Rezension

Am Anfang interessant, aber...

Träume von Flüssen und Meeren - Tim Parks

Träume von Flüssen und Meeren
von Tim Parks

Bewertet mit 2 Sternen

John James fliegt von seiner Heimat London nach Delhi, um an der Einäscherung seines Vaters Albert teilzunehmen. Albert James, ein bekannter Anthropologe, hatte sein Leben der Wissenschaft gewidmet und reiste viel mit seiner Frau Helen, eine Ärztin, um die Welt. John verbrachte die meiste Zeit auf Internaten. Er ist stolz auf seine Eltern, doch seine Beziehung zu ihnen ist distanziert. Der Tod seines Vaters geht ihm Nahe, doch er verbringt seine Zeit nur ungern in Delhi. Die Forschungen seines Vaters interessieren ihn nicht besonders und er will sich schnell wieder seinen eigenen Projekten zuwenden. Da er jedoch noch keine feste Anstellung hat, macht ihm die finanzielle Situation sehr zu schaffen. Sein Vater hat kein Geld hinterlassen, hatte keine Lebensversicherung. Seine Mutter arbeitet ehrenamlich. Verärgert kehrt er zurück nach London. Dort erwartet ihn ein Brief seines Vaters. Der Brief klingt nicht wie eine Abschiedsbrief sondern wie ein Bericht über seine Forschung. Zudem endet er abrupt. Aufgebracht beginnt John sich zu fragen, warum sein Vater so plötzlich verstorben ist. Ja, er war krank, aber dennoch: es geschah schon sehr plötzlich. Erneut macht sich John auf die Reise nach Delhi, um seinem Vater etwas näher zu kommen.

Der Roman beginnt vielversprechend. Die Erläuterungen über die Verhaltensforschung von Albert James sowie die Beschreibung des Alltags in Delih sind sehr interesannt. Doch schon am Anfang des Buches nervte mich die Art und Weise der Kommunikation zwischen Mutter Helen und Sohn John. Vieles wird nur gedacht und nicht ausgesprochen. Wenn die Gedanken in Worte gefasst werden, dann werden sie vom Gegenüber nicht verstanden oder ignoriert. So werden bestimmte Antworten auf die Fragen, die sich nicht nur die Charaktere sondern auch der Leser stellt, sehr sehr lange hinausgezögert. Des Weiteren ist es auch sehr anstrengend, dass dem Leser Johns Gedanken nahegebracht werden, er aber nie entsprechend handelt. Sicher, Menschen sind unergründlich und verhalten sich oft anders, als sie sollten (obwohl sie es besser wissen). Ich sage auch nicht, dass das Geschriebene FALSCH ist. Es hat mich einfach nur sehr genervt. 

Natürlich muss die Spannung aufrecht erhalten werden, doch der Spannungsbogen dieses Romans wird erzwungen und macht die eigentlich interessante Geschichte immer langweiliger und langweiliger. Ab Seite 400 war ich nur noch genervt. Die letzten Seiten habe ich nur noch durchgeblättert. 

Vielleicht ist der Roman interessanter für Anthropologen. Ich fand die Beschreibungen der Forschungen von Albert sehr interessant, habe jedoch keine Kenntnisse in diesem Bereich.