Rezension

Allzeit bereit

Die Herzen der Männer
von Nickolas Butler

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch erzählt eine Geschichte über drei Generationen. Es beginnt im Jahre 1962 mit dem dreizehnjährigen Nelson Daughty. Nelson ist ein intelligenter und empfindsamer Junge, doch für seinen Vater ist er eine Enttäuschung. Nur zu Jonathan Quick hat Nelson so etwas wie eine freundschaftliche Beziehung. Dann fährt er mit seinem Vater Clete ins Pfadfinderlager Camp Chippewa, wo Nelson Signaltrompeter ist. Auch hier bleibt der Junge weitestgehend alleine. Sein Vater kümmert sich nicht um ihn und die anderen drangsalieren ihn. Nur Lagerleiter und Pfadfinderführer Wilbur Whiteside sieht etwas Besonderes in Nelson.

Dann geht es weiter mit dem erwachsenen Jonathan Quick, der sich mit seinem Sohn Trevor in Pfadfinderlager aufmacht. Auch Jonathan kann mit der empfindsamen Seite seines Sohnes wenig anfangen und will ihm auf der Fahrt begreiflich machen, wie das Leben so wirklich ist. Er tut Trevors Beziehung zu Rachel als naive jugendliche Verliebtheit ab. Beim Abendessen, zu dem auch Nelson stößt, wird Trevor mit der Geliebten des Vaters konfrontiert und erfährt ganz nebenbei, dass sich Jonathan scheiden lassen will. Zum Ausklang des Abends bekommt Trevor dann noch einen Besuch im Strip-Lokal spendiert.

Und wieder gibt es einen Sprung zur nächsten Generation. Rachel hat Trevor geheiratet, ist aber inzwischen verwitwet. Sie setzt die Tradition fort und begleitet ihren Sohn Thomas, der eigentlich keine Lust auf sowas hat, ins Pfadfinderlager. Die Lagerleitung hat Nelson nach dem Tod von Wilbur übernommen.

Der Autor Nickolas Butler hat einen wundervollen und sehr ausdrucksstarken Schreibstil. Mit „Die Herzen der Männer“ hat er uns einen Eindruck verschafft, wie Männer so ticken. Er ist Amerikaner und das ist deutlich zu spüren, denn so einiges kann ich mir hier bei uns so nicht vorstellen. Diese fast schon militärische Ausbildung im Pfadfinderlager kam mir sehr fremd vor.

Es ist eine ruhige Geschichte, die über die Beziehungen der Protagonisten berichtet. Dabei sind diese Beziehung durchaus schwierig.

Die Figuren sind sehr gut charakterisiert und ich konnte mitfühlen, aber meine Gefühle waren sehr unterschiedlich. Mit den Söhnen und Ehefrauen hatte ich eher Mitleid und die Väter hätte ich durchschütteln mögen, um sie zu Verstand zu bringen. Aber auch die Jugendlichen, die rücksichtslos auf den Gefühlen der Schwächeren herumtrampeln, hätte ich am liebsten geschüttelt. Selbst Rachels Entscheidung, als einzige Frau in dieses Camp voller Männer zu fahren, bleib mir unverständlich.

Die Geschichte ist sehr emotional und einiges blieb mir ziemlich fremd. Ich bin froh, dass die Männer in meinem Umfeld nicht so ticken. Auch galt es, ein paar Längen zu überbrücken. Aber einiges wird durch den ausdrucksstarken und berührenden Schreibstil wettgemacht. Es ist eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss.