Rezension

An evening of long goodbyes

An Evening of Long Goodbyes - Paul Murray

An Evening of Long Goodbyes
von Paul Murray

Bewertet mit 3 Sternen

Charles Hythloday war in seinen bisherigen 24 Lebensjahren hauptberuflich Sohn. Nach dem Tod seines Vaters leben er, seine Schwester Bel und die gemeinsame Mutter weiterhin recht feudal im eigenen Anwesen, die Tage vergehen mit süßem Nichtstun. Bis das Kartenhaus zusammenstürzt, denn das Vermögen ist mitnichten unendlich. Charles landet in der harten Realität und findet sich – gelinde gesagt – nicht ganz so gut zurecht.

Charles ist ein echter Träumer, lebt in seiner eigenen Welt und hält von sich und seinem Geschmack sowieso am meisten. Gerade diese dandyhafte Selbstverliebtheit macht ihn dann unterm Strich doch recht unsympathisch, man erwischt sich dabei, dass man ihm den Sturz auf die Nase gönnt. Seine weltfremde Art sorgt auf der anderen Seite natürlich auch für einige Schmunzler, was mich mit seiner Figur zumindest ein bisschen versöhnt hat. Seine Schwester ist da etwas sympathischer, so wirklich warm wurde ich aber mit keinem der Protagonisten.

Murray schreibt humorvoll, trifft immer mal wieder mit einzelnen Sätzen genau ins Schwarze, hat aber noch lange nicht die Qualität erreicht, die er mit „Skippy dies“ bewies. Leider hat die Story dann doch einige Längen und unnötige Abzweigungen genommen, die sich zudem verzetteln und den Leser ausbremsen. Auch dem Ende konnte ich nicht ganz so viel abgewinnen, Murray scheint da auf Teufel komm raus unbedingt einen spektakulären Schlusspunkt setzen zu wollen… woran er dann doch eher scheitert. Insgesamt ein Buch mit guten Ansätzen, das aber hinter Murrays anderen Werken doch weit zurücksteht.