Rezension

Abtauchen in fremde Galaxien...

Rat der Neun - Gezeichnet - Veronica Roth

Rat der Neun - Gezeichnet
von Veronica Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Der Inhalt:
Jeder Mensch besitzt eine besondere Gabe, welche Einfluss auf die Zukunft einer Person hat. Manch einer hat sogar ein ihm voraus bestimmtes Schicksal.. doch nicht immer ist dies ein Segen.

Cyra lebt am Hofe ihres Bruders - dem Tyrann und Herrscher der Shotet. Ihre Gabe ist seine Waffe. 

Akos und sein Bruder aus Thuve wurden von den Shotet verschleppt und an deren Hof gebracht. Doch Akos hat nicht vor zu bleiben und setzt so alles daran, sich und seinen Bruder zu retten. So lernt er Cyra kennen und schon bald müssen sie sich entscheiden - sich gegenseitig helfen oder einander zerstören. 

Rezension:
Was mich als erstes auf das Buch hat aufmerksam gemacht hat ist wohl das Cover. Ich finde es einfach wunderschön und nun da ich den Inhalt kenne, passt es wirklich sehr gut zum Inhalt. Im Original heißt das Buch übrigens "Carve the Mark" und dieser Titel passt einfach so viel besser. Der Deutsche Titel ist einfach unpassend. Ja es gibt einen Rat der Neun, aber der wird nur am Rande erwähnt. 
(Das Cover hat keinen Einfluss auf meine Wertung.)

Nun zunächst einmal muss ich sagen, dass ich recht unvoreingenommen an das Buch herangegangen bin. Erst nachdem ich es gelesen hatte, habe ich bemerkt wie umstritten dieses Buch ist. Aber ich muss sagen: Ich liebe es! 
Die Welt die Veronica Roth erschaffen hat ist einfach fantastisch und so unglaublich detailreich. Ich liebe es wie sie so viele Völker und Planeten entwickelt hat, Kulturen und Religionen. Die Idee mit dem Strom, den Gaben und den Schicksalen finde ich richtig gelungen! 
Ich bin ja sonst kein riesen SciFi Fan aber ich finde es mischt sich hier so wunderbar mit dem Genre der Fantasy, dass es mich gar nicht weiter gestört hat. Alleine für diese wirklich interessante Welt lohnt es sich das Buch zu lesen - und man möchte sofort in die Galaxie reisen und all die bunten Planeten bestaunen. 

„Schrecklich. War das Leben schrecklich? Ich hatte dafür nie ein Wort gehabt. Schmerz führt dazu, dass Zeit in kleine Stücke zerbrach. Ich dachte immer nur an die nächste Minute, die nächste Stunde. Es gab nicht genug Raum in meinem Verstand, um all diese Teile zusammenzusetzen, um Worte zu finden, mit denen sich das Ganze umschreiben ließe.“

Die Idee der Handlung ist grundlegend nicht ganz neu aber eben durch das Ganze drumherum wird es super eingearbeitet. Ich mag die Idee der Gaben, welche auf einen als Person abgestimmt sind. Sie passen zu den Menschen und sind nicht einfach irgdendwie. Dadurch gibt es viele individuelle Charaktere. 
Inhaltlich konnte mich das Buch direkt fesseln, obwohl ich zu Beginn die Namen und ihre Rolle notiert habe, da sie doch sehr fremd klingen und man da erst mal durchblicken muss. So gibt es neben Akos und Cyra noch Eijeh, Ryzek, Ylira, Kalmev oder auch Zyvo. Alles sehr spezielle Namen die aber einfach super in das Setting passen. Normale englisch klingende Namen würden gar nicht passen. Mit der Zeit habe ich dann aber meine Liste nicht mehr gebraucht. Das war nur so in den ersten 2-3 Kapiteln, dann habe ich verstanden wer nun wer ist. Obwohl es Spaß gemacht hat die Liste zu erstellen. 
Die Geschichte selber ist nicht rasant, voller Action. Es entwickelt sich alles etwas langsamer, was ich aber realistisch und angemessen fand. Man hat Zeit die Charaktere und ihr wahres Ich kennen zu lernen, bevor man das Ende des Buches erreicht. Zumal ich die Charaktere hier sehr interessant fand. Cyra hat Schwächen und ist nicht die perfekte Heldin. Sie ist die Waffe ihres Bruders und muss als solche auch töten. Sie wird von vielen Selbstzweifeln – wenn nicht gar Selbsthass geplagt und doch ist sie einem sympathisch. In ihre steckt so viel mehr als man im ersten Moment erwartet und ihre Entwicklung im Laufe des Buches finde ich wirklich toll. Während ich Akos zu Beginn nicht richtig einschätzen konnte und immer dachte, da müsse noch was kommen. Dabei weiß man recht viel über Akos, wird aber eben so wie Cyra nicht direkt schlau aus ihm. Doch mit der Zeit schließt man auch ihn in sein Herz. Er ist ein friedliebender Mensch der viel durchmacht und so seine Ecken und Kanten hat. 
Interessanterweise hat mir der Charakter des Ryzek sehr gefallen. Er ist der Böse der Geschichte – ungewollt. Ich glaube eine Geschichte über ihn würde ich glatt lesen. Ein grausamer Herrscher wider Willen. 

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Sehr flüssig, schnell zu lesen aber eben auch sehr detailreich. Denke das ich mir dadurch all die fremden und fiktiven Dinge so wunderbar vorstellen kann. Veronica Roth zieht den Leser in ihren Bann und schafft es Spannung da aufzubauen wo es nötig ist, aber auch Trost zu spenden, wenn man als Leser mal welchen braucht. Sie lässt einen nicht an einem Herzinfarkt sterben, aber schafft es mit wenigen Worten einen zum weiterlesen zu animieren.

Das Ende des Buch fand ich schön und traurig zugleich. Es ist kein riesen Cliffhanger, sondern eher ein ruhiges Ende. Dennoch kann man definitiv sehen, dass ein Band 2 kommen wird. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Ich hoffe, dass ich es bald erfahren werde! 

Fazit:
Ich liebe dieses Buch und daher wird es definitiv in die Kategorie „Must Read“ fallen. Diese wunderbare Welt die Veronica Roth erschaffen hat ist einfach wunderbar. Man fühlt sich heimisch und fremd zugleich. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Namen, Planeten, Kulturen und auch der Schreibstil. Die Charaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen und viel zu oft musste ich um sie bangen. Die Idee mit den Fähigkeiten bzw. den Gaben finde ich richtig gut und auch schön ausgearbeitet. Eine Welt die ich gerne mal persönlich kennen lernen möchte. 

Ich lege allen das Buch ans Herz die eine Mischung aus SciFi, Fantasy und einen Hauch von Liebesgeschichte. Es hat ein wenig was Romeo und Julia mäßiges. Auch wer gerne Bücher liest in denen besondere Fähigkeiten und Kämpfe vorkommen, würde dieses Buch mit Sicherheit mögen. Allerdings darf man keine Fähigkeiten wie in „die Rote Königin“ erwarten. Sie sind viel persönlicher und individueller auf die Charaktere angepasst – was sie nicht weniger interessant macht