Rezension

Anders als erwartet

Frankenstein - Mary Wollstonecraft Shelley

Frankenstein, English edition
von Mary Wollstonecraft Shelley

Bewertet mit 3 Sternen

Der junge Wissenschaftler Viktor Frankenstein betreibt neben seinen Studien ein ganz privates Projekt; aus Leichenteilen baut er einen „Menschen“ und schafft es sogar diesem Leben einzuhauchen. Doch das Monster entwischt ihm und so befindet sich Frankenstein bald auf der Flucht.

Shelleys Debut war für vielfältigste Projekte Inspiration und Ausgangspunkt; vielleicht bin ich von diesen zu sehr geprägt, ich hatte nämlich definitiv eine etwas andere Geschichte erwartet. Shelley erzählt eine hübsche Schachtelgeschichte: A schreibt einen Brief, in dem B etwa erzählt, das C gesagt hat, weil D das in einem Brief… naja, irgendwo dazwischen findet sich die Lebensgeschichte Frankensteins, Erzählungen aus seiner Jugend, vieles von seiner Flucht und jede Menge Selbstmitleid bzw. beweihräucherung. Er suhlt sich ausgiebig in seinem Schicksal, weist aber gleichzeitig jeglichste Schuld weit, weit von sich. Grundunsympathisch war er mir, sodass ich ihm sämtliche Schicksalsschläge gegönnt habe. Sein Monster (leider namenlos) fand ich da sehr viel menschlicher und zugänglicher. Die Autorin lässt Sozialkritisches durchblicken, die Art und Weise wie das Monster aufgrund seines Äußeren aufgenommen wird, der Selbsthass den es entwickelt usw., all das lässt den Leser dann doch nachdenklich werden. Den Erzählstil fand ich nicht immer ansprechend, gerade in der Mitte des Buches wird die Handlung etwas träge, sodass ich unterm Strich zwar froh bin, den „echten“ Frankenstein kennen gelernt zu haben, er sich aber definitiv nicht zu meinem Lieblingsklassiker mausern wird.