Rezension

Abgesang auf eine untergehende Welt

Schönbrunner Finale - Gerhard Loibelsberger

Schönbrunner Finale
von Gerhard Loibelsberger

Bewertet mit 5 Sternen

Wien, Spätsommer 1918. Der Weltkrieg neigt sich seinem Ende zu. Oberinspektor Nechyba leidet wie alle Wiener unter der akuten Lebensmittelknappheit. Da wird ein alter Bekannter, der Planetenverkäufer Gotthelf, erschlagen aufgefunden. Nicht zuletzt aufgrund des drucks, den seine frau auf ihn ausübt, widmet sich Nechyba den Nachforschungen in diesem Fall. Verdächtige sind schnell gefunden, zwei Deserteure der k. u. k. Armee. Doch die sind vorerst verschwunden und Nechyba kann sich ganz der nicht immer legalen Lebensmittelbeschaffung zuwenden. Doch immer wieder wird er dabei durch Morde gestört, bis er endlich, nach dem Sturz des Kaisers, einen Durchbruch erzielt.

"Schönbrunner Finale" ist eigentlich weniger ein Kriminalroman als vielmehr ein Sittenbild aus der ihrem Untergang entgegen taumelnden k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Die Menschen sehnen den Frieden herbei, aber der Krieg hat sie verroht. dies führt dazu, dass letztendlich jeder zum Wolf des anderen wird und seinem Vorteil im Kampf ums nackte Überleben sucht, koste es, was es wolle. Ein bisschen liest sich der Roman auch wie das Abschied-Nehmen vom Oberinspektor Nechyba, denn zahlreiche Figuren, die aus den Vorgängerromanen ans Herz gewachsen sind, sterben, nicht zuletzt an der zu allem Überfluss (blödes Wort im Zusammenhang mit der beschriebenen Hungersnot) zuschlagenden Spanischen Grippe.