Rezension

Äh.... ?!?

Hier ist es schön - Annika Scheffel

Hier ist es schön
von Annika Scheffel

Bewertet mit 1.5 Sternen

Für mich muss ein Buch entweder eine interessante Geschichte erzählen, Informationen übermitteln, oder mich emotional berühren. „Hier ist es schön“ von Annika Scheffel schafft nichts von alledem und ist die größte Leseenttäuschung 2018 bisher.

Irma wird im Rahmen einer äußerst suspekten Fernsehshow zusammen mit dem ‚Retortenkind‘ Sam ausgewählt, den Grundstock einer Neubesiedlung auf einem fremden Planeten zu bilden. 10 Jahre lang lebt sie abgeschottet mit ihm in der sogenannten Arena, ohne Kontakt zu ihren Eltern und ehemaligen Freunden, und wird für diesen Einsatz trainiert. Kurz bevor die Mission starten soll, entschließt sich Sam, einer geheimen Botschaft zu folgen und sich auf die Suche nach einer Insel zu begeben. Irma schließt sich ihm an. Gemeinsam erleben Sie unsere Erde als lebensfeindlichen Planeten und die Menschheit zum Zeitpunkt ihres vermeintlichen Lebensabends.

Fragen über Fragen über Fragen. Dieses Buch macht viele Andeutungen und erklärt nichts. Die Mission ist vom wissenschaftlichen Standpunkt her unzureichend durchdacht, um nicht zu sagen hahnebüchen. Die Motive der im Hintergrund handelnden ‚Strippenzieher‘ werden nicht ansatzweise erläutert. Es ist ein äußerst frustrierendes Leseerlebnis.

Möchte die Autorin dem Leser den Blick für unsere ‚noch‘ schöne Erde öffnen, indem sie diesen sowohl ökologischen als auch ökonomischen Albtraum präsentiert? Eine Welt, in der Menschen als Spielfiguren in inszenierten Fernsehshows eingesetzt werden, die nur dazu dienen, die breite Masse zu beruhigen, damit diese die Augen vor dem nahenden Unheil, das der Mensch sich selbst eingebrockt hat, abwendet? Sollte das Annika Scheffels Anliegen sein, möchte ich dafür einen ‚Ideen-Stern‘ vergeben, doch die Umsetzung, der Romanaufbau und die Story sind einfach unzugänglich für den normalen Leser. Das Buch liefert tonnenweise Diskussionspotential und Interpretationsmöglichkeiten, aber ganz ohne Auflösung – wer soll damit was anfangen? Ich mag Rätselraten während eines Romans, aber am Ende möchte ich gerne wissen, was der Autor oder die Autorin sich bei allem gedacht hat.

Annika Scheffel kann gut schreiben und hat ein Händchen für poetisch klingende Sätze, einer meiner Lieblinge aus diesem Buch ziert die Rückseite des Umschlages: „Und so findet man anscheinend, wenn man auf der Erde den Sternen folgt, am Ende doch das Meer.“

Doch genau wie dieser Satz, der zuerst schön und tiefgründig klingt und sich beim genaueren Überlegen als Banalität bzw. sinnleer erweist (egal, in welche Richtung man geht und wem oder was man folgt – auf der Erde wird man immer früher oder später am Meer landen, wenn man nicht gerade im Kreis geht), erweist sich Annika Scheffels Buch, leider – denn es klang sehr vielversprechend – als wirr, rätselhaft und bar jeglicher (erkennbarer) Aussage.

Oder ist es wieder mal Kunst und ich bin die Banausin?