Rezension

Alter Schwede!

Ein Mann namens Ove - Fredrik Backman

Ein Mann namens Ove
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

★♡★♡★♡★♡★

Ove ist ein kleiner „Siedlungs-Sheriff“ und fährt sofort aus der Haut, wenn jemand die „Regeln“ nicht einhält. Ganz besonders heftig reagiert er darauf, wenn sich die Leute nicht daran halten, dass sie in der Siedlung nicht autofahren dürfen. Man hat gefälligst das Auto auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz abzustellen und in die Siedlung zu Fuß zu gehen! Da interessiert es ihn auch nicht, dass neben ihm eine hochschwangere Frau mit zwei kleinen Mädchen und ihrem Mann einziehen möchte. Er dreht fast durch, weil dieser Trottel nicht rückwärts einparken kann mit Hänger und nimmt die Sache einfach selbst in die Hand. Doch die Hochschwangere, Parvaneh, lässt sich von Ove kein bißchen beeindrucken und schon gar nicht erschrecken. Sie und die Katze, die immer wieder bei Ove auftaucht, erreichen nach und nach sein Herz.

 

Fredrik Backman schreibt herrlich frech und liebevoll, humorvoll und herzlich, federleicht und tiefgründig – alles in einem. Er lässt uns zunächst über Ove den Kopf schütteln, nur im ihn dann ganz tief in unsere Herzen zu lassen. Übertriebene Vorschriften und Regeln? Kontrollzwang? Festgefahrene Überzeugungen? Stocksteife Rituale und Zwangshandlungen? Macht nix – Hauptsache, Ove ist da! Ganz so schräg sind seine Aktionen bei näherer Betrachtung gar nicht. Besonders dann nicht, wenn man mehr über ihn erfährt: über seine Kindheit, seine Jugend, sein Arbeits- und Berufsleben, sein ewiger Kampf gegen Ungerechtigkeit. Und besonders: über seine große Liebe zu seiner Frau Sonja und was sie ihm bedeutet hat, wie sehr er um sie trauert und wie unvollständig er sich ohne sie fühlt.

 

Backman lässt uns und die anderen Protagonisten im Buch den Blickwinkel ganz allmählich ändern und Ove verstehen lernen. Ganz ohne moralisch erhobenen Zeigefinger legt er uns doch nahe, alles einmal mit anderen Augen zu betrachten. Und er zeigt uns, dass man sich dabei gar nicht gegenseitig erdrücken muss, sondern auch mit Respekt eine Form von Liebe leben kann. Und die Fangemeinde von Ove wächst in der Siedlung heimlich und unmerklich an. Ich werde das Gefühl nicht los, dass das auch bei den Lesern so sein wird.

 

Der Stil ist herrlich frisch und unverbraucht, lässt den Leser immer wieder lachen und die Umwelt mit Zitaten belästigen, macht aus Übertreibungen ganz logische Fakten und zwingt den Leser nahezu, das Buch zu verschlingen.

 

Mir gefällt sehr, wie der Autor für jedes nummerierte Kapitel eine Überschrift gewählt hat, die mit „Ein Mann namens Ove ...“ beginnt und einen Hinweis auf den Inhalt, der folgt, gibt. Auch die letzten Sätze jedes Kapitels sind besondere Bonbons: fast immer sind es kurze, einzelne Sätze, die betonen, dass Ove mal wieder im Recht war, obwohl es vorher keiner glauben wollte.

 

Es ist schwer, nicht das komplette Buch nacherzählen zu wollen, wenn man über „Ein Mann namens Ove“ spricht. Es beinhaltet so viel Liebe und Weisheit – da läuft mir das Herz über!

 

Ich habe mit Ove gelacht und geweint. Ove hat mich sehr beeindruckt und auch verändert. Dieses Buch wird immer einen Ehrenplatz bei mir haben und ist jetzt schon das nicht mehr einzuholende Highlight meines Lesejahres! Ganz sicher wird es viele Leser geben, die Ove nicht mögen werden – aber ich liebe ihn!

 

Mir persönlich hat er auch noch zusätzlich bei meiner eigenen Trauer ein kleines Stückchen helfen können. Er hat mir wieder gezeigt, dass ein Mensch nie wirklich weg ist, wenn er stirbt, und ganz viel von ihm dableibt – wenn man an ihn denkt und anderen Menschen von ihm erzählen kann.

 

Auch Parvaneh, Jimmy, Patrick, Mirsad, Anita, Rune, Adrian, die Mädchen und besonders Sonja sind mir ans Herz gewachsen. Das ist eine Nachbarschaft, die sich wohl jeder wünschen würde!

 

Bleibt zu hoffen, dass Fredrik Backman noch viele Ideen für weitere Bücher hat, denn sein Stil ist bezaubernd und bringt ein wenig Sonne in jeden trüben Alltag. Er hat bewiesen, dass nordische Bücher nicht unbedingt dunkel und düster sein müssen und man auch in Schweden sonnige Tage hat und diese in ein Buch packen kann.

 

Die Verfilmung des Buches ist laut Klappentext bereits in Arbeit. Selten sehe ich mir Verfilmungen von Büchern an, die ich gelesen habe. Aber hier muss ich eine Ausnahme machen, denn Ove ist ein Schwede, von dem man nicht genug bekommen kann.

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Kommentare

Tine kommentierte am 20. August 2014 um 11:58

Sehr schöne Rezension, man merkt richtig, dass dich das Buch berührt und eingenommen hat.
Bei mir steht es schon auf der Wunschliste und nach deiner Rezi bin ich jetzt total gespannt darauf. =)

Leia Walsh kommentierte am 20. August 2014 um 13:28

Das freut mich, dass Dir meine Rezension gefällt und sie Dich neugierig aufs Buch macht!

Es ist unvergleichlich schön - nicht schnulzig, aber doch herzergreifend!