Rezension

Anders als ich erwartet habe

Jenseits des Weges
von Sonja Yoerg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Liz hat bisher einige Umwege in ihrem Leben genommen. Sie gibt sich die Schuld am Unfalltod ihres Mannes Gabriel und in ihrer neuen Beziehung mit Dante fehlt es an Vertrauen und Offenheit. Mit einer langen Wanderung auf dem harten und berühmten John-Muir-Trail hofft sie zu sich selbst zu finden, alte Verletzungen zu überwinden und ihren Lebensweg klarer sehen zu können. Deshalb ist sie anfangs überhaupt nicht glücklich, dass sich Dante nun kurzentschlossen anschließt
Der Weg wird Liz und Dante viel abverlangen, nicht nur an körperlichen Strapazen, sondern auch an emotionalen Erschütterungen und Gefahren. Der Weg entwickelt sich fast zu einem Horror Trip, denn schon nach einigen Tagen machen sie unliebsame Bekanntschaft mit zwei Mitwanderern, deren Motive sehr undurchsichtig sind. Aber die Gefahren, denen Liz und Dante ausgesetzt sind, werden ihre Beziehung auf den Prüfstand stellen.
Das Titelbild, das übrigens sehr gelungen ist und die Einsamkeit und innere Einkehr der Hauptperson abbildet und der Klappentext haben mich ein anderes Buch erwarten lassen. Ab der Mitte des Buches nehmen nach und nach Spannung und Bedrohung überhand und aus einer Selbstfindungsgeschichte wird mehr ein Spannungsroman.
Trotz meiner enttäuschten Anfangserwartung habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, es liest sich leicht und spannend wie ein Krimi. Aber die Hauptthemen: der Trail und seine grandiose Landschaft, die innere Einkehr und Aussöhnung von Liz mit ihrem Leben standen ganz im Schatten der realen Gefahren, die ihnen begegnen.
Deshalb blieben mir auch die Hauptpersonen immer etwas fremd, durch die Rückblenden konnte ich die Persönlichkeit von Liz noch eher verstehen als den Charakter von Dante, der mir blass und eindimensional erschien.
Eine schöne Idee wäre es gewesen in der Klappenbroschur eine Landkarte des Trails abzubilden, das hätte mir den Weg und seine Stationen noch näher gebracht.