Rezension

Anfängliche Mühe wird belohnt :-)

Drei mal wir
von Laura Barnett

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Jahre 1958 laufen sich die beiden jungen Studenten Eva und Jim erstmals in Cambridge über den Weg. Aus dieser Begegnung entwickeln sich nun drei verschiedene Möglichkeiten: was wäre, wenn… sich die beiden sofort ineinander verlieben würden. Oder wenn sie anschließend weiter getrennter Wege gingen. Oder gibt es auch eine dritte Möglichkeit? Fakt ist, beide spüren eine angenehme Anziehungskraft zueinander, welche sie ihr Leben lang mit sich tragen – in welcher Form auch immer.

Durch drei Versionen eines mehr oder weniger gemeinsamen Lebens begleiten wir die Schriftstellerin Eva und den Künstler Jim über einen Zeitraum von insgesamt rund 60 Jahren. Je nach Version ist mal der eine oder die andere erfolgreicher im Job. Oder aber das Familienleben verläuft hier harmonischer, dort turbulenter, mit mehr oder weniger Kindern… es gibt viel zu entdecken und zu erleben. Dies allerdings hat mich über weite Strecken vor einige Hürden gestellt. So wunderschön das Buch gestaltet ist (!!!), so anstrengend ist es teilweise für mich gewesen, durch die drei verschiedenen Versionen hin- und herzuspringen und dabei den Überblick zu behalten. Man kann sich zwar anhand der Gestaltung wunderbar informieren, in welcher Version man sich gerade befindet, dennoch habe ich oft zurückblättern müssen um nachzusehen, was zuletzt in genau dieser Version passiert ist. Durch diese viele „Kopfarbeit“ und auch größere Zeitsprünge in der Handlung sind mir leider die Hauptpersonen Eva und Jim ein bisschen auf der Strecke geblieben. Am meisten hineingefühlt habe ich mich in den „ewig suchenden“ Jim, aber mehr ist vorerst nicht drin gewesen.

Wohlgemerkt: vorerst ;-) Denn es hat dann einen Punkt gegeben, ab dem ich mich einem stetig wachsenden Sog ausgesetzt gefühlt habe. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich irgendwann an die Versionen gewöhnt habe? Ich bin nicht sicher. Jedenfalls hat es das letzte Drittel des Buches für mich rausgerissen: die Figuren bekommen mehr und mehr Strukturen und werden mir vertrauter,  die einzelnen Versionen erhalten eine eindeutige & nachvollziehbare Richtung und die jeweiligen Beziehungen von Eva und Jim unterscheiden sich vom Grunde her immer weniger voneinander. Denn eines ist ihnen am Ende allen gleich: die besondere Zuneigung zueinander begleitet Eva und Jim ihr ganzes Leben und eine wirklich „richtige“ Version des Lebens, das man lebt, gibt es nicht. Alle drei Varianten fühlen sich an, als könnten sie okay sein. Jede von ihnen mit Höhen und Tiefen – wie das Leben so spielt.

Hervorheben möchte ich noch den sehr angenehmen, fließenden & warmen Schreibstil der Autorin.  Ein eindrucksvoller Debütroman.

Fazit: Die Mühe wird belohnt! Anfangs ein bisschen Durchbeißen, aber dann wird mit soghafter Entwicklung und zunehmend mehr Tiefe sowie liebevoller Aussage entschädigt. Am Ende hat er mich berührt. Bin durchaus gespannt auf weitere Romane dieser jungen Autorin!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 18. Mai 2016 um 23:26

Aber was ist "zunehmend mehr Tiefe" - ich habe mir diese Floskel abgewöhnt oder beschreibe, was sie bedeutet.

Naibenak kommentierte am 19. Mai 2016 um 06:26

Floskel? Hmm...
...dies soll nur die Zusammenfassung im Fazit sein. Etwas mehr beschrieben habe ich im 3. Abschnitt, was ich meine.

wandagreen kommentierte am 19. Mai 2016 um 09:21

Ehrlich gesagt, ist mir die Nichtaussagekraft von "Tiefe" auch erst aufgefallen, nachdem sich eine Autorin mal bitter bei mir beschwert hat - nach einigem Nachdenken gab ich ihr recht. Natürlich hat man eine Ahnung davon, was gemeint sein kann, aber besser ist es, man tut mehr Butter bei die Fische. Wollte ich dir einfach weitergeben, weil ich dich schätze, wie du weißt. Damit gute Rezensionen noch besser werden :D.

Naibenak kommentierte am 19. Mai 2016 um 13:00

Ahja... ;-) Also ich habe ja im Fazit nur zusammengefasst, was ich in der Rezi etwas ausführlicher versucht habe zu beschreiben. Aber mehr Details gehen natürlich immer, das ist wahr. Danke, dass du nochmal erklärt hast, was du meinst ;-)