Rezension

Anders als erwartet

Als die Träume in den Himmel stiegen - Laura McVeigh

Als die Träume in den Himmel stiegen
von Laura McVeigh

Bewertet mit 3 Sternen

Samar muss ihre Heimat verlassen und mit ihrer Familie aus Kabul flüchten. Ihre Reise führt sie zuerst zu den Großeltern, die in einem kleinen Ort im Hindukusch leben. Zunächst sieht es so aus, als ob die Familie dort endlich eine neue Heimat finden würde. Doch dann kommen die Taliban und die Familie beschließt, noch einmal zu fliehen und dieses Mal das Land zu verlassen.

Samars Geschichte wird in der Ich-Form, aus ihrer Sicht, geschildert. Die Erzählung startet mit einer scheinbar unendlichen Zugreise in der Transsibirischen Eisenbahn. Samar blickt dabei zurück in die Vergangenheit. Dabei kommt es zu zeitlichen Sprüngen, die manchmal nur schwer eingeordnet werden können. 

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man hat beim Lesen das Gefühl, dass man Samar gegenüber sitzt und ihrer Geschichte lauscht. Dabei erzählt sie so anschaulich, dass man sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen kann. Zunächst ist es etwas schwierig, sich an die fremd klingenden Namen zu gewöhnen und die Personen richtig zuzuordnen. Doch die lebendigen Schilderungen des Mädchens sorgen schnell dafür, dass man die Familienmitglieder vor Augen hat und einen guten Eindruck von Samars Umfeld bekommt. Samar erlebt auf der Flucht furchtbare Dinge, sodass man oft zum Nachdenken angeregt wird und sich fragt, wie ein junges Mädchen das alles verkraften kann. Besonders die Szenen im Flüchtlingslager gehen einem dabei sehr nah. Samars Erzählung überrascht durch eine vollkommen unerwartete Wendung, die dafür sorgt, dass man komplett umdenken und die Geschichte mit anderen Augen betrachten muss.

Mir hat die Erzählung im Großen und Ganzen recht gut gefallen. Auch wenn ich zugeben muss, dass sich zwischen den Buchdeckeln eine ganz andere Geschichte verbirgt, als ich erwartet hatte. Samar wirkte auf mich sehr sympathisch. Dennoch bin ich den ganzen Verlauf über eher auf Distanz geblieben, sodass ich ihre Erlebnisse zwar entsetzt verfolgt habe, doch emotional berührt haben sie mich, durch meinen eher distanzierten Beobachterposten, leider nicht. Ich habe die Geschichte zwar mit großem Interesse gelesen und sie hat mich auch zum Nachdenken angeregt, sodass ich diese fiktive Erzählung lange im Gedächtnis behalten werde. Dennoch bekommt das Buch auf meiner persönlichen Bewertungsskala nur drei von fünf Sternchen.