Rezension

Am Ende richtig gut

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Mit der ersten Hälfte des Buches habe ich mich wirklich schwer getan. Alles ist in Briefform geschrieben und äußerst gewöhnungsbedürftig. Die Handlung dreht sich um die beiden Schwestern April und Phoebe, die ein inniges Verhältnis zueinander haben. Phoebe, der Jüngeren, ist der erste Abschnitt gewidmet. Sie schreibt Briefe an ihre Schwester April, die im Krankenhaus liegt und dabei ist, an ihrer Magersucht zu sterben. Ihre Eltern verbieten Phoebe, die große Schwester zu besuchen, April antwortet nie auf Phoebes Briefe. Das Schreiben der kleinen Schwester an die große fand ich äußerst anstrengend zu lesen. Einerseits hat die Autorin versucht, Themen einzubringen, die von einem Kind geschriebenen Briefe authentischer zu gestalten, dann gibt es aber auch viele Abschnitte und Passagen, die sehr konstruiert und erzwungen wirken, weil sie absolut nicht zu einem Kind passen wollen - auch nicht zu einem hochbegabten Kind. Die erste Hälfte des Buches hat wirklich Längen, und nach den ersten 30 Seiten fragt man sich, wann die Geschichte denn nun endlich mal losgeht. Los geht sie dann eigentlich auch erst dann, wenn April an der Reihe ist. April schreibt nämlich Briefe zurück, sie antwortet ihrer Schwester, doch ihre Briefe kommen im ganzen Verlauf des Buches niemals an und machen die Situation nur noch dramatischer. Jetzt bekommt auch man endlich mal einen Einblick in die Hintergründe von Aprils Erkrankung und in die Familiengeschichte, das Verhalten der Eltern. Diese Abschnitte sind wirklich sehr interessant und spannend geschrieben, weswegen ich das Buch am Ende dann doch in Ordnung fand. Den ersten Teil hätte man allerdings wirklich kürzen können. Für Interessierte vergebe ich eine Empfehlung unter Vorbehalt.