Rezension

Absolute Leseempfehlung

Dancing Jax - Auftakt - Robin Jarvis

Dancing Jax - Auftakt
von Robin Jarvis

Bewertet mit 5 Sternen

Können Worte uns verändern? Ja, zumindest unsere Stimmung. Aber können sie auch unseren Charakter und unsere Persönlichkeit verändern? In diesem Roman passiert eben das:
Die Dancing Jacks sind die Herrscher eines geheimnisvollen Königreiches aus einem Kinderbuch mit dem gleichnamigen Titel. Geschrieben wurde es von einem unbekannten Autor namens Austerly Fellows im Jahre 1936. Sechs Kisten mit diesen Büchern werden von vier Herumtreibern aus dem verfallenen Haus des Autors an der englischen Küste entwendet und in der Öffentlichkeit verteilt. Das pure Böse greift daraufhin nach der kleinen Küstenstadt Felixstowe und über vierzig Menschen müssen sterben. Es sieht wie ein Unfall aus, doch es verbirgt sich viel mehr dahinter. Der Chef der Bande, Jezza, verwandelt sich schon kurz nach dem Diebstahl und der Katastrophe von Felixstowe in die Hauptfigur dieses Kinderbuches: den Ismus, den Anführer.

Nach und nach fallen immer mehr Leute, vor allem Kinder, in den gleichen Bann. Sie nehmen die Charakterzüge einer Person aus dem Buch an und gehen vollständig in dieser Welt auf. Der kleine Paul bekommt sogar eines dieser Bücher auf dem Flohmarkt geschenkt, doch er erkennt das Böse darin und verbrennt sein Exemplar. Dies bleibt vom Ismus allerdings nicht unbemerkt und so gerät der elfjährige Junge in Gefahr. Paul forscht auf eigene Faust nach und will mehr über den Autor dieses Buches wissen, der sich zu Lebzeiten dem Okkultismus verschrieben hatte und spurlos verschwand. Leider will Paul aber keiner der Erwachsenen Glauben schenken oder ihn gar unterstützen. Nicht einmal Martin Baxter, sein zukünftiger Stiefvater, der ihm sehr zugetan ist. Baxter ist Lehrer an der örtlichen Schule und beobachtet wohl die Veränderungen, die bei den Schülern vorgehen, hält sie jedoch für ein harmloses Cosplay-Spiel. Kein Wunder, denn Baxter ist nicht nur Fantasy-Fan sondern auch immun gegen den Bann des Bösen.
Erst als Paul ebenfalls "infiziert" wird, beginnt der Lehrer, an die dunklen Mächte zu glauben und wird rasch mit ihrer dämonischen Stärke konfrontiert.

Er forscht nun ebenfalls nach. Pauls alter Klavierlehrer Gerald weiß tatsächlich mehr über den Autor und Verursacher dieser Geschehnisse und weiht Martin ein. Als der Junge fortläuft, um gänzlich in dieser märchenhaften Welt der Dancing Jacks zu leben, tut Martin Baxter alles, um ihn zurück zu holen - doch es ist zu spät. Der Ismus hat sich eine alte Bunkeranlage, die ebenfalls von Austerly Fellows erbaut wurde, als sein "Schloß" auserkoren und versammelt seine Untertanen um sich.

Martin begreift, als er dort eindringt: Dieses Buch ist erst der Anfang von etwas viel Schlimmeren, was auf die Menschheit zukommt. Doch Baxter fühlt sich hilflos und flieht gemeinsam mit Gerald aus der Stadt. Der Virus in Fellows´ Worten hat bereits die ganze Stadt ergriffen und breitet sich über ihre Grenzen hinaus aus. Martin Baxters Leben und das der anderen "Abtrünningen" ist nun in Gefahr.

"Dancing Jax - Auftakt" ist der Beginn einer Mystery-Trilogie von Robin Jarvis, erschienen im Löwe Verlag. Obwohl das Spielkartenthema darin etwas an Alice im Wunderland erinnert, handelt es sich um eine ziemlich düstere Lektüre mit echten Horroreinlagen, die sich auch für Leser eignet, die das jugendliche Alter längst hinter sich gelassen haben. Der flüssige Schreibstil macht es leicht, das über 500 Seiten starke Werk zügig zu lesen, wobei es von Kapitel zu Kapitel spannender wird. Aufgelockert wird jedes Kapitel am Anfang durch Prologzeilen aus dem fluchbeladenen Kinderbuch und kleinen Schwarzweißzeichnungen. Stellenweise liest man sogar das Kinderbuch selbst im Buch und es erscheint uns zwar stellenweise gruselig, doch nicht so böse, um einen Menschen grundlegend zu verändern, oder doch? Absolute Leseempfehlung. Diese Trilogie werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen!