Rezension

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Anders als erwartet

Nannys küssen besser - Mina Gold

Nannys küssen besser
von Mina Gold

Zwei Jahre nach dem Tod ihrer Eltern und nach der Trennung von ihrem Freund will Jane einfach nur weg. Glücklicherweise hat eine Freundin eine Agentur die Arbeit vermittelt und so findet sich Jane nach kurzer Zeit im englischen Moor in einem großen Herrenhaus wieder. Weit weg von zu Hause kann sie sich durch ihre Arbeit als Nanny langsam erholen. Doch auch hier lauern Probleme, ihr Boss ist nämlich sehr attraktiv und versteht ihr schnell den Kopf - auch wenn sich das Jane natürlich nicht eingestehen will - und außerdem spukt es ab und zu. Jane wird vor einige Herausforderungen gestellt und tappt dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste.

Es fällt mir ziemlich schwer dieses Buch zu bewerten denn ich bin in einigen Dingen hin und her gerissen. Fangen wir bei der Länge an. Um die 900 Seiten sind für einen Roman doch recht viel und das merkt man stellenweise. Manchmal wird einfach viel zu viel drum herum erzählt bevor man zum eigentlichen Punkt kommt. Das liegt zwar vor allem an der Ich-Form und Janes chaotischen Gedanken, trotzdem war es manchmal schon fast zu viel. Er mag mich, er mag mich nicht, warum ist das so, hab ich was falsch gemacht, wir konnte das passieren, usw., einfach ein komplettes hin und her und das nicht nur einmal im Buch. Hier hätte man zumindest ein bisschen sparen können.
Nichtsdestotrotz liest sich das Buch weg wie nichts und man klebt förmlich an den Seiten. Der Schreibstil ist wirklich flüssig zu lesen, wenn auch manchmal, wie schon bemerkt, alles etwas chaotisch ist. Die Beschreibungen von Darkwood und der Landschaft sind wirklich plastisch, das hat die Autorin drauf. Man fühlt sich wirklich dahin versetzt und spürt förmlich die Atmosphäre.

Die Story selbst plätschert so vor sich hin. Von Anfang an kann man alles voraus ahnen. Wer welche Rolle in der Geschichte besteht ist schnell klar und am Ende hat sich auch alles bestätigt. Auf der einen Seite fand ich das sehr schade, andererseits war es schon fast lustig alles was man vermutete bestätigt zu bekommen. Der Schluss war schön und passend, der Epilog ganz nett, aber eigentlich überflüssig. Letztendlich kann ich zur Story nur sagen (ohne zu spoilern wie weiter unten) dass ich mir genau so einen Groschenroman vorstelle, nur kürzer. Das soll jetzt keine Beleidigung sein, sondern ist nur mein persönlicher Gedanke zur Geschichte.

Die Charaktere waren relativ unterschiedlich und allesamt authentisch.
Jane ist mir am Anfang schon fast etwad zu naiv, chaotisch und tollpatschig gewesen. Es wär eigentlich schon unglaubwürdig. Aber ihre Gedankengänge haben mich doch immer wieder gut unterhalten. Als sie am Höhepunkt meiner Sympathie angekommen war musste sie auch schon gleich wieder etwas einbüßen weil sie sich doch zu sehr selbst aufgegeben hat für die Liebe. Denn sie hat schon ganz schön schlecht mit sich umgehen lassen.
Maxwell ist von Anfang an ein düsterer, frecher, mürrischer, liebevoller, sarkastischer, strenger, lustiger und sturer Charakter gewesen. Kurz: ein Mann voller Gegensätze den man trotzdem gern haben muss. Ich mochte ihn sehr gerne, aber auch er hat im letzten Drittel etwas ab Sympathie abgenommen.
Die Kinder sind mir selbst schon fast ans Her gewachsen, genauso wie die anderen Angestellten.
Helen mochte ich genauso gern wie Jane, also hat nicht. Aber sie hat ihre Berechtigung in der Geschichte und ist ein wichtiger Teil.

*****ACHTUNG SPOILER*****
Um zu erklären was mich besonders gestört hat muss ich leider ein bisschen spoilern. Am meisten hat mich Max plötzlicher Umschwung entschieden. Erst konnte er für die Beziehung zu Jane nicht richtig einstehen und das für lange Zeit. Immer hat er behauptet er redet mit Helen, nur um dann den Schwanz einzuziehen und einfach die Dinge laufen zu lassen und dann ganz plötzlich steht er zu 100% zu ihr und überstürzt alles? Nein, das passt nicht zu seinem sonstigen Charakter und war viel zu aufgesetzt. Es hat einfach genervt. Vor allem wie er sie dann nur noch vor allen geknutscht uns behandelt als hätten sie schon jahre- und nicht monatelang eine Beziehung. Das war nichts!
Und Jane verzeiht ihm einfach ganz schnell dass er nochmal mit Helen im Bett war obwohl er versprochen hatte das nicht mehr zu tun. Obwohl sie sonst so zickig ist ist das so schnell vergessen? Ohne richtige Entschuldigung einfach vom Tisch? Nur weil sie den Reitunfall hatte? Das war völlig unverständlich für mich. Auch wenn sie natürlich froh war wieder zu Hause zu sein und davor sehr Angst hatte im Moor kann man das doch nicht einfach so ausblenden. Nee, das ging gar nicht! Außerdem war mir aich der ganze Kitsch mit Hochzeit usw. zum Schluss hin einfach zu viel. Aber das ist sicher Geschmackssache.

Insgesamt kann ich sagen dass mir das Buch aber recht gut gefallen hat und ich vergebe gute vier Sterne.