Rezension

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Am Rande der Wissenschaft

Katie - Christine Wunnicke

Katie
von Christine Wunnicke

London, etwa 1870. Übernatürliche, übersinnliche Erscheinungen sind "in": Séancen, in denen ein Medium einen Geist heraufbeschwört, faszinieren die Gesellschaft. Die junge Florence Cook ist ein ganz besonderes Medium: Sie lässt sich gefesselt in einen Schrank schließen, und dann erscheint "Katie", die zweihundert Jahre früher gelebt hat. Als uneheliches Kind des Freibeuters Henry Morgan lebt sie ein ungewöhnliches Leben. Ist diese Erscheinung echt? Der Wissenschaftler William Crookes soll ein Gutachten darüber anfertigen und nimmt Florence in seinen Haushalt auf. Katie bringt das Leben der ganzen Familie durcheinander; er selbst, seine Frau, der Assistent reagieren...

Ist die Erscheinung ein Betrug von Florence, die ihre Fesseln heimlich löst? Ist sie eine Suggestion der Zuschauer? Oder steckt ein noch nicht erklärbares Phänomen dahinter? Die Wissenschaft ist ratlos. Auch der Leser bleibt mit seinen Fragen zurück. Christine Wunnicke spielt mit Realität und Phantasie: Alle dargestellten Personen sind historisch verbürgt, doch das Rätsel um Katie konnte damals nicht gelöst werden und wird es auch im Roman nicht. Vieles bleibt in der Schwebe, und diese Andeutungen und das Spiel um Schein und Sein sind augenzwinkernd und humorvoll durch die Autorin dargestellt. Wie in ihrem Buch "Der Fuchs und Dr. Shimamura" beschreibt Wunnicke ein Grenzgebiet der Wissenschaft und hat mich damit gut unterhalten.

Das Buch steht auf der longlist zum Deutschen Buchpreis 2017.