Rezension

Alle lieben Ove?

Ein Mann namens Ove - Fredrik Backman

Ein Mann namens Ove
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

Alle lieben Ove! Warum? Tja, zu Beginn des Buches weiß das wohl noch keiner so genau, aber gerade diese Entwicklung macht dieses gut 360-seitige Werk eben aus!

Der Leser lernt Ove schon früh als einen sehr gradlinigen, ehrlichen und besserwisserischen Menschen kennnen. Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde durch die Siedlung, notiert sich Autokennzeichen, um „Zu-lange-Parkern“ auf die Schliche zu kommen, begutachtet die Mülltrennung und so weiter. Kurzum: So einen pedantischen und anstrengenden Nachbarn wünscht sich wohl keiner. Und doch kann man nicht umhin, Ove ins Herz zu schließen und seine Einstellung zum Leben einen gewissen Respekt zu zollen, je mehr von seiner Vergangenheit und der Unzahl an Schicksalsschlägen, die er ertragen musste, aufgedeckt wird.
Genaueres dazu sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten, nur soviel, denn letztendlich ist es das, worum es in diesem Buch eigentlich geht: Am Anfang des Romans wurde Ove gerade sein geregelter Alltag genommen, als man ihn gegen seinen Willen in den Frühruhestand versetzt hat. Nachdem kurz davor auch noch seine geliebte Frau verstorben ist, bleibt ihm so in seinen Augen also nichts mehr. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und beschließt, seiner Frau so bald wie möglich zu folgen. Doch dieses Vorhaben scheint leichter gesagt als getan, vor allem wenn einem das Schicksal ständig Steine etwa in Form neuer (und in Oves Augen völlig unfähiger) Nachbarn oder Herausforderungen für sein beachtliches Pflichtbewusstsein in den Weg legt.

Der Schreibstil ist dabei doch etwas speziell, hat meinen Geschmack aber gut getroffen. Oves Leben wird mit verhältnismäßig wenigen Dialogen erzählt und ist größtenteils stark an seine Gedanken angelehnt, so dass sich einige Passagen dabei auch gerne mal wiederholen. Dies ist aber nicht so stark ausgeprägt, dass es einem beim Lesen negativ auffallen würde. Vielmehr gelingt es dem Leser dadurch sehr gut, sich in den Kopf von Ove und dessen stellenweise doch recht spezieller Logik hineinzuversetzen. Dazu tragen ebenso die regelmäßig auftauchenden Kapitel bei, die Oves Vergangenheit beleuchten; Schlüsselereignisse seines Lebens, die ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er nun ist. Und so begibt sich der Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen der unterhaltsamen Kuriosität von Oves Gedankengängen, den stark bewegenden Ereignissen seiner Vergangenheit und der wohlig rührenden Entwicklung seines gegenwärtigen Lebens.

Insgesamt hat Fredrik Backmans Debüt-Roman „Ein Mann names Ove“ also alles, was man sich von einem guten Buch wünscht: eine kreative aber dennoch irgendwo realistische Geschichte, die ans Herz geht, einen hohen Unterhaltungswert und natürlich einen – für manche früher, für manche später, aber irgendwann definitiv für alle – liebenswerten Protagonisten. Oves Geschichte ist mal zum Lachen, mal zum Weinen, mal zum Nachdenken und stets empfehlenswert!