Rezension

am Ende fängt es gerade erst richtig an...

Schattenkrone - Eleanor Herman

Schattenkrone
von Eleanor Herman

Bewertet mit 4 Sternen

 Nach dem Klappentext und aufgrund des Genres war ich über den Beginn der Geschichte überrascht. Zum einen hätte ich nicht mit jugendlichen Protagonisten gerechnet, und habe darüber hinaus eine High Fantasy-Welt erwartet. Stattdessen spielt die Geschichte in der Antike, in der Zeit Alexander des Großen, wobei die Autorin Wert auf historische Genauigkeit des damaligen Lebens und der Begrifflichkeiten für Feuerstellen oder Waffen gelegt hat. So gibt es auch nur wenige rein fiktive Figuren: Viele Charaktere haben ihre historischen Vorbilder – allen voran Alexander und seine Familie.  Zudem enthält das Buch auch eine Karte der Region Griechenland/ Türkei zu dieser Zeit, sodass man die erwähnten Reiche und Reisewege darauf nachvollziehen kann.

Den Leser erwartet nun also dieses antike Setting – Alexander des Großen erste Bewährungsprobe gegen mächtige Gegner – durchmischt mit fantastischen Elementen, die sich, insgesamt noch relativ dezent, durch die ganze Geschichte ziehen.
Für das Verständnis der Geschichte ist es allerdings nicht notwendig, tiefgründige Geschichtskenntnisse zu besitzen. Und auch ohne detailliertes Vorwissen über griechische Götter lassen sich die vielen Bezüge zu den damaligen Verehrungen aufgrund entsprechender Erklärungen leicht verstehen.

Der Einstieg ins Buch fiel mir erst mal leicht – bis dann Kapitel für Kapitel neue Figuren hinzukamen, sodass es langsam unübersichtlich wurde, wer wo mit wem und gegen weg agiert. Mit der Zeit findet man sich aber wieder zurecht.
Erzählt wird die Geschichte von einem Er-Erzähler, aber abwechselnd steht in jedem Kapitel eine andere Figur im Fokus. Dabei hat jede Figur ihren eigenen Handlungsstrang, die dann teilweise zusammenlaufen, teilweise aber auch bis zum Schluss zeitgleich nebeneinander her an verschiedenen Orten spielen.

Mit waren es fast zu viele Handlungsstränge. Von einer Figur liest man nur alle 100 Seiten mal etwas, auf den letzten 100 Seiten tauchte sie gar nicht mehr auf. Überhaupt ist das Buch, welches einen Reihenauftakt darstellt, sehr offen. Am Ende fängt die Geschichte gerade erst an. Zwar lösen sich in diesem Band bereits einige Fragen und Intrigen, vieles wird aber bisher nur aufgebaut und angedeutet.

Das Buch hat spannende, aber auch ebenso viele langatmige Passagen. Auch zahlreiche brutale, blutige Szenen sind vorhanden.
Nicht alle Figurenstränge sind gleich interessant und nicht jede Figur findet ihren Weg direkt. Während manches sehr ausführlich geschildert wird, hatte ich aber auch an einigen Stellen immer wieder das Gefühl, dass Dinge zu schnell abgehandelt werden und Informationen fehlen. Figuren wissen plötzlich Dinge, die sie eigentlich nicht erfahren haben, ohne dass diese Lücken geschlossen werden.
Insgesamt konnte mich die Handlung aufgrund der vielen Verstrickungen, Lügen und Intrigen aber durchaus packen. Manche Figuren habe ich schnell ins Herz geschlossen, andere mag ich gar nicht – aber bei allen bin ich gespannt, wie die Fäden am Ende zusammenlaufen werden.

Fazit: Antikes Setting mit historischen Figuren statt High Fantasy-Welt – damit konnte mich das Buch bereits das erste Mal überraschen. Die Handlung bietet Spannung, ein wenig Action und Dramatik. Es gibt Überraschungen, aber auch vorhersehbare Auflösungen lang gehüteter Geheimnisse. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, auch wenn es immer wieder zähe Passagen gab. Und am Ende hatte ich das Gefühl, dass es eigentlich gerade erst losgeht...