Rezension

Absolut genial

Ich fürchte mich nicht
von Tahereh Mafi

Inhalt

Stell dir vor, du seist dazu verdammt, allein zu sein. Jeder fürchtet dich. Du bist ein Freak. Und eine einzige Berührung von dir kann töten.
Juliette hat ihr Leben in Einsamkeit verbracht. Wann immer sie helfen wollte, wurde sie verstoßen. Wann immer sie sich jemand nähern wollte, sind die Menschen schreiend geflohen. Sie fürchtet sich vor sich selbst, sie hasst ihre Fähigkeit, sie verabscheut das Monster, das sie ist. Ihre Eltern haben sie weggegeben und in eine Zelle sperren lassen. Was mit ihr geschehen wird, weiß sie nicht. Am liebsten würde sie sterben.

Eines Tages öffnet sich ihre Zellentür und ein junger Mann stößt zu ihr. Adam. Der einzige Junge, der Juliette nie wie ein Monster behandelt hat. Adam, der mit ihr zur Schule gegangen ist. Ob er sich an sie erinnert? Was macht er in dieser Zelle? Ist er auch verrückt? Bei der zerstörten Welt, dem Leid und dem Chaos wäre das kein Wunder. Und dann ist da noch Werner, der Boss. Sexistisch, von ihr besessen, verrückt und darauf erpicht, ihre Fähigkeiten für den Krieg zu nutzen. Welchen Krieg? Was hat Juliette verpasst? Sie und Adam sehen nur eine Möglichkeit, wenn sie zusammen überleben wollen: sie müssen fliehen.

Meine Meinung

Ich fürchte mich nicht  ist anders. Es ist anders, weil die Protagonistin keine damsel-in-distress ist, sondern die Gefahr. Sie ist das Monster, vor dem sich alle fürchten. Dabei will sie nur eins: geliebt werden. Es ist anders, weil es durch seinen ganz besonderen Stil noch tiefere Einblicke in Juliettes Gedankenwelt blickt. Wie in ihrem Notizbuch niedergeschrieben erzählt sie die Geschichte und streicht dabei immer wieder einzelne Wörter, Sätze oder ganze Abschnitte durch. Man weiß, was sie denkt, was sie sich zu denken zwingt, und was sie letztendlich sagt.

Der Schreibstil ist packend, die ersten 100 Seiten kommt man kaum zu Atem, weil man sich nicht vom Papier losreißen kann. Diese dystopische Welt hat interessante Ansätze, obwohl es gegen Ende recht öko wird (wir Menschen haben die Welt zerstört, Umweltverschmutzung, etc). Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, was sich alles verändert hat. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, lediglich Adam ist mir etwas zu blass und zu gut. Im fehlt die Tiefe und der Charakter, er wirkt zu sehr wie Juliettes Schoßhund, anstatt sich charakterlich abzugrenzen.

Gegen Ende kam ich mit etwas vor wie in einer Öko-X-Men-Geschichte, aber obwohl ich dem scheinbaren Happy Ending, das nach einer Fortsetzung schreit, misstraue, hat mir das Buch gefallen. Der Anfang war deutlich besser, weil Juliette mich gerade durch ihre leichte Verrücktheit begeistert hat. Am Ende war sie mir zu normal und rational. Dennoch bin ich sehr sehr neugierig, wie es weitergeht, welche neuen Figuren hinzukommen und hoffe einfach, dass es nicht zu sehr in die X-Men-Sparte abdriftet. Vor allem gegen Ende hat Juliette mich nämlich extrem an Rouke erinnert (das Mädchen aus den X-Men-Filmen, das den Leuten ihre Lebensenergie abzapft und mit Wolverine befreundet ist. Juliettes Fähigkeit ist die gleiche). Deshalb gibt’s für die Idee auch nur einen halben Punkt. Ansonsten top, es hat Potenzial mein Lieblingsbuch des Jahres zu werden.

4,5 von 5 Punkten
Cover 1 Punkt, Sprache 1 Punkt, Plot 1 Punkt, Figuren 1 Punkt, Idee ½ Punkt.
~*~ Goldmann ~*~ 320 Seiten ~*~ ISBN: 978-3442313013  ~*~ Gebunden mit Schutzumschlag ~*~ 16,99 € ~*~