Rezension

Amour fou

Das Glück, wie es hätte sein können - Véronique Olmi

Das Glück, wie es hätte sein können
von Véronique Olmi

Bewertet mit 3 Sternen

Die Klavierstimmerin Suzanne soll im Haus von Serge in Montmartre arbeiten. Serge bemerkt sie zunächst gar nicht. Nachdem sich beide zufällig begegnen, folgt er ihr. Sie beginnen eine heftige Affäre. Warum? Immerhin ist der 60jährige Serge mit einer attraktiven, viel jüngeren Frau verheiratet und hat zwei kleine Kinder, während die weder junge noch schöne Suzanne ein ganz anderes Leben führt. Und warum vertraut Serge ihr ein Geheimnis aus seiner Kindheit an, von dem er nie gesprochen hat?

 

Um einen gewöhnlichen Ehebruchsroman handelt es sich nicht. Das eigentlich Fesselnde ist, Antworten auf die eingangs formulierten Fragen zu erhalten. Insoweit bietet die Geschichte vom psychologischen Aspekt her interessanten Diskussionsstoff. Die Liebe zwischen Serge und Suzanne ist eine amour fou. Bedeutsam wird die Rolle des Unbewussten bei ihrer Liebe auf den ersten Blick, die Frage, was Serge an der Person wahrnimmt, die ihn scheinbar ohne Grund anzieht. Kernsatz ist „was Serge packt und schockiert, als er Suzanne zum ersten Mal sieht: wie sehr sie lebt, ohne Angst zu haben“ (S. 64). Suzanne ist sein komplettes Gegenteil. Außer dem Thema Liebe wird insbesondere auch das Verhältnis von Vätern und Söhnen behandelt.

Die Geschichte wird in vielen kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptfiguren erzählt. Gut gefallen hat mir, dass sie von bestimmten Klavierstücken untermalt wird, z.B. „Liebestraum“ von Liszt. Vielleicht hätte der französische Originaltitel „Nous étions faits pour être heureux“ – nach einem Gedicht von Aragon – in seiner Übersetzung übernommen werden können. Der Erzählstil ist typisch französisch, nachdenklich stimmend.

Für mich handelt es sich um einen durchschnittlichen Roman.