Rezension

Als Tochter des Teufels hat man es halt nicht leicht

In der Liebe ist die Hölle los - Benne Schröder

In der Liebe ist die Hölle los
von Benne Schröder

Bewertet mit 4 Sternen

Catalea Morgenstern ist eine spritzige junge Frau, die eigentlich mitten im Leben steht. Wäre da nicht ihre Familie… Die macht ihr nämlich ganz schön zu schaffen. Ihr Vater ist niemand anderer als der Teufel himself. Und der legt viel Wert darauf, dass die „Firma“ in den Händen der Familie bleibt. Dabei scheint Cataleas großer Bruder nicht genug zu sein, denn der Teufel verpflichtet auch Catalea und ihre Schwester Mia dazu, sich ihren Aufgaben anzunehmen. Zähneknirschend nimmt sie ihren Job als Todeshändlerin auf und sammelt die Seelen verstorbener Menschen ein, die für die Hölle bestimmt sind. Doch als sie eines schönen Tages während eines Jobs auf den Erben eines der großen Fürstenhäuser trifft, der dann vor ihren Augen erstochen wird und irgendjemand versucht, ihr den Mord in die Schuhe zu schieben, verflucht sie ihre Abstammung wie noch nie zuvor.

In der Liebe ist die Hölle los ist das erste Buch seit langem, auf das ich ganz alleine aufmerksam wurde, ohne, dass ich es auf einem anderen Blog gefunden hätte. Das „Stöber-Gefühl“ war mal wieder eine schöne Abwechslung. Und das Cover hat da auch eine bedeutende Rolle gespielt, denn die Farbkombination „Schwarz-Pink“ zieht mich an wie das Licht die Motten. Schließlich gekriegt hat mich dann die Idee des Autoren, die Tochter des Teufels mitten unter uns leben zu lassen.

Wenn es um Himmel und/oder Hölle geht, dann bin ich meist schnell Feuer und Flamme. Wenn der Autor dann auch noch mit Witz an die ganze Geschichte ran geht und das mit einem passenden Protagonisten kombiniert, hat er bei mir schon fast gewonnen. Und Benne Schröder hat in seinem ersten Buch da wirklich ein Händchen für bewiesen.

Catalea ist die Tochter des Teufels, doch eigentlich will sie das gar nicht. Als Halbblut ist sie an den Erdenkreis gebunden und lebt daher im Dieseits. Ihren Vater hat sie seit Jahren nicht mehr gesehen und eigentlich will sie mit der Firma, wie die Hölle zwischenzeitlich heißt, gar nichts zu tun haben. Doch leider bleibt ihr gar keine andere Wahl. Daher arbeitet sie seit kurzem als Todeshändlerin, sammelt verstorbene Seelen ein und verfrachtet sie ins Dunkel. Doch dann stirbt ein Erbe eines Fürstenhauses und irgendjemand will ihr den Mord in die Schuhe schieben.

Das Cover, der Klappentext und die Idee hinter dem Buch lässt eigentlich eher auf eine AutorIN schließen. Daher war ich wirklich skeptisch, als ich gesehen habe, dass ein Mann dieses Buch geschrieben hat und dazu noch ein sehr junger. Eine romantische Komödie und dann auch noch aus der Ich-Sicht einer Frau erzählt?? Puh, da hätte man es sich bestimmt leichter machen können. Denn heißt es nicht immer: Frauen muss Mann nicht verstehen, man muss sie nur lieben? Aber Benne Schröder scheint da wirklich ein kleines Wunder zu sein, denn er hat Catalea wirklich gut dargestellt.

Seinem Schreibstil merkt man wirklich nicht an, dass hier ein Mann über und mit einer Frau schreibt. Und das meine ich als Kompliment. Nicht nur, dass er sehr flüssig und leicht schreibt. Vor allem fällt einem auf, dass er die Gedanken, Probleme und Wünsche einer Frau bildlich darstellt und ich habe ihm das von der ersten Seite an abgenommen.

Der Hauptpluspunkt dieser Geschichte ist definitiv das Setting, die Idee und die passenden Charaktere dazu. Schröder hat sich nicht nur die 08-15-Hölle hergenommen, die wir alle kennen. Er hat seine ganz eigene Welt von Gut und Böse, Hell und Dunkel, Teufel und Gott geschaffen. Die Hölle ist nicht ein feuriger Ort, wo ein gehörnter Teufel auf einem Flammenthron sitzt. Vielmehr heißt die Hölle nicht einmal mehr ‚Hölle‘, sondern alle sprechen von der Firma und genau wie eine solche ist die auch aufgebaut.

Es gibt sieben großen Fürstenhäuser, die sich die Macht teilen, während der Teufel die komplette Firma anführt. Der Sterbevorgang ist ein rein bürokratischer Vorgang, nachdem die Todeshändler die Seelen eingesammelt hat. Formulare ausfüllen, Schlange stehen, Anträge stellen…. Alle wichtigen Informationen finden sich in einem Handbuch. Das hat wirklich Spaß gemacht, denn es war etwas Neues, etwas Originelles, was mich sofort gefangen genommen hat. Benne Schröder hat sich hier einer altbekannten Idee bedient und diese ganz neu, auf seine eigene Art, neu interpretiert. Und dabei geht er sogar noch weiter, aber hier will ich nicht zuviel verraten. Denn das Entdecken dieser vielen kleinen Einzelheiten macht sehr viel vom Charme des Buches aus.

Was die Charaktere angeht, da war ich etwas zwiegespalten. Von den einen war ich unglaublich begeistert. Timur beispielweise, den der Autor Catalea an die Seite gestellt hat, mochte ich trotz seiner dunklen, manchmal miesepetrigen Art wirklich sehr gerne. Das vor allem deshalb, weil von Anfang an durchscheint, dass da mehr hinter ihm steckt, als es auf den ersten Blick scheint. Und tatsächlich hat Benne Schröder sich für ihn eine ganz besondere Geschichte ausgedacht. Und auch den Teufel fand ich unglaublich gut gelungen. Zunächst bekommt man das Gefühl, als wäre er wirklich die Ausgeburt der Hölle, doch dann lernt der Leser ihn von einer ganz anderen Seite kennen und irgendwie mochte ich ihn nachher so gerne.

Auf der anderen Seite empfand ich den Charakter von Catalea als nicht so gelungen. Immer wieder wird vom Autor erzählt, dass Catalea doch eigentlich „gut“ sein will und auch nichts mit der Welt ihres Vaters anfangen kann. Doch so richtig zeigen tut uns Catalea das nicht. Ihr inneres Biest versucht sie zunächst unter Verschluss zu halten, mit der Zeit arrangiert sie sich aber damit. Leider wurde der Unterschied einfach nicht so wirklich deutlich.

Benne Schröder hat mich wirklich überrascht. Ein männlicher Autor, der sich so schön in eine weibliche Protagonistin eindenken kann, verdient einfach meinen Respekt. Hinzu kommt eine ausgefallene Idee und die meisten der Charaktere konnten mich darüber hinaus auch überzeugen. Alles in allem ein abwechslungsreiches, humorvolles und ein etwas anderes Lesevergnügen.

 

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Vielen Dank an NetGalley und Bastei Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars