Rezension

Absoluter Lesetipp für Groß und Klein

Wunder Sieh mich nicht an
von Raquel J. Palacio

Bewertet mit 5 Sternen

Der Klappentext klingt in meinen Augen ein bisschen kitschig. Oder eher sentimental "..würde er nicht auch diese Herausforderung mit Bravour meistern!". "Wunder" ist auch sentimental. Aber das ist mir in diesem Fall völlig egal. Das Buch ist einfach zu gut, zu lesens- und liebenswert. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen und war ziemlich traurig, als ich es ausgelesen hatte.

"Ich heiße übrigens August. Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe. Was immer ihr euch vorstellt - es ist schlimmer."

Die ersten Seiten stellen bedrückend dar, wie isoliert August von seiner Außenwelt lebt. 
Die Art und Weise, wie er erzählt ist dabei ziemlich komödiantisch. Sehr trocken und unbekümmert, wie nur Kinder es können. Das zieht sich übrigens durch das ganze Buch. Aber es ist auch traurig. 
Er wird von seinen Eltern geschützt, aber ob sie ihm damit wirklich einen Gefallen tun, ist fragwürdig.
Was mir besonders gut an dem Buch gefällt, ist, dass es nicht nur aus Auggies Sicht geschrieben ist und erzählt wird, wie er die Welt sieht, sondern auch aus den Augen seines Umfelds. Wie sehen sie ihn?? Wie kommen sie mit ihm klar?? Hervorragend ist hier die Sicht aus den Augen seiner großen Schwester, die in ihrem ganzen Leben bzw. seit der Geburt ihres Bruders immer nur die zweite Geige gespielt hat. 

"Für mich ist Halloween der beste Feiertag der Welt. Er schlägt sogar Weihnachten. Ich kann mir ein Kostüm anziehen. Ich kann eine Maske tragen. Ich kann wie jedes andere Kind mit einer Maske rumlaufen, und niemand findet, dass ich komisch aussehe. Niemand schaut zweimal hin. Niemandem falle ich auf. Niemand kennt mich."

In dem Buch befinden sich einige sehr erinnernswerte Sätze, die der, wie immer, coole, weise, weltgewandte Englischlehrer seinen Schülern mit auf den Weg gibt.
Und wie jedes Jugendbuch, zeigt es natürlich auf, was wahre Freundschaft (wert) ist und wie hinterlistig Mitmenschen sind. Das Alter der Protagonisten spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Wenn es Mittzwanziger wären, würden sie sich genauso verhalten. Ja, klischeehaft, aber auch hier gucke ich locker drüber hinweg. Das Buch macht zu viel Spaß und berührt zu sehr (wer hätte gedacht, dass ich sowas mal schreibe..).
"Wunder" hat mich irgendwie auch an den Film "Die Maske" (nicht mit Jim Carrey!!) erinnert. Den ersten Film, von dem ich laut meiner Mutter, nie genug kriegen konnte. 
Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, an was für einem Syndrom August leidet. Und als es endlich mal erwähnt wurde, war es mir egal. Ich habe nicht sofort gegoogelt. Es spielt keine Rolle, wie er aussieht.

Fazit
Absoluter Lesebefehl. Für Groß und Klein. 
Eins der schönsten und bewegendsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe.