Rezension

Anders - Ein Krimi, der anders ist

Anders
von Ina Kloppmann

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Gruppe Jugendlicher überfällt zwei Obdachlose und misshandelt sie so stark, dass einer der beiden stirbt. Der aus Berlin stammende Icke überlebt die Tat schwer verletzt. Der Sozialpädagoge Oliver Hartmann soll sich um Icke kümmern. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine besondere Freundschaft. Die jugendlichen Täter rutschen derweil immer weiter in die Kriminalität ab.

Der Schreibstil ist leicht verständlich, so dass die ca. 200 Seiten sehr fix gelesen sind.
Dieser Krimi ist tatsächlich „anders“, denn hier steht nicht die Ermittlungsarbeit der Polizei im Vordergrund. Die Autorin legt ihr Augenmerk auf die Umstände, die bei den Jugendlichen zur Tat geführt haben und wie sie sich danach weiter verhielten. Ebenso auch auf das Leben von Icke nach dieser schrecklichen Tat, wie er sein Leben fortführte und wie er neue Freunde fand. Auf die soziale Randgruppe „Obdachlose“ geht die Autorin warmherzig ein.
Icke, der mir mit seinem Berliner Akzent sehr gut gefiel, wurde wunderbar beschrieben. Es wird aufgezeigt, welche Schicksalsschläge er erleiden musste, durch die er auf der Straße landete. Icke ist mir wirklich sehr ans Herz gewachsen, ein toller Charakter.
Den Sozialpädagogen Oliver fand ich ebenfalls toll beschrieben. Er ist total lebensfroh und hilfsbereit und hat für seine Freunde stets ein offenes Ohr. Die Freundschaft, die sich zwischen ihm und Icke entwickelte, war sehr schön zu lesen.
Auch die Freunde von Oliver spielen eine Rolle und man nimmt an ihren Leben teil. Irgendwann gehört dann auch Icke wie selbstverständlich zu diesem Kreis.
Gelungen fand ich den Einblick in die Gruppe der Jugendlichen und deren soziale Hintergründe. Der Anführer Lukas beeinflusst die anderen so stark, dass diese sich nicht gegen ihn wehren können. Dazu trägt bei, dass sie alle unter Drogeneinfluss stehen. Der Gruppenzwang, der letztlich zu der schrecklichen Tat führt, wird deutlich gemacht. Erschreckend fand ich, dass Lukas die Einsicht fehlte, dass die Tat grausam und falsch war.

Ein Krimi, der sich mit Randgruppen der Gesellschaft beschäftigt und Verständnis für diese schafft. Ich fand das Buch lesenswert und vergebe vier Sterne.