Rezension

Als das Allgäu seine Unschuld verlor

Laienspiel - Volker Klüpfel, Michael Kobr

Laienspiel
von Volker Klüpfel Michael Kobr

Bewertet mit 4.5 Sternen

Auch Laienspiel hebt sich ähnlich wie Seegrund erneut von den Vorgängern ab. Kluftinger soll einen Selbstmord, keinen Mord aufklären. Da bei dem Selbstmordopfer schnell Terrorambitionen ermittelt werden, wird vom BKA eine Task Force auf die Beine gestellt, bei der Kluftinger mitarbeiten soll. Er ermittelt also nicht mit seinem Team Strobl, Hefele und Maier, sondern wird einem vom BKA unterstellt. Der Leser erlebt Klufti demnach nicht als Chef. Waren die Neuerungen in Seegrund der Spannung eher abkömmlich, so bringen sie hier Spannung und neuen Charme in die Serie. Vor allem durch das Thema des islamisch motivierten Terrors und der Tatsache, dass Kluftingers Chef vom BKA Türke ist, passt perfekt und lockert die Handlung auf, dennoch wird der Terror nicht heruntergespielt oder ins Lächerliche gezogen. Im Gegenteil – es wird glaubhauft geschildert, wie es sich anfühlen muss, wenn die idyllische Heimat auf einmal in das Visier des Terrors gerät.  In dieser Hinsicht ist das Buch gut umgesetzt.
Trotz des ernsten Themas kommt der Humor nicht zu kurz – denn das ist es auch, was ich von von einem Kluftinger-Roman erwarte. Es gibt hier die Szenen beim Tanzkurs und in der Theatergruppe die einfach von vorn herein als humoristische Elemente eingeplant wurden, doch gerade die kauzigen Kluftinger-Momente des Alltags, sind das Salz in der Suppe. Klüpfel und Kobr schaffen es hier erneut Kluftinger mit seiner naiven Art agieren zu lassen und dabei dennoch das wirkliche Leben exakt widerzuspiegeln, dass ich mich kringeln musste vor Lachen. Sei es ein Schuhkauf, Anglizismen oder der Umgang mit Medien, mit Klufti wird alles zum Highlight.
Als ein solches ist auch das Finale zu beizeichnen: Es ist wirklich genial konstruiert und spannend geschrieben.

Fazit: Das Thema und die Umsetzung sind in diesem Band sehr stimmig und gelungen. Das Buch bleibt was den Lokalkolorit, Charme und Humor betrifft der Tradition seiner Vorgänger treu und ist daher jedem zu empfehlen, der auch schon Spaß an diesen hatte. Zur Höchstpunktzahl hat mir nur eine Kleinigkeit gefehlt: Obwohl dem Privatleben und dem Drumherum zu den Ermittlungen schon viel Raum gewährt wurde, könnte es für meinen Geschmack ruhig noch ein bisschen mehr sein. Laienspiel ist gerade aufgrund des Humors und der Spannung einer der besseren Kluftinger-Teile.