Rezension

alte Märchen neu interpretiert

Ein wilder Schwan - Michael Cunningham

Ein wilder Schwan
von Michael Cunningham

Bewertet mit 4 Sternen

Was passiert eigentlich nach dem „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“? War Schneewittchens Ehe wirklich glücklich? Was treibt einen eigentlich dazu, eine alte verrückte Schachtel mit Lebkuchenhaus zu werden? Und warum wünscht sich Rumpelstilzchen ein Kind? Michael Cunningham liefert Antworten auf all diese Fragen. In 11 Kapiteln erzählt er die altbekannten Märchen neu. Düster und desillusioniert. Keine der Märchenfiguren kommt wirklich gut dabei weg. All der schöne Glanz geht verloren.

Nicht jedes der neuerzählten Märchen konnte mich überzeugen. Manche waren nachvollziehbar, als könnte es sich wirklich so zugetragen haben. Hier haben mir die Figuren schon fast leid getan. Andere wiederum waren einfach zu viel des Guten. Zu viel fieses Schicksal. Zu viele böse Absichten. Aber man hatte ja schon als Kind so seine Lieblingsmärchen. Die Geschichten sind recht kurz, der Schreibstil angenehm zu lesen und untermalt werden die Abschnitte durch tolle Zeichnungen von Yuko Shimizu, die oft genauso düster sind, wie die Geschichten selbst. Ein faszinierendes Märchenbuch, der etwas anderen Art.