Rezension

Alles so wunderbar realistisch und dennoch humorvoll

Alles so leicht
von Meg Haston

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt: Stevie hat ihren Bruder umgebracht. Stevie ist krank. Sie wird nichts mehr essen, bis ihr Körper alleine den Geist aufgibt. Doch dann liefert sie ihr Vater in eine Klinik für Essgestörte ein. Das ist Stevies größter Albtraum. Wie soll sie nun ihren Plan verwirklichen und pünktlich zum ersten Jahrestag ihres Bruders ihr Leben beenden?

 

Schreibstil: Dieser gefällt mir sehr gut. Alles ist flüssig und auflockernd für den Leser geschrieben. Schon der Einstieg fällt ungemein leicht, und man möchte nicht mehr so schnell raus aus Stevies Welt. Man begleitet sie in ihrem Klinikalltag und erfährt Stück für Stück, wie und vor allem warum sie zu dem geworden ist was sie nun ist.

 

Charaktere: Alle Agierenden sind für mich sehr authentisch und liebevoll ausgearbeitet. Es gibt selten Bücher, in denen es Autoren gelingt, dass ich mit jedem Charakter etwas anfangen kann, auch wenn ich nicht jeden leiden oder verstehen kann, wirken ihre Handlungen auf mich immer richtig und nachvollziehbar und nie überzogen.

Anfangs machte Stevie es mir nicht leicht, sie zu mögen, sie war mir zu egoistisch und unfreundlich, weil sie wohl krankheitsbedingt seltsame Ansichten auf ihre Mitmenschen hat. Aber wenn man sie erst einmal besser kennenlernt und ihre Probleme, als das sieht was sie sind, nämlich Hilfeschreie eines jungen Mädchens, dann dauert es nicht lange, ehe man sich doch mit ihr anfreunden kann und ihr auf ihren langen Weg beistehen möchte.

 

Meine Meinung:

Hier hat man ein literarisches Juwel vor sich. Ein so ernstes Thema, so gut und rührend und ohne den erhobenen Zeigefinger humorvoll zu verpacken, ist nicht leicht. Obwohl es Meg Hastons Erstlingsbuch ist, hat sie genau das erreicht.

Der Leser nimmt sich einer Thematik an, mit der die meisten noch nicht viel zu tun hatten. Zumindest ging es mir so. Ich hatte mich bisher noch nicht mit dem Thema der Anorexie oder Bulimie befasst, deshalb konnte ich wirklich viel dazu lernen.

Der Spannungsbogen wurde vom Anfang bis zum Ende sehr hoch gehalten, und die Zukunfts- und Gegenwartsphasen waren sehr abwechslungsreich. Emotional habe ich mich sehr eingebunden gefühlt. Ich wünschte Stevie und den anderen Mädchen von ganzen Herzen eine neue Perspektive. Eine Perspektive, gesund zu werden, und selbstbewusst und gestärkt die Klinik zu verlassen.

Das Thema des Buches erachte ich als sehr wichtig, es sensibilisiert für Probleme unserer Mitmenschen, es rüttelt auf, und zeigte mir den Anfang des Heilungsprozesses eines essgestörten Mädchens. Dieser war bis zum Ende des Buches nie leicht, aber es war immerhin der erste und wichtigste Schritt.

Dieses Buch wird nicht nur Menschen beeindrucken, die in der Realität damit zu tun haben, nein auch allen anderen Interessierten kann ich dieses Buch empfehlen. Ich vergebe 4.5 Sterne.