Rezension

Ästhetische Hommage an eine starke Frau

Frida - Ein Leben zwischen Kunst und Liebe - Vanna Vinci

Frida - Ein Leben zwischen Kunst und Liebe
von Vanna Vinci

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist einfach eine Augenweide: Tolle Zeichnungen, satte, leuchtende Farben und eine kreative Umsetzung, die weitab von jedem „normalen“ Comic liegt. Das passt natürlich wunderbar zu der eigenen und kreativen Künstlerin Frida Kahlo, um die es hier geht. Da sie selbst mit ihrer mexikanischen Tracht, dem schönen markanten Gesicht und den blumengeschmückten Flechtfrisuren schon ein Hingucker ist, hat Vanna Vinci hier auch besonders viele Zeichnungen der Künstlerin selbst untergebracht. Da Frida meist auch Selbstportraits malte, passt das alles perfekt!

Die wichtigsten Ereignisse aus Fridas Leben werden hier geschildert, wobei sich Vinci auf ihre Männer und auf ihre Leiden in Verbindung mit ihrer Malerei konzentriert. Schmerz und Malerei lassen sich ja hier kaum trennen – das zumindest ist aus der Schule noch hängen geblieben.

Natürlich finden sich viele Anspielungen auf Bilder die Frida Kahlo malte. Leider ist nicht immer ganz klar, wann auf eines ihrer Werke angespielt wird und wann nicht. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass jedes Bild, das eine Referenz auf eines von Kahlos Werken darstellt, als solches markiert ist – als kleine Fußnote beispielsweise – und zumindest Titel und Erscheinungsjahr irgendwo vermerkt sind. Ja, manchmal sind die Titel der zugehörigen Bilder im Text untergebracht, aber eben nicht immer. Um jede Anspielung zu verstehen, muss man sich ansonsten schon sehr gut mir Frida Kahlos Euvre auskennen.

Das bringt mich direkt zu einem weiteren Kritikpunkt: Die Geschichte ist aus der „Ich“-Perspektive erzählt. Frida resümiert im Gespräch mit dem Tod ihr Leben. Dabei werden ihr naturgemäß viele Dinge in den Mund gelegt. „Ich war schon immer selbstreflexiv“ beispielsweise. Oder „Ich hatte immer eine weibliche Seite und eine männliche.“ Ich habe mich gefragt, woher nun all diese Informationen kommen. Hat sie das tatsächlich so gesagt? Oder entspringt das der Fantasie der Autorin? Es sind aber nirgendwo Quellen angegeben. Das hat mich schon gestört. Einzig eine Anmerkung gibt es, dass die dargestellten Briefe nicht originalgetreu wiedergegeben sind, sondern eine Zusammenfassung darstellen. Interessieren würde mich auch, ob Frida Kahlo ihre Leiden immer mit den Worten „Ich litt wie ein Hund“ beschrieben hat. Anders würde sich mir nämlich nicht erklären, warum diese abgedroschene Phrase ganze sechs oder sieben mal in der relativ kurzen Geschichte vorkam...

Natürlich kann man in der Kürze einer Graphic Novel nicht alles Aspekte eines bewegten Lebens schildern. Den Fokus auf Fridas Männer zu legen und darauf, wie ihr das Malen durch ein Leben voller Schmerzen halft, fand ich in diesem Falle gut. Es macht auf jeden Fall Lust, sich noch näher mit Frida Kahlo zu beschäftigen. Auch wenn meiner Meinung nach Frida in der Darstellung Vincis nicht immer sehr sympathisch rüberkommt. Hin und wieder wirkt sie zu hart oder sehr selbstbezogen. Aber wahrscheinlich ist das sogar authentisch.

Auch wenn sich leider ein paar Kritikpunkte gesammelt haben, überzeugt die Graphic Novel mit ihren tollen Zeichnungen, der innovativen Gestaltung und den wunderschönen Farben. Für Frida Kahlo-Fans ist das Buch ein absolutes Muss und ich glaube, es macht sogar noch mehr Spaß, wenn man sich etwas besser mit Kahlos Leben und ihren Werken auskennt. Sprachlich und gerade was die Quellenangabe angeht, hätte man einiges besser machen können. Aber insgesamt ist es eine großartige Hommage an eine sehr besondere und bewundernswerte Frau.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. Februar 2018 um 21:44

Absolut. Eine der wenigen Filmmusiken, die ich mir zugelegt habe, ist die Filmmusik zu Frida. (Hilfreich, wenn man ein bisserl spanisch kann).

 

katzenminze kommentierte am 19. Februar 2018 um 21:52

Huch, du bist ja schnell wie der Blitz! :D