Rezension

Anders als gedacht (3,5 Sterne)

Nur ein Wort - Christina Talberg

Nur ein Wort
von Christina Talberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Anna lebt in Paris und liebt das Leben in dieser Stadt, doch eines ist auch in Paris nicht anders: sie war auch in der Stadt der Liebe noch nie verliebt. Vielleicht liegt es an ihrer eigenen Vergangenheit? Daran, dass sie den Tod des Vaters nie so ganz überwunden hat unddie Beziehung, die ihre Mutter später einging, alles andere als gewöhnlich ist. Dann lernt Anna Pedro kennen, einen katholischen Pfarrer aus einem Slum in Kolumbien, der von dort fliehen musste, da sein solzialer Einsatz alles andere als Anklang fand. Doch ausgerechnet ein Priester, dessen Gelübde ihnen im Wege steht? Und ausserdem, wer darf bestimmen, ob man sich verliebt?
Meine Meinung:
 Das Cover ist, spätestens wenn man den Inhalt kennt, passend gewählt, denn auch wenn es sehr trist und trüb wirkt, macht es doch neugierig. Doch der Einstieg fiel mir nicht ganz leicht, da ich mich doch ein wenig an die sehr sprunghaft wirkende Protagonistin und deren Gedankengänge gewöhnen musste. Aber der Schreibstil der Autorin Christina Talberg machte die Geschichte dann doch wiederum leichter, denn dieser lässt sich locker und leicht lesen. Sprachlich sehr jung und sehr modern, ist es auch durchaus für junge Erwachsene vorstellbar, bringt aber auch sonst nicht nur Unterhaltung, sondern lädt auch zum Nachdenken ein.
Liest man alleine den Klappentext, könnte man annehmen, dass es hier ein reiner Liebesroman ist. Doch bis es hier wirklich um die Liebe zwischen Anna und Pedro geht, vergeht eine ganze Weile, bzw. erlebt der Leser hier sehr viel rund um Anna, deren Leben und Gedanken. Viele politische Themen werden angesprochen und die ein oder andere Kritik wird wach. Sei es die Gesellschaft oder die Kirche, so ein bisschen bekommt hier jeder einen Part, der den Leser zum Nachdenken animieren kann und auch soll. Gerne hätte es hier an der ein oder anderen Stelle noch ein wenig mehr in die Tiefe gehen können, wobei es da abzuwägen ist, wie sehr das alles dann noch in eine Liebesgeschichte gepasst hätte. Diese Waage zu halten, ist der Autorin doch recht gut gelungen.
Erzählt wird die Geschichte i aus der Ich-Perspektive von Anna. Diese lernt der Leser sehr intensiv kennen und auch wenn man viele ihrer Gedanken kennenlernt, so ist es doch alles in allem ein wenig sprunghaft und immer mal wieder muss man innehalten, um noch einmal zu überlegen, auf was Anna da gerade hinaus wollte. Doch je mehr man sie kennenlernt, umso sympathischer wird sie dem Leser. An und für sich ist sie eine Frau, die ihr Leben durchaus mit Humor nimmt. Die Verbundenheit zwischen Anna und Nat ist deutlich spürbar. Die beiden Frauen wuchsen in nicht ganz einfachen Verhältnissen auf und man merkt, wie sehr Nat alles perfekt machen möchte. Dabei wirkt sie durchaus schonmal sehr steif, aber ihre Art kann man nachvollziehen. Pedro ist ein interessanter Charakter, doch gerade seine Herkunft und sein Amt als Priester hätten diese Liebesgeschichte noch intentsiver machen können. Hier hätte ich mir einfach gewünscht, dass er mehr in den Vordergrund gerückt wäre und man seine Zerrissenheit zwischen Amt und Liebe noch mehr verdeutlichen könnte.
Mein Fazit:
 Eine Liebesgeschichte, die auf jeden Fall eins ist: nicht gewöhnlich. Es gibt einige Themen, die mich immer wieder zum Nachdenken brachten, gerade diese Frage, ob es heute überhaupt noch richtig ist, dass es eine Institution wie die Kirche noch immer schafft, vorzugeben, wen man lieben darf. Was mir ein bisschen gefehlt hat, waren die intensiveren Gefühle, ich hätte mich gerne mit den Charakteren verbunden gefühlt, was aber nicht immer gelang. Was mir aber hier richtig gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass diese Geschichte in keinster Weise kitschig wirkt, also wer eine Priester-Liebesgeschichte voller Drama und Schmalz erwartet, ist hier nicht richtig. Eine Geschichte, in die es sich lohnt, einmal hineinzulesen.