Rezension

Aktueller Thriller im schönen Salzburg

Blinde Vögel - Ursula Poznanski

Blinde Vögel
von Ursula Poznanski

Beatrice Kaspary und Florin Wenninger sind zurück und diesmal dürfen sie sich mit einem Fall befassen, in dem die Opfer eine Facebook-Gruppe gemeinsam haben. Spannend, aktuell und sehr unterhaltsam, zu der die von Andrea Sawatzki gelesene Audio-Fassung perfekt passt.

Inhalt:
Zwei Tote werden in Salzburg nebeneinander gefunden. Allerdings können Beatrice Kaspary und Florin Wenninger anfangs keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen den beiden feststellen. Schließlich findet sich auf ihren Computern eine Spur zu Facebook. Sie waren Mitglied in derselben Lyrik-Gruppe, wobei dort alle ganz harmlos zu sein scheinen. Doch mit der Zeit kriegt Beatrice Einblick hinter die Fassade, stößt auf geheime Nachrichten und muss erkennen, dass sie auf den richtigen Weg ist, als ein weiteres Gruppenmitglied stirbt.

Setting und Stil:
Der Roman spielt hauptsächlich in Salzburg. Viele bekannte Orte werden beschrieben und man glaubt, beinahe selbst vor Ort zu sein.
Die Facebook-Nutzung und die Gruppenstruktur werden gut beschrieben. Man merkt, dass es sich größtenteils um etwas ältere Facebook-Nutzer handelt, die vielleicht etwas antiquierter mit dem Medium umgehen, als die Jugend. Die Ringelnatz-Gedichte sind ein interessanter Ansatz, um sich mehr mit Lyrik zu beschäftigen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, der Roman liest sich so weg, ist durchgehend spannend und überrascht dank vieler im Sand verlaufender Spuren.

Charaktere:
Man merkt, dass das Ermittlerduo bereits eingespielt ist. Beatrice hat dabei den Hauptanteil, da sie sich zur Facebook-Spezialistin entwickelt und mit ihrem Pseudonym-Profil direkt mit der Lyrik-Gruppe interagiert.
Beide sind sehr gute Identifikationscharaktere. Ihre private Seite kommt nicht zu kurz und selbst als es hart auf hart kommt, kommt man nicht drum herum, mit ihnen zu fühlen.
Die Bösewichter sind diesmal gar nicht so klar zu erkennen. Ihr persönlicher Hintergrund überrascht und bekommt vielleicht etwas viel Raum im letzten Drittel des Buchs, wodurch allerdings auch sichergestellt wird, dass man ihr Vorgehen versteht und vielleicht sogar gut heißen kann.
Die Gruppenmitglieder sind schön unterschiedlich, haben eigene Beweggründe, sich mit Gleichgesinnten über Lyrik auszutauschen und bringen so eine schöne Vielfalt an falschen Ermittlungsmöglichkeiten mit sich.

Geschichte:
Die Geschichte teilt sich ein bisschen in zwei Abschnitte ein, der erste handelt von den Opfern, der Lyrik-Gruppe und den ersten Schritten, hinter die Struktur der Gruppe zu steigen. Das letzte Drittel macht schließlich eine überraschende Wendung, die zwar logisch ist, aber irgendwie doch einen Bruch darstellt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich diese nicht unbedingt haben müssen und wäre wohl mit einer einfacheren Lösung ebenso zufrieden gewesen. Trotzdem ist es durchgehend spannend, man muss einfach mitfiebern und es bringt Spaß den Ermittlern bei der Arbeit zuzusehen.

Hörbuch:
Andrea Sawatzki hat einen sehr angenehmen und schön betonenden Lesestil. Es bringt Spaß ihr zu lauschen und sich so richtig in der Geschichte zu verlieren. Sie ist genau die richtige Wahl, um uns als Beatrice Kaspary mit ermitteln zu lassen.

Fazit:
Ein sehr schöner Salzburg-Thriller der aktueller nicht sein könnte. Soziale Medien führen zu neuen Ermittlungsmethoden und Tatmotiven, über die man gerne mehr liest. Die Ermittler haben alle Hände voll zu tun, um durch das lyrische Wirrwarr zu steigen und kommen natürlich nicht drum herum, auch live vor Ort sich die Hände schmutzig zu machen. Ein moderner Thriller für Erwachsene, der vielleicht dem einen oder anderen neue Einblicke in soziale Netzwerke bieten kann.