Als Hörbuch eine Zumutung
Bewertet mit 2 Sternen
Dieses Hörbuch ist eine Zumutung. Ich habe es nur bis zum Ende gehört, weil mir die Reihe von einem Freund allerwärmstens empfohlen wurde. Der hat allerdings das Buch gelesen.
Der Sprecher bemüht sich redlich, Elan kann man ihm nicht absprechen. Nur leider führt das dazu, dass er einfach alles überaus bedeutungsschwanger betont. So klingt ein simples: „Er sah aus dem Fenster.“ , als würde gleich ein Mord passieren. Hier gibt es keine leisen Töne.
Er beherrscht unterschiedliche Stimmen, aber nicht unterschiedliche Charaktere. Hier spricht einfach jeder maliziös, langsam, bedächtig und getragen. Man kann nicht direkt erkennen, spricht jetzt wohl die Dunkelelfe Zokora oder vielleicht doch Eberhard der Wirt. Das ist schon anstrengend.
Man kann gelegentliche Intonationsfehler tolerieren, wenn jemand tatsächlich ein ganzes Buch vorliest. Aber wenn dann nahezu konsequent „vorbei“ auf der ersten Silbe betont wird, dann ist das erst verwunderlich, auf Dauer nervtötend. Beim Wort „Abort“ mit Betonung auf der ersten Silbe, wird es dann endgültig kurios.
Ich habe versucht, die Erzählerstimme auszublenden, aber auch die Geschichte selbst strengt an.
Natürlich kann man der Saga nicht vorwerfen, ein klassisches High-Fantasy-Epos zu sein. Trotzdem langweilt sich jeder, der schon mal ein Buch im mittelalterlichen Setting gelesen hat, wenn er z.B. mal wieder eine Gabel als innovatives Werkzeug bewundern muss.
Neben vielfältigen Hintergrundinformationen zu den Protagonisten hat man diverse Exkurse zur Historie Askirs, Elfenclans, Götterwelt und Magie zu verdauen, die mal eben im Nebensatz erwähnt werden. Als Leser hat man keine Chance, in diese befremdliche Welt hineinzuwachsen. Man kriegt es geballt um die Ohren, bis man kaum noch weiß, wo man gerade ist. Ich habe ganz sicher nur die Hälfte verstanden.
Auch die amourösen Verwicklungen kamen mir sehr gewollt und konstruiert vor. Es ist schon komisch, wenn den abgeklärten Recken Harvald, der hunderte von Jahren alt ist, ganz plötzlich nach zwei Tagen Bekanntschaft die große Liebe übermannt. Ja, was machen wir denn dann in den Folgebänden?
Ich gebe dieser Reihe noch eine Chance, weil sie mir wirklich dringend empfohlen wurde, und werde den zweiten Band als Buch lesen. Vielleicht sieht die Welt dann anders aus, wirklich vorstellen kann ich es mir nicht.