Rezension

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Mein Jahr mit Mr Mac - Esther Freud

Mein Jahr mit Mr Mac
von Esther Freud

Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges lässt sich in Walberswick ein Paar nieder, das einen rätselhaften Eindruck macht: Mr Mac und seine Frau Margaret. Sie wirken wie Sonderlinge, die ihre Zeit mit langen Spaziergängen und Malen verbringen. Thomas ist fasziniert von Mr Mac, sucht seine Nähe, genießt den Kontakt mit dem Maler auch, um den eigenen bedrückenden Familienverhältnissen zu entfliehen. Der Vater trinkt, neigt zu Gewaltausbrüchen. Die Mutter kommt über den Tod von sechs Kindern, sechs Jungen nicht hinweg. Dass er selbst malt und künstlerisch begabt ist, nehmen die vom Gasthausbetrieb in Beschlag genommenen Eltern kaum wahr – Mr Mac schon.

Kunstvoll verschiebt Esther Freud die Ausgangskoordinaten der Erzählung. Der Krieg kommt bedrohlich näher, das Dorf betrachtet das fremde Paar immer argwöhnischer, verdächtigt es der Spionage für die Deutschen. Thomas nimmt langsam wahr, dass sich Mr Mac in einer Existenzkrise befindet. Auch sie ist verbürgt. Nur den Jungen hat die Autorin erfunden und glaubwürdig in die Geschichte des 20. Jahrhunderts montiert.

Bisweilen geraten die Beschreibungen der Außenwelt des Romans zu ausführlich. Umso reizvoller ist, in seiner Innenwelt einer nur erahnbaren Spur zu folgen: Sie führt vom erwachsenen Mr Mac zum kindlichen Mr Mac, der gewesen sein könnte, wie Thomas ist.