Achtung Suchtpotenzial!
Bewertet mit 5 Sternen
Die Geschichte der getrennten Wege ist der dritte Band des auf vier Bände angelegten Epos der italienischen Schriftstellerin Elena Ferrante. In dieser Fortsetzung werden die Lebensläufe der beiden sehr verschiedenen Freundinnen Elena und Lila weitererzählt. Während Lila für sich das Leben als Arbeiterin in einer Wurstfabrik wählt und somit im Milieu ihrer Kindheit bleibt, ergreift Elena die Chance durch Heirat in eine Intellektuellenfamilie den gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen.
Obwohl ich Band 1, aber nicht den zweiten Band gelesen habe, hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzukommen. Dank der Einleitung, in der alle handelnden Personen und deren Rolle in den vorhergehenden Bänden zusammengestellt sind, konnte ich mir alle Charaktere des Buches vergegenwärtigt und habe einen guten Einstieg in die Handlung gefunden.
Elena und Lila, deren Beziehung mir nach wie vor ambivalent erscheint, erleben in Ihren Zwanzigern die gesellschaftlichen Umbrüche Italiens aus unterschiedlichen Perspektiven. Elena ist, nachdem sie selbst erfolgreich ein Buch veröffentlicht hat, die Ehefrau eines Professors geworden. Ihr Entkommen aus der Arbeiterklasse bezahlt sie teuer mit Langeweile und Lieblosigkeit seitens ihres Mannes. Lila dagegen, die ein hartes, arbeitsreiches Leben führt, bleibt ein freier Geist und sorgt für sich selber.
Mich hat Die Geschichte der getrennten Wege mit jeder Seite mehr hineingezogen in die Innenwelt von Elena. Allerdings wird soviel reflektiert, nachgedacht, überlegt, dass ich meine spazierengehenden Gedanken ganz oft wieder zurückrufen musste. Kein Buch für „mal eben zwischendurch“.
Fazit: Sprachlich auf hohem Niveau geschriebenes Werk, dass Elemente aus Krimi, Biografie, Liebesroman vereint. Und wie zu erwarten war: Ein an Spannung nicht zu überbietendes Ende. Ein Buch für den langsamen Genuss und nicht für den schnellen Konsum, daher bekommt es von mir 5 Sterne.