sich selbst auf die Spur dieses mysteriösen Verbrechens. Und entlarvt die Vergangenheit ihres Vaters als Trugbild, denn er war nicht der, für den sie ihn hielt. Zugleich bricht eine Familie aus London in die Ferien auf. In den Hochmooren von Yorkshire möchte der Drehbuchautor Jonas Crane in Begleitung von Frau und Sohn einem drohenden Burn-out entgehen. Die drei ahnen nicht, dass die Geschichte um Kates ermordeten Vater auch sie in Lebensgefahr bringen wird: Ein flüchtiger Verbrecher ist auf der Suche nach einem abgeschiedenen Versteck …“

Dies war mein erster Krimi von Charlotte Link und ich muss sagen, ich bin schlichtweg begeistert. Von der ersten Seite an spannend geschrieben, dies reißt auch nicht wirklich ab. Ständig will man als Leser wissen wie es weitergeht. Man wird so vertraut mit den Protagonisten, dass man absolut mitfiebert. Zum Teil gibt es echte Gänsehautmomente. Direkt am Anfang ist man Zeuge bei einem Mord und zwar so nah das man beim Lesen vor Schmerz die Augen schließt. Auch die Gefangenschaft der Familie in der Scheune geht unter die Haut. Ständig  denkt man: hoffentlich schaffen sie es. Am Schluss der Wettlauf  zwischen dem Lösen der verrosteten Flutungsanlage und dem Finden der Eingeschlossenen … spannend bis ins Mark.
Begeistert war ich auch von der Art den Mörder und das Motiv ins Spiel zu bringen. Einmal wo Kate vor der Tür von Jane stand und erst hier Janes behinderter Bruder auf der Bildfläche erscheint. Die ganze Zeit ist man im Glauben sie sei alleinerziehende Mutter, doch da täuscht Charlotte Link gekonnt jeden Leser. Irgendwann viel später erfährt man von ihrem 2. Bruder, der die Morde mit Hilfe ihrer Informationen begeht. Vorher ist er der große, blonde Unbekannte von dem immer mal wieder gesprochen wird. Aber dank Janes Manipulation an ihren Kollegen, die einem als Leser gar nicht auffällt, nie als Hauptverdächtiger gesucht wird. Jane kommt die ganze Zeit echt sympathisch rüber, doch am Ende muss man feststellen, das sie böse Geheimnisse mit sich herumträgt. Nicht nur ihre Kollegen haben sich in ihr getäuscht … auch der Leser. Trotz allem hat man eher Mitleid mit ihr, so richtig böse sein kann man ihr gar nicht. Eine eher traurige Geschichte, wenn man bedenkt welch Bürde und Verantwortung sie mit sich herumträgt und im Prinzip weiß, dass sie niemals ein normales Leben mit Familie und Kindern führen kann, da sie die Verantwortung für ihren „kleinen“ Bruder trägt.

Es laufen eigentlich 2 Krimis parallel nebeneinander, zum einen die Mordserie und die Ermittungen hierzu, zum anderen die Geiselnahme der Familie, das macht die Sache extremst spannend. Man hätte auch 2 Geschichten daraus machen können.

Alles in allem hat mir der Schreibstil und Spannungsaufbau sehr gut gefallen. Von mir gibt es wohlverdiente 5 Sterne +.