Rezension

Actionreiches Jugendbuch mit tieferer Bedeutung

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
von Sabaa Tahir

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Welt, in der Elias und Laia leben, ist grausam. Das Militär herrscht über die Bevölkerung, welche jegliche Willkür fürchten müssen und sich niemals wirklich sicher sein können. Hoffnung und Vertrauen in eine positive Entwicklung gibt es so gut wie nicht mehr. Elias ist eine Maske. Schon lange geht er in Schwarzkliff zur Schule, in der er zum Soldaten ausgebildet wird. Hier lernt er das Töten, damit das System erhalten bleibt. So wirklich wohl ist ihm aber nie dabei, um ehrlich zu sein, möchte er sich sogar von dieser Gesellschaft distanzieren.
Laia lebt ein ganz anderes Leben als er. Sie ist eine Kundige, die unter der Gesellschaft wirklich leiden muss. Ihre ganze Familie ist beinahe ausgelöscht worden und sie muss sich dem Widerstand anschließen, um ihren Bruder aus dem Gefängnis zu retten. Um diesem helfen zu können, wird sie nach Schwarzkliff gebracht, um dort als Sklavin wichtige Informationen für den Widerstand herauszubekommen. Leider ist es nicht sicher, ob sie diese Mission überhaupt überleben wird. Denn das ist leider nicht sonderlich wahrscheinlich, denn die Kommandantin, der sie dienen soll, ist dafür bekannt, ihre Sklavinnen wegen der kleinsten Kleinigkeit umzubringen...

Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, weil ich viel Positives darüber gehört habe. Als ich den Klappentext las, war ich nicht so neugierig, weil er mich nicht so ansprach, aber da mich das Cover magisch anzog und mich auch die ganzen positiven Bewertungen nicht ganz kalt ließen, las ich dann doch dieses Buch.
Anfangs war es ein wenig schwer in dieses Buch reinzukommen, denn beim "Militär" gibt es viele Ränge, die anfangs sehr undurchsichtig sind und teils auch bleiben. Da wäre mir eine genauere Erklärung lieber gewesen und auch ein Glossar wäre wünschenswert gewesen.
Schön wäre auch eine Karte gewesen, um sich das Ganze geografisch besser vorzustellen. So hätte man auch sehen können, wie realistisch die Ziele der Protagonisten ist oder eben auch nicht. In der Originalausgabe gibt es so eine, in der deutschen Ausgabe leider nicht.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und man fühlt sich beiden Protagonisten sehr nah, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Geschichte aus beiden Perspektiven beschrieben wurde. Die Art und Weise wurde jeweils dem Charakter angepasst, wodurch das Gane auch viel authentischer wirkte. Dennoch muss ich gestehen, dass mir Elias von Anfang an viel sympathischer als Laia war.
Das änderte sich auch in der Zeit nicht so wirklich, auch wenn Laia eine enorme Entwicklung hinlegte. Dennoch konnte ich meinen Widerwillen gegen sie nicht so recht ablegen, weil sie manchmal so naiv war, auch wenn sie zugleich mutig war. Irgendwie stimmte die Harmonie bei ihr selbst nie so recht, weshalb ich mich auch nicht so gerne mit ihr beschäftigte.

Die Gesellschaft ist der Antike nachempfunden. Hin und wieder musste ich an Rom denken, auch wenn Griechenland hier auch eine Rolle spielte. Es wirkt alles sehr veraltet und das Bild der Frau ist auch nicht unbedingt das beste. Gerade deswegen war das Buch aber so erfrischend, denn so wurde man immer wieder überrascht. Natürlich gab es auch immer wieder am Rande eine Diskussion über die Moral, welche ich sehr interessant fand. Auch die Motivation der Autorin, nämlich zu beweisen, dass es in jeder Situation Hoffnung gibt und man diese niemals aufgeben darf, hat mich zutiefst berührt. Dieses Buch vermittelt ganz klar die Botschaft, dass man sich niemals selbst aufgeben darf, egal, wie aussichtslos die Lage ist. Vor allem darf man sich niemals selbst verraten, weil man an den Folgen zerbrechen würde.

Wer sich eine Liebesgeschichte erhofft, ist hier falsch. Diese kommt im ersten Band nämlich recht kurz. Auch wenn der Titel von Elias & Laia redet und man auf die Idee kommen könnte, dass diese sich die ganze Zeit begegnen, so muss ich diesen Leuten widersprechen. Die beiden leben hauptsächlich aneinander vorbei, was für mich aber nicht schlimm ist. Die Liebe kommt in diesem Buch aber nicht zu kurz, auch wenn sie dennoch nicht der Schwerpunkt des Ganzen ist, was auch vollkommen akzeptabel ist, weil es nicht zu der Gestaltung der Geschichte gepasst hätte.

Wer hingegen viel Action und blutige Szenen lesen möchte, ist hier genau richtig! Es vergeht kein Kapitel, in dem nicht irgendwelche Grausamkeiten geschildert werden. Das ist ziemlich bedrückend und führt einem nur immer wieder vor Augen, in was für einer Situation die Menschen da leben. Selbst als Leser verliert man mit der Zeit die Hoffnung, dass sich irgendwas noch zum Besseren ändern könnte. Dementsprechend bewundernswert ist es deshalb auch, wie die Figuren sich verändern und die verschiedenen Situationen meistern. Das bringt einen selbst auch ziemlich zum Nachdenken.

Hin und wieder gab es kurze Durststrecken, die sich aber im Rahmen hielten. Insgesamt konnte mich das Buch sehr begeistern und auch die Entwicklung von Elias und Laia hat mich fasziniert. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden weitergeht und hoffe, dass sie weiterhin so eine tolle Veränderung erleben werden. Am Schreibstil gibt es für mich nichts auszusetzen. Wegen der kurzen Durststrecken, des fehlenden Glossars und der Karte vergebe ich insgesamt 4,5 von 5 Sternen. Das Buch kann ich jedem empfehlen, der sich für zerstörerische Gesellschaften interessiert und Menschen, die sich einfach nicht unterkriegen lassen. Die Autorin hat es geschafft, dass ich in diese Welt eintauchen konnte und mich nicht so leicht wieder lösen könnte. Deswegen hoffe ich auch, dass ich auf den nächsten Teil nicht zu lange werden warten müssen!