Rezension

Alberts, Homers und Elsies(Um)wege zum Glück

Albert muss nach Hause
von Homer Hickam

Bewertet mit 5 Sternen

Roadtrip der besonderen Art: ein Buch über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest

Cover und Aufmachung:
Das Cover ist schön nostalgisch und skurril zugleich: Ein Alligator mit Paketschnur auf einen Buick Phaeton gebunden. Der Titel wirkt, wie mit einer alten Schreibmaschine geschrieben. Ein schöner Einstieg in einen Roadtrip der anderen Art und definitiv ein Eyecatcher im Buchregal.

Inhalt:
Das Bergbaustädtchen Coalwood, West-Virginia in den 1930er Jahren. Homer ist Bergbauarbeiter und hat dort ein Häuschen, das er mit seiner Frau Elsie und ihrem Alligator Albert teilt. Dieser war ein Hochzeitsgeschenk von Elsies Jungendschwarm und jetzigem Schauspieler Buddy Ebsen. Elsie liebt Albert über alles, mehr als ihren Ehemann. Die Ehe steht nicht unter dem besten Stern, da Elsie ihrer Jugendliebe Buddy noch immer hinterher trauert. Irgendwann hat Homer genug und stellt seine Frau vor die Wahl: Der Alligator oder ich! Elsie entscheidet sich und stellt eine Bedingung: Albert muss nach Hause gebracht werden von Beiden - nach Florida. Nach eine Ermutigung durch seinen weisen Chef und weil er alles für seine geliebte Elsie tut, stimmt Homer diesem aberwitzig erscheinenden Roadtrip zu. Er schnappt sich eine Badewanne, packt Albert in dieselbe und lädt diesen gemeinsam mit Elsie in den Buick. Willkürlich ist auch ein Hahn mit von der Partie und eine abenteuerliche, skurril-wahnwitzige Reise beginnt.

Mein Eindruck:
Ich liebe Roadtrips und skurrile Geschichten über das Leben. Das Cover versprach beides als Inhalt und so begann ich zu lesen. Der Stil ist flüssig und stellenweise sehr poetisch. Man taucht direkt ein in den Flair der 1930er Jahre mitsamt seinen schön nostalgischen Seiten, aber auch mit seinen wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Die Abenteuer von Homer und Elsie sind keine der normalen Sorte: sie verhindern einen Banküberfall, begegnen dem Schriftsteller John Steinbeck, versuchen die Sprengung einer Fabrik zu verhindern uvm. Nicht nur die Abenteuer an sich scheinen überzeichnet, auch die Tatsachen, dass ein Alligator lächeln kann und wie ein Kind behandelt wird, sowie ein Hahn, der auf mysteriöse Weise verschwindet und zum scheinbar richtigen Zeitpunkt streckenweise wieder auftaucht, sind überaus absonderlich im positiven Sinne. Eine wichtige Rolle spielt auch noch ein Gangsterpärchen, das sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht und immer wieder für Lacher auf meiner Seite gesorgt hat.

Die Geschichte ist die "irgendwie wahre Geschichte" der Eltern des Autors (Homer dem Jüngeren). Was davon wahr sein könnte, was Fiktion, das soll jeder Leser für sich entscheiden. Einen Teil der Fakten bekommt man am Ende in Form von Fotos aus dem Familienalbum belegt. Das rundet die Handlung ab und macht sie anschaulicher.

Eigentlich ist dieser Roman schwer in Worten zu beschreiben. Das liegt daran, dass er auf vielen Ebenen gelesen und interpretiert werden kann. Vordergründig ist es ein skurril anmutender, humorvoll geschriebener Roadtrip eines Ehepaars mit einem Alligator und einem Hahn. Doch zwischen den Zeilen ist es ein Roman über das Leben, die Liebe und das Schicksal, gespickt von vielen symbolischen Aussagen und Charakteren. An einigen Stellen wird der Roman auch melancholisch und regt zum Nachdenken an, ohne an Unterhaltungswert zu verlieren. Für mich daher ein Buch, das immer wieder zur Hand genommen werden kann. Es lohnt sich schon, einfach willkürlich eine Seite aufzuschlagen, man wird sicher ein tolles Zitat für sich entdecken!

Mein Lieblingszitat ist die Ermutigung von Homers Chef zu Beginn der Reise:
„Aber genau das ist Kismet. Es schickt uns auf krummen Bahnen in die absurdesten Richtungen, und dadurch lernen wir nicht nur, was im Leben wichtig ist, sondern, wofür wir eigentlich leben. Diese Reise könnte deine große Chance sein, diese Dinge zu entdecken.“

Fazit:
Roadtrip der besonderen Art: ein Buch über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest