Rezension

** Absoluter Lesetipp **

Liebe kann man nicht googeln - Julia K. Stein

Liebe kann man nicht googeln
von Julia K. Stein

Bewertet mit 5 Sternen

Den Roman „Liebe kann man nicht googeln“ erhielt ich als Leseexemplar vom Gmeiner Verlag vor etwa einem dreiviertel Jahr. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, warum ich dieses Buch so lange hab im Regal stehen lassen, aber wahrscheinlich war ich mir unsicher, ob mir dieser Roman gefallen würde. Die Inhaltsangabe hörte sich zwar unterhaltsam an, jedoch weiß man bei sogenannten „Frauenromanen“ ja oft nicht, ob sie nicht gänzlich klischeehaft, vorhersehbar und langweilig sind. Um dies gleich einmal vorweg zu nehmen: Ich fand das Erstlingswerk von Julia K. Stein richtig toll!

 

Meine Begeisterung wuchs eigentlich schon binnen der ersten Seiten. Die Hauptprotagonistin Lena erzählt in Form eines Blogs von ihrem täglichen Leben. Ihre „Einträge“ titelt sie stets mit Datum und Uhrzeit. Bereits in der Vergangenheit las ich schon des Öfteren Bücher, die in Form von Briefen, Emails von ähnlichen Konversationen geschrieben waren. Dass das Buch lediglich aus der Sicht einer Person geschrieben ist, sprich, dass nur Lena ihre Gedanken aufschreibt, das war mir bisher neu, gefiel mir aber von Anfang an richtig gut.

 

Lena ist 33 Jahre alt und hat sich ganz frisch nach 12 Jahren Beziehung von ihrem Freund getrennt. Eigentlich dachte sie, dies wär der Mann mit dem sie alt werden würde, aber nach mehreren Fehltritten seinerseits ist es nun aus. Angestellt ist sie eigentlich bei einem Frauenmagazin, die sie dann jedoch aufgrund von Umstrukturierungen kündigt. Künftig kann sie von „Grace“ nur noch mit spärlichen Aufträgen als freie Mitarbeiterin bedient werden, was ihre eh schon angeschlagene finanzielle Situation noch mehr belastet. Gerne würde sie sich ihren Eltern anvertrauen, doch auch dort herrscht aktuell Chaos: Ihre Eltern haben sich getrennt – ihr Vater lebt in einer tristen Junggesellenbude und ist pleite und ihre Mutter, die stets enorme Erwartungen an Lena stellt, würde ihr zum einen nur Schuldzuweisungen machen, zum anderen vergnügt sie sich aktuell lieber mit fremden Männern in Afrika.

 

Eigentlich hätte Lena allen Grund zum Verzweifeln. Aber mit ihrer unbekümmerten, lockeren und witzigen Art, schlägt sie sich auch irgendwie so durch den alltäglichen Wahnsinn. Auf ihren Blog ist sie zum Beispiel richtig stolz, obwohl sie bisher kaum Follower hat und verzweifelt versucht, mehr Leser zu erreichen. Aber auch sonst ist Lena viel im world-wide-web unterwegs: Onlineshopping ist ein großes Laster von Lena, ungeachtet der Tatsache, dass sie sich eigentlich nichts leisten dürfte. Und auch Facebook hat Lena nun für sich entdeckt und der tägliche Kampf um weitere „Freunde“ in dieser Community startet.

 

Als Lena den attraktiven Björn kennenlernt und die sich in ihn verliebt, steht für sie fest: Um diesen Mann will sie kämpfen. Doch ein so toller Mann steht sicher nicht auf Couchpotatos im Schlabberlook, also muss Lena andere Geschütze auffahren. Als Facebook-Freund konnte sie ihn schon mal gewinnen, so dass sie nun ihn, seine Hobbys und sämtliche seiner Freunde ausspionieren kann. Und so kommt es auch, dass sie kurzerhand seine Interessen zu ihren macht: Bergsteigen, Segeln gehen, reisen – all das gibt sie vor zu lieben. Schnell wird ihr klar, dass sie ihre „Behauptungen“ untermauern muss. Wie gut, dass es Google gibt. Google hilft Lena in eigentlich allen Lebenslagen. Sei es bei Diättipps, beim stalken von Leuten oder eben bei den Tipps und Tricks, die man beim Segeln beachten muss. Doch da gibt es noch ein Hindernis: Francoise – Björns wunderhübsche und dazu noch französische Ex-Freundin.

 

Wie eingangs erwähnt, hat mir der Roman „Liebe kann man nicht googeln“ richtig gut gefallen. Ich muss sogar gestehen, dass ich an einigen Stellen richtig grinsen, bzw. lachen musste. Das passiert mir wirklich nicht häufig beim Lesen! Mein Freund schaute mich des Öfteren ungläubig an, wenn ich in mein Buch grinste und ihm so gerne vorgelesen hätte! Die lustige, ungeduldige, hin und wieder naive, aber auch aufbrausende Art von Lena ist einfach unschlagbar und trifft genau meinen Geschmack. Dieser Roman ist ohne jede Frage sehr unterhaltsam und lustig geschrieben, ohne aufgesetzt oder gezwungen zu wirken – und dies nicht nur stellenweise, sondern im Prinzip durchgängig. Dies machte das Lesen des Romans noch interessanter und unterhaltsamer.

 

Hinsichtlich der besonders lustigen Passagen möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu viel vorweg nehmen. Es lässt sich jedoch festhalten, dass die Erzählungen wirklich realistisch und glaubwürdig rüberkommen, was das Ganze dann jeweils noch peinlicher und lustiger macht. Hier und da kann man als Frau in Lenas Alter sogar ein paar Parallelen ziehen: Sei es, weil man die Freunde und die Freunde von Freunden bei Facebook stalkt, oder weil man im Internet peinliche Sachen eher googelt, als Bekannte nach ihrer Meinung zu fragen.

 

Mir hat „Liebe kann man nicht googeln“ definitiv richtig gut gefallen und ich würde mich freuen, wenn Julia K. Stein eine Fortsetzung, bzw. ein weiteres Werk veröffentlichen würde. Eine ganz klare Kauf- bzw. Leseempfehlung für alle Frauen, die Spaß an unterhaltsamer, lustiger Kost haben und sich auch im www „Zuhause“ fühlen.